2024-05-08T11:10:30.900Z

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Lobende Worte von der Konkurrenz: Der FSV habe sich unter dem Trainerduo Anton Weis (links) und Marc Jilg positiv entwickelt. | Foto: Gerd Gründl
Lobende Worte von der Konkurrenz: Der FSV habe sich unter dem Trainerduo Anton Weis (links) und Marc Jilg positiv entwickelt. | Foto: Gerd Gründl

Fehlt dem FSV Rheinfelden die Qualität für die Landesliga?

Im dritten Jahr in Folge bangen die Rheinfelder Kicker um den Klassenerhalt

Abstiegskampf. Schon wieder. Der FSV Rheinfelden ist das Bangen um den Landesliga-Verbleib zwar gewohnt, doch in diesem Jahr galt der Club nicht unbedingt als Kandidat für einen Abstiegsplatz. Fehlt es der Mannschaft an der nötigen Qualität - oder gibt es andere Gründe für die tabellarische Situation?
Wäre der FSV Rheinfelden ein nordamerikanischer Club, ein origineller Beiname müsste her. In den traditionsreichen Sportarten des Kontinents in der Beliebtheitsskala vorne: Tiernamen. Die Rheinfelder Fußballer könnten sich des Wappentiers ihrer Stadt annehmen – „Rheinfelder Lions“. Der Löwe, ein König, ein Dominator. Kraftvoll und respekteinflößend. Doch könnte der FSV auch als „Rheinfelder Marmots“ durchgehen. Murmeltiere. Putzige Zeitgenossen, ab und an zeigen sie ihre Zähne, doch am liebsten möchte die Konkurrenz sie streicheln.

Beim FSV grüßt das Murmeltier jährlich: vierte Landesliga-Saison, zum dritten Mal in Folge in Abstiegsgefahr. Mangelt es dem Tabellen-13. an der Liga-Tauglichkeit? Bei der Konkurrenz ergibt sich ein einhelliges Meinungsbild, und das deutet nicht auf ein generelles Qualitätsproblem hin. Die individuelle Klasse sei teils „wahnsinnig gut“, sagt ein Landesliga-Coach. Regisseur Anton Weis glänzt mit Ballgefühl, Jeremy Stangl hat sich als Torjäger eine hohe Reputation erarbeitet.

Doch müssen die vielen begabten Einzelspieler eine funktionierende Einheit bilden. „Die Rädchen greifen noch nicht so“, sagt Marc Jilg. Unter dem Trainerduo Jilg/Weis soll der FSV „den Rhythmus bestimmen“. Dominant auftreten – wie Löwen. Wie sich das Trainerduo vorstelle, Fußball zu spielen, auf dem Weg dorthin „haben wir einen guten Schritt gemacht“. In der Liga sind über die fußballerische Entwicklung des FSV unter Jilg/Weis lobende Worte zu hören, die Rheinfelder hätten sich in punkto Struktur und Aufbau verbessert, seien kämpferisch stark.

Am Strafraum wird aus dem Rheinfelder Löwen indes ein Murmeltier. Ab und zu beißt es, aber richtig gefährlich wirkt es nicht. Putzig eben. Bis zum Sechzehner wird dem FSV eine gute fußballerische Anlage attestiert. Aber es mangele an der Konsequenz, der Vollendung der Angriffe. „Sie versuchen auch immer, es schön zu spielen“, heißt es. Auch Jilg sieht den Hang seiner Elf, sich gelegentlich zu verkünsteln. „Wir müssen cleverer, frecher in der Box sein“, fordert Jilg. Geradliniger agieren, einfache Pässe spielen, auch mal aus 20 Metern abziehen und auf den zweiten Ball gehen. Alles „Automatismen“, und diese zu verinnerlichen benötigt Zeit.

Die offensive Produktivität ist ein Problem des FSV. Für Jilg ein weiterer, wesentlicher Faktor, warum sein Team den guten Saisonstart nicht bestätigen konnte: die Defensivarbeit. Zu viele Fehler nach Balleroberung moniert der Coach, „wir treffen im Umschaltspiel falsche Entscheidungen“. Eine zusätzliche Beobachtung der Konkurrenz: Den Rheinfeldern fehle es auch an Konstanz über 90 Minuten.

Gesprächsbedarf wegen der fehlenden Disziplin

Zwar verfügen die Rheinfelder über eine erfahrene Achse mit Torhüter Dany Quintero, Abwehrchef Lucas Eschbach, Weis und Stangl, doch ist das FSV-Team teilweise relativ jung und unerfahren. Die Winterneuzugänge Massimo De Franco und Sascha Strazzeri beispielsweise zählen zu jenen Akteuren, die „in der Landesliga noch Fuß fassen müssen“, so Jilg.

Zudem stehe sich der FSV auch immer wieder selbst im Weg, ist zu hören. 93 Gelbe Karten – einsame Spitze in den südbadischen Landesligen. Da wäre manchmal mehr Murmeltier, weniger Löwengebrüll besser. Wegen der Disziplin „hatten wir in den letzten zwei Wochen viele Gespräche“, sagt Jilg. Ein Problem sei die Ungeduld, vergrößert durch den Druck im Abstiegskampf. Sie behindert das Aufbau- und Angriffsspiel und wirkt sich negativ auf die Disziplin aus. Nur jede dritte Verwarnung kassiere der FSV wegen eines Fouls, schätzt Jilg, die Mehrzahl jedoch aufgrund verbaler Verfehlungen.

Immer wieder sind Leistungsträger gesperrt, zuletzt Quintero für drei Spiele. „Es ist schwer, keine wirkliche Nummer zwei zu haben“, bekennt Jilg. Auf diesem Niveau hat fast jeder Club einen adäquaten Backup. Für die kommende Saison stehe ein neuer Torhüter „vor der Unterschrift“, so Jilg, und der soll mit Quintero um die Nummer eins konkurrieren.

In welcher Liga, das ist noch offen. Die Konkurrenz sieht gute Chancen für den FSV – auch weil derzeit drei statt vier Absteiger wahrscheinlich sind. Am Samstag gastiert Rheinfelden beim SV Weil, „wir wollen uns vor keiner Mannschaft verstecken“, sagt Jilg. „Und wenn wir mit dem Rücken zur Wand stehen, sind wir stärker.“ Das spräche dann wohl doch eher für die Namenswahl Rheinfelder Löwen.
Aufrufe: 026.4.2018, 19:00 Uhr
Matthias Konzok (BZ)Autor