2024-05-02T16:12:49.858Z

Querpass

Der Stahl von Union ist nur noch Schrott

Vor drei Jahren kaufte Fürstenwalde ein Tribünendach vom 1. FC Union Berlin - dessen Träger beim Abbau unbrauchbar gemacht wurden

Im Friesenstadion von Fürstenwalde liegt ein Berg Schrott. Eigentlich sollte das, was da lagert, längst die Zuschauertribüne der S-OS-Arena, der Spielstätte des FSV Union Fürstenwalde, überdachen. Der Termin für den Aufbau wird seit drei Jahren immer wieder verschoben. Jetzt gibt es Streit mit dem FC Union Berlin, der die Träger einst verkaufte.

Denn als das Dach in der Alten Försterei 2012 abgebaut wurde, hatte es der Namensvetter erworben, "nur zu einem Schrottpreis", wie FSV-Manager Sven Baethke damals stolz frohlockte. Denn: ein neues Stadiondach hätte 400 000 Euro gekostet. 18 000 Euro hat man für das Gebrauchte gezahlt - per Vorkasse. 50 000 kostete der Abbau und der Transport nach Fürstenwalde.Inzwischen ist Katerstimmung beim Fünftligisten eingezogen. Der "Schrottpreis" scheint von "Eisern Union" damals wörtlich gemeint gewesen zu sein. In verschiedenen Medien äußerte sich der Manager jetzt enttäuscht: "Wir haben nur schwer verwertbaren Schrott bekommen."
Tatsache ist, dass man in Berlin die 13 Träger, auf denen das Dach lagerte, einfach nur in knapp zwei Metern über dem Betonfundament gekappt hatte. "Das war anders vereinbart, wir sollten das gesamte Ständerwerk erhalten", sagt der Präsident des FSV Union, Hans-Ulrich Hengst. Allerdings gibt er zu, man habe die Auswirkung dieser Kappung damals unterschätzt. Fachleute haben nun offenbar klar gemacht, dass man die gekürzten Träger nicht einfach so verwenden darf, sondern neue braucht. Das treibt die Kosten in die Höhe, rund 100 000 Euro wurden schon für das Projekt ausgegeben.Nun will man Hilfe vom Zweitligisten. Hengst schrieb deshalb an den 1. FC Union. Dass von dort kein Geld komme, sei ihm klar, aber ein Gespräch darüber, was man gemeinsam tun könne, habe er erhofft - zum Beispiel ein Freundschaftsspiel, mit dem man etwas Geld für den Bau eintreibt. Eine Antwort blieb aus, für eine Hilfe bestehe keine Veranlassung, ließen die Berliner über die Medien mitteilen. Selbst das bereits vereinbarte Spiel wurde kurzfristig abgesagt.
Auch von der Stadt kann der Verein finanzielle Unterstützung kaum erwarten, obwohl Hans-Ulrich Hengst auch Fürstenwaldes Bürgermeister ist. Zuschüsse für Investitionen im Friesenstadion oder der S-OS-Arena, wo 22 Mannschaften trainieren, werden von den Stadtverordneten mit Argusaugen betrachtet, erst kürzlich wurde der Bau eines Kunstrasenplatzes aus dem Haushaltsplan eliminiert.Es sieht also so aus, dass die Fans auf der Tribüne in Fürstenwalde bei schlechtem Wetter weiter im Regen sitzen werden, auf 500 Sitzen, die der Verein vor vier Jahren gebraucht erwarb - vom 1. FC Union Berlin.

Aufrufe: 024.7.2015, 08:27 Uhr
MOZ.de / Uwe StemmlerAutor