2024-04-25T14:35:39.956Z

Aufreger der Woche
– Foto: Thomas Rinke

FSV Münster zieht drastische Konsequenzen

KLC Dieburg: C-Ligist meldet nach der Attacke auf einen Schiedsrichter seine Mannschaft ab / Schläger war zuvor vereinsintern gesperrt

Das wars dann also: Die FSV Münster hat ihre Mannschaft aus der C-Liga Dieburg mit sofortiger Wirkung abgemeldet. "Die Spieler werden sich noch einmal treffen, nehmen ihre persönlichen Sachen mit - und dann ist es vorbei", sagte FSV-Vorsitzender Peter Samoschkoff am Dienstagmorgen. Die gespielten Partien der FSV bleiben in der Tabelle, die nicht mehr absolvierten werden allesamt mit 3:0 Toren und drei Punkten für den Gegner gewertet.
Am Sonntag hatte ein Münsterer Spieler in der Partie gegen den TV Semd in der 85. Minute nach einem Platzverweis den Schiedsrichter mit einem Faustschlag niedergestreckt, dieser wurde mit einem Rettungshubschrauber in die Uni-Klinik Mainz geflogen. Das Spiel war abgebrochen worden.

Am Montagabend hatte sich der Vorstand um Samoschkoff zu einer Krisensitzung getroffen, bei dem Treffen war auch Spielertrainer Sabri Dogru dabei gewesen. Dieser bat noch einmal darum, die Mannschaft nicht kollektiv für den Ausraster eines Einzelnen zu bestrafen – doch damit kam er nicht durch. Große Debatten gab es nicht. „Wir melden uns ab, dann sind wir auf der sicheren Seite. Eingebracht wurde noch der Vorschlag, die Mannschaft aus der Liga zu nehmen, sie aber weiter trainieren zu lassen. Aber wir wollten auf der sicheren Seite sein. Ja oder Nein – eine andere Lösung gab es für mich nicht“, sagt Samoschkoff.

Die Spieler sind mit sofortiger Wirkung freigestellt, sie können sich einen neuen Verein suchen, wenn sie weiter spielen wollen. Eine ähnliche Situation gab es schon einmal vor fünf Jahren bei der FSV, damals verabschiedete sich ein Spieler, der gleichzeitig Hauptsponsor der Mannschaft war. Einige Spieler gingen mit– die Mannschaft gab es nicht mehr. Bis vor drei Jahren einige Spieler um den damals neuen Spielertrainer Sabri Dogru auftauchten und fragten, ob sie bei der FSV kicken könnten.

„Natürlich haben wir damals Ja gesagt, und bis jetzt lief es ja auch ganz gut“, erinnert sich Samoschkoff. Einige Dogrus spielten bei der FSV, sie stammen allesamt aus dem kurdischen Raum. Doch auch Deutsche spielten in der Mannschaft. „Das war alles nie ein Problem“, sagt Samoschkoff. Allerdings habe es durchaus mal Vorfälle gegeben, räumt er ein. „Außerhalb des Platzes sind sie alle okay. Aber auf dem Spielfeld setzt manchmal das Hirn aus.“

Das Kapitel Fußball bei der FSV ist somit erst einmal beendet, dem Schläger stehen indes schwere Wochen bevor. Er dürfte einer Zivilklage des Schiedsrichters entgegensehen, die Sportgerichtsbarkeit dürfte eine harte Strafe fällen. Dass er die Kosten für den Spielabbruch und vor allem für den Hubschraubereinsatz tragen muss, ist nicht ausgeschlossen. „Das geht alles so in Ordnung“, will sich Samoschkoff mit der Frage nach einem Strafmaß nicht lange aufhalten. Der Spieler hat Hausverbot, „er braucht sich nicht mehr blicken lassen“, sagt der Vorsitzende. „Er kann sich ja vor Gericht entschuldigen, aber hier ist die Zeit für ihn vorbei.“

Der Täter war zuvor drei Spiele nicht im Kader gewesen – aber nicht etwa, weil er eine Rote Karte gesehen hatte, sondern weil der Vorstand einen internen Regel-Kanon verabschiedet hatte, demzufolge solche internen Sperren möglich waren. Genau das traf auf den Schläger vom Sonntag zu. „Ich weiß gar nicht mehr, warum er nicht spielen durfte. Er hatte sich auf jeden Fall irgendwo nicht richtig verhalten, deshalb musste er pausieren“, sagt Samoschkoff. Solche Strafen seien nicht unüblich gewesen, der Vorstand habe mit dieser Maßnahme reagiert, weil ab und zu etwas schief lief, etwa weil nach einer Gelben Karte lautstark gemeckert wurde. In der Fairplay-Wertung der C-Liga lag die FSV im Mittelfeld, Auffälligkeiten gab es nicht.

Schockiert ist der FSV-Vorsitzende derweil darüber, was er alles so lesen musste in den Stunden und Tagen nach dem Vorfall. „Es hieß sogar, dass ich bedroht werde – so ein Quatsch“, ärgert er sich. Aber viel mehr noch ärgert er sich über Mails an ihn und den Vorstand, in denen Dinge stehen wie „Bei der FSV lernt man, wie man dem Schiedsrichter auf die Fresse haut!“ oder „Alle sofort zurück nach Kurdistan!“.

Samoschkoff steckt dies weg – und kündigt an, dass sich der Verein natürlich bei dem Schiedsrichter entschuldigen werde. Eine Idee, wie solche Vorkommnisse verhindert werden können, hat Samoschkoff nicht wirklich. Er regt jedoch an, deutlich härter – und vor allem früher – durchzugreifen. „Jeder Spieler, der einen Schiedsrichter bedrängt, sollte für ein Jahr gesperrt werden“, sagt der FSV-Vorsitzende. „Dann wäre ruckzuck Ruhe.“ Für die FSV käme eine solche Regel freilich zu spät.

Aufrufe: 029.10.2019, 10:58 Uhr
Jan FelberAutor