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WM 2014
In zwei Tagen reisen Mansour Kianfar und sein Sohn Benjamin in den Iran und freuen sich, von dort aus die WM zu verfolgen.     Archivfoto: RMB/Kubenka
In zwei Tagen reisen Mansour Kianfar und sein Sohn Benjamin in den Iran und freuen sich, von dort aus die WM zu verfolgen. Archivfoto: RMB/Kubenka

Fußball ist wie Schachspielen

IRAN Mansour Kianfar ist überzeugt: Seine Nationalmannschaft ist immer für Überraschungen gut

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WIESBADEN. Eine riesige iranische Flagge ziert Mansour Kianfars Wohnzimmer. „Bei uns im Iran hat der Fußball einen Riesenstellenwert“, erklärt der 30-Jährige. Als er drei Jahre alt war, flüchtete seine Familie aus politischen Gründen aus seiner Heimatstadt Neyshabur nach Europa. Nachdem er zwei Jahre in Russland gelebt hatte, zog Kianfar mit seinen Eltern und seinen drei Geschwistern 1989 schließlich nach Berlin. Dort besuchte er neben einer deutschen samstags zusätzlich noch eine iranische Schule, um Persisch zu lernen. „Das bedeutete für mich damals schon viel Stress“, erinnert er sich.

Nach dem Abitur kam Kianfar nach Wiesbaden, um in Frankfurt Maschinenbau zu studieren. „In meinem Job als Maschinenbauingenieur habe ich heute leider nicht mehr so viel Zeit für Fußball wie früher“, sagt er. Trotzdem steht er fast jeden Sonntag auf dem Sportplatz in Bierstadt. Dort treffen sich Mitglieder der Wiesbadener Imam Hossein Moschee, um in Teams gegeneinander anzutreten.

Meistens wird der alleinerziehende Vater dabei von Sohn Benjamin begleitet. „Benjamin ist mit seinen drei Jahren auch schon ein echter Fußballfan und kickt oft mit den Nachbarn im Hof“, erzählt er.

Kianfar glaubt, dass man die iranische Mannschaft bei der WM auf keinen Fall unterschätzen sollte. Das Unentschieden gegen Nigeria im letzten Spiel sieht er bereits als ersten Erfolg. „Das hat gezeigt, dass der Iran immer für eine Überraschung gut ist“, so Kianfar. Er hält im Fußball nicht nur das individuelle Können der Spieler, sondern vor allem auch die Taktik für entscheidend. „Als Profi reicht es nicht mehr, nur gut schießen oder rennen zu können“, sagt er. „In dem Punkt ist Fußball fast ein bisschen wie Schachspielen.“

Kianfar hat einen festen Freundeskreis, mit dem er sich die Spiele der WM am liebsten in Cafés oder Bars ansieht. „Es macht einfach mehr Spaß, in der Gruppe zu gucken“, findet er. „Nur so komme ich richtig in Stimmung.“

In zwei Tagen reist er gemeinsam mit Sohn Benjamin in den Iran. Dort soll der Dreijährige zum ersten Mal seinen Großvater kennenlernen. „Ich freue mich darauf, die WM auch von dort aus zu verfolgen“, sagt Kianfar. „Wenn die Nationalelf spielt, ist das im Iran gerade für die vielen Jugendlichen immer etwas ganz Besonderes.

Aufrufe: 019.6.2014, 18:53 Uhr
Katharina KorbachAutor