2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines

Yusuf Cam macht beim FSV Rheinfelden einen guten Eindruck

In der Vita des 24-jährigen Offensivspielers stehen schon viele Clubs - doch ist sein bisheriger Ruf unbegründet?

Fünf Vereine in fünf Jahren: Wer auf seine Transfergeschichte blickt, schiebt Yusuf Cam schnell in die Schublade des Wandervogels. Seit dieser Saison kickt der versierte Offensivspieler für den Landesligisten FSV Rheinfelden. Doch woher rührt Cams Ruf als schwieriger Spieler - und ist dieser etwa unbegründet?
Im Fußball, im großen Business, wie auf den Dorfsportplätzen um die Ecke, wird viel geredet. Der TV-Doppelpass, die Vereinskneipen in der Landesliga, die Zuschauerplätze in der Kreisliga – es sind die reinsten Quatschbuden, was einen gewissen Unterhaltungswert bietet. Irgendwann können aus Gequassel aber angebliche Wahrheiten werden. Wenn es oft genug wiederholt wurde, interessiert es niemanden mehr, ob was dran ist an dem, was irgendwann die Runde machte und Jener vu Sellem g’hört hätt.

Yusuf Cam gilt als schwieriger Spieler, heißt es. Klassefußballer, aber emotionaler Typ mit erhöhter Reizbarkeit. Als der heutige Landesligaspieler des FSV Rheinfelden zu einem neuen Verein kam, und das war in den vergangenen fünf Jahren fünfmal der Fall, habe er gespürt, wie er unter Beobachtung gestanden habe, sagt Yusuf Cam, „und nach der ersten blöden Aktion hieß es gleich, na klar, er“. Auch bei den Unparteiischen der Bezirksliga habe er wohl einen einschlägigen Ruf genossen, entsprechend eilig und rigoros hätten manche entschieden. „In der Landesliga“, berichtet Cam, „kennen die Schiedsrichter meinen Namen nicht, da ist alles ganz normal.“

Yusuf Cam: „Es hieß, ich hätte Probleme mit Trainern.“

Vermutlich liegt der Ursprung in seinem Abgang beim FC Steinen-Höllstein begründet, es gab 2013 ein paar kleinere Schlagzeilen, kein großes Ding eigentlich, es ging um Deutungshoheit bei der Trennung, „aber danach hat es angefangen, es hieß immer, ich hätte angeblich Probleme mit meinen Trainern gehabt“, und die zu finden, ist fürwahr ein Problem. Beim FC Wallbach hat er gespielt, beim FC Wehr, SV Schopfheim. Aus manchem Verein ist zu hören, dass Cam sich nach Verletzungen schwer tat, sich hinten anzustellen beim Startelf-Casting (Cam: „Stimmt nicht“), und auch an einer gewissen Heißblütigkeit scheint was dran zu sein. „Vielleicht ist er ja etwas ruhiger geworden“, sagt einer seiner Ex-Trainer, doch fast alle eint der Standpunkt, dass Cam, 24, ein ganz normaler Kerl ist. Unter dem Strich stand: kein Streit, kein böses Blut.

„Also ich find’ ihn sehr umgänglich“, sagt der Rheinfelder Trainer Marc Jilg. Cam, der beim SV Weil, FC Wallbach und SV 08 Laufenburg in der Jugend begann, sei mit ganzem Herzen dabei, „bei uns macht er einen guten Eindruck, ist immer im Training, ist fleißig und fit“. Dass dies eine kurze Episode sein wird, davon geht Jilg nicht aus. Cam hat es in der Hand. Dass sie beim FSV konsequent sind, zeigte die vergangen Saison: Giuseppe Catanzaro wurde ein Wechsel ans Herz gelegt, „weil er sich nicht einfügen wollte“, sagt Jilg.

Marc Jilg: „Yusuf ist pfeilschnell, geht gerne in die Tiefe.“

Cam begann beim FSV auf den offensiven Außen, rückte dann auf die Zehn, „da fühle ich mich wohl, ich bin nicht so der Läufer“, sagt er. Das Potenzial des Auszubildenden (Industriekaufmann) aus Bad Säckingen ist unbestritten, beim FSV hat er schon wieder drei Tore in sieben Partien erzielt. „Er kann Spiele entscheiden, ist pfeilschnell“, sagt Jilg, und da er mit Jeremy Stangl als Sturmspitze die passende Ergänzung hat, sei man offensiv schwer zu berechnen, was eine Offensiv-Prämisse der FSV-Trainer Jilg/Anton Weis ist. „Jeremy ist einer, der den Ball halten kann, sodass wir uns auch mal erholen können. Und Yusuf geht gerne in die Tiefe, mit Ball oder wird geschickt. Sie spielen es vorne gut aus“, sagt Jilg.

Beim 0:5 in Herbolzheim am letzten Spieltag fehlte Cam, gegen den SV Weil, wenn wieder der komplette Kader zur Verfügung steht, ist er zurück. Gegen Solvay Freiburg hatte Cam Gelb-Rot bekommen, nach einer harmlosen Reaktion auf eine Tätlichkeit. „Da habe ich ich ihn das erste Mal etwas explosiver erlebt“, sagt Jilg. „Ich weiß allerdings nicht, ob andere in der Situation so ruhig geblieben wären wie Yusuf.“
Aufrufe: 012.10.2017, 21:00 Uhr
Uwe Rogowski (BZ)Autor