2024-04-29T14:34:45.518Z

Ligavorschau
Ingo Kahlisch schaut dem Regionalliga-Comeback seines FSV Optik Rathenow entgegen. Foto: Kammerer
Ingo Kahlisch schaut dem Regionalliga-Comeback seines FSV Optik Rathenow entgegen. Foto: Kammerer

Auf geht’s in die "geilste Regionalliga"

Rathenow-Coach Ingo Kahlisch: "Das ist wie die Champions League für den FSV Optik. Da wollen wir drin bleiben!“ - ein Gespräch über Ambitionen und das liebe Geld.

Die Optik-, Kreis- und Havelstadt Rathenow hat wieder angeklopft, die Regionalliga Nordost lässt den FSV hinein. In einer Woche wird die Saison 2018/2019 angepfiffen. Sie beginnt für die Optiker am Samstag, 28. Juli, um 13.30 Uhr mit einem Heimauftritt. Sie können wieder mitspielen in der Liga, in der manche bereits mit Millionen hantieren. Wie ist wohl die finanzielle Ausgangslage bei den Havelländern?

Über das zur Verfügung stehende Geld spricht Sportchef und Trainer Ingo Kahlisch nicht gern. Aber er betont, dass das Sponsoring nicht mit dem sportlichen Erfolg mithält. Im Grunde genommen spiele Rathenow, was die finanziellen Möglichkeiten betrifft, eine Liga zu hoch. In dieser Hinsicht sieht Kahlisch den FSV ganz klar am Tabellenende. Eine Etage tiefer, also in der Oberliga Nord, würde man sich im Mittelfeld bewegen.

Freilich würden Vergleiche mit Vereinen wie dem 1. FC Lokomotive Leipzig hinken, wo wohl wieder ein Etat mit siebenstelliger Zahl zur Verfügung steht. Für direkte Vergleiche zieht Kahlisch gern die Kreisstadt Auerbach im Vogtlandkreis und den dortigen VfB heran. Von der Einwohnerzahl her und den Möglichkeiten ähneln sich Rathenow und Auerbach. Dort ist mit Manfred Deckert ein bekannter ehemaliger Skispringer und somit Sportfreund der Bürgermeister, der sicherlich hier und dort seinen Einfluss geltend macht oder potentiellen Sponsoren gut zuredet. Letztlich ist in Auerbach von einem Etat in Höhe von 700.000 bis 800.000 Euro die Rede, wie Kahlisch meint. Dieser sei deutlich höher als der der Rathenower.

In der Regel, so zeigt es Kahlisch die Realität im Osten Deutschlands, sind es kommunale Energieversorger, Entsorgungsunternehmen oder Sparkassen, die als Hauptsponsoren agieren. Bekanntlich ist das sogar beim Landesligisten TSV Chemie Premnitz so, wo auf den Trikots das Logo der Stadtwerke prangt. Beim FSV Optik kommen die Brandenburgische Boden GmbH, die Mittelbrandenburgische Sparkasse (MBS) sowie die OHST Medizintechnik AG aus Rathenow auf die Trikots. Letzteres Unternehmen ist Hauptsponsor.

Die Fielmann AG, der Platzhirsch der optischen Industrie in der Optikstadt Rathenow hat mit dem FSV Optik werbetechnisch wohl keine Ambitionen. Warum es derweil auch im Osten des Landkreises nicht gelingt, einen prominenten Sponsor wie Amazon oder Zalando zu gewinnen, erklärt Kahlisch mit der für die Großunternehmen wohl zu geringen Bedeutung der Vereine in Regional- und Oberliga. So würden ja auch Mercedes Benz (Ludwigsfelde) und Rolls Royce (Dahlewitz) bei den Vereinen vor Ort nicht als Hauptsponsoren in Erscheinung treten. „Weltunternehmen unterstützen nur den ganz großen Sport. So wie Mercedes Benz die deutsche Fußballnationalmannschaft“, wie Kahlisch meint.

Dabei kommt die Regionalliga Nordost, medial gesehen, durchaus groß raus. Dafür sorgt größtenteils der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR). Sofern es sich um Spiele mit Beteiligung von Vereinen aus dem MDR-Zuständigkeitsbereich handelt, ist der Sender mit einem Kamerateam dabei - auch in Berlin und im Brandenburgischen. Der Fußball bringt also auch Rathenow ins Fernsehen. „Sport im Osten“ heißt das MDR-Sendeformat.

Ob die Kreisstadt Rathenow und der Landkreis Havelland den FSV Optik wohl als funktionierendes Marketinginstrument wahrnehmen? Ingo Kahlisch sagt, dass sich zuletzt der Bürgermeister dazu geäußert hat. Demnach wolle er sich, so erklärte Ronald Seeger tatsächlich in der Pressekonferenz nach dem letzten Oberligaspiel mit anschließender Meisterschaftsfeier am 3. Juni, verstärkt einsetzen: „Die Stadt weiß um die Probleme. In der Regionalliga benötigt der FSV mehr Geld. Dazu brauchen wir ein Konzept für den FSV Optik, daran arbeiten wir in den nächsten Wochen.“ Derzeit befindet sich Seeger im Urlaub.

Ob mit oder ohne kommunales Unterstützungskonzept - Fußballlehrer Ingo Kahlisch befindet sich in einer Jubiläumsphase. Seine Trainertätigkeit in Rathenow begann 1989. Er befindet sich hier demnach im 30. Trainerjahr, das er im Juni mit der Meisterschaft in der Oberliga Nord bereits krönen konnte. Eine Etage höher dürfte er sich schon über weit weniger freuen. Wenn er aber vor Wochen frohlockte, dass sich der FSV Optik auf dem Weg in die „geilste Regionalliga“ befindet, weiß er, wovon er spricht. Denn da kommt reichlich fußballerische Prominenz an die Untere Havel: Lokomotive Leipzig, Rot-Weiß Erfurt, Chemnitzer FC, BFC Dynamo, Babelsberg 03 etc. „80 Prozent der Vereine arbeiten unter Profibedingungen. Das ist wie die Champions League für den FSV Optik. Da wollen wir drin bleiben!“, so das klare Ziel, „auch für die Region!“

Aufrufe: 020.7.2018, 11:35 Uhr
MOZ.de / René WernitzAutor