2024-05-08T14:46:11.570Z

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Kisten treffen und Kisten kaufen

INTERVIEW: +++ Maurizio Berti und Marco Moscaguili über ihre Anfänge und die Atmosphäre beim SV Annerod +++ Goalgetter kündigt starke Rückrunde an +++ Talent will mit Vater auf dem Platz stehen +++

Es ist Winterpause, selbst in der Halle wird kaum noch gekickt. Wie gut, wenn man da plötzlich solche Perlen im Postfach findet! Denn der SV Annerod hat für seine Vereinszeitung ein sehr interessantes Doppelinterview geführt, was wir euch - natürlich abgesprochen - nicht vorenthalten wollen. Eine lesenswerte Kombination aus Debütanten-Motivation (Berti) und Torjäger-Routine (Moscagiuli).

Lieber Marco, lieber Maurizio! Bitte stellt euch den Lesern der Stadionpost kurz vor.

Maurizio Berti: Ich bin 19 Jahre alt, wohne in Oppenrod und habe bisher in Oppenrod und Großen-Buseck Fußball gespielt.

Marco Moscaguili: Ich bin 31 Jahre alt, wohne in Gießen und meine bisherigen Vereine sind der FC Burgsolms, die FSG Biebertal, der ASV Gießen und die FSG Lollar/Staufenberg.

Ihr beide seid seit dieser Saison Spieler des SV Annerod. Mauri, du hast durch deinen Vater Riccardo, der schon seit Ewigkeiten beim SVA aktiv ist, schon länger eine "Beziehung" zum SVA. Was hat dich, neben der Aussicht, mit deinem Vater in einem Team zu spielen, vom Wechsel nach Annerod überzeugt?

M.B.: Ich war schon als kleines Kind hier in Annerod auf dem Sportplatz,wenn mein Vater gespielt hat und es war schon immer mein Wunsch später einmal mit ihm in einer Mannschaft zu spielen. Ausschlaggebend war auch, dass ich schon in der letzten Saison einige Male zur Probe mittrainiert habe und es mir da schon sehr gut gefallen hat.

Hast du denn inzwischen schon mit deinem Vater zusammen gespielt?

M.B.: Bis jetzt leider noch nicht, aber vielleicht kann ich demnächst, wenn die erste Mannschaft spielfrei hat, in der zweiten Mannschaft spielen und dann klappt es.

Marco, diese persönliche Verbindung wie Mauri hattest du nicht zum SVA, warum hast du dich für einen Wechsel "Auf die Platte" entschieden?

M.M.: Hauptsächlich lag das an Flo Spies (sportlicher Leiter des SVA), mit dem ich schon seit längerer Zeit Kontakt habe und der immer pünktlich zur Wechselfrist im Sommer und Winter durchgeklingelt und wegen eines Wechsels angefragt hat. Das letzte Jahr in Lollar war ziemlich durchwachsen und ich wollte gerne was Neues machen. Die letzten Jahre habe ich immer in Vereinen gespielt, die oben in der Tabelle angesiedelt waren, und da war Annerod nach der letzten Saison das absolute Gegenstück dazu. Diese Herausforderung, den SVA wieder etwas weiter nach oben zu bringen, hat mich gereizt und bisher hat das ja auch ganz gut geklappt.

Nach knapp einer halben Saison: Fühlt ihr euch beim SVA schon heimisch? Und wenn ja, was hat euch den Einstieg hier erleichtert?

M.B.: Wir beide wurden von den Leuten hier total gut aufgenommen und es herrscht eine tolle Atmosphäre im Training. Die Stimmung innerhalb der Mannschaft und auch mit dem Trainerstab passt einfach!

M.M.: Auf jeden Fall! Es herrscht eine super Kollegialität hier und es gibt für jede Kleinigkeit eine Kiste. Das lockert natürlich die Stimmung (lacht). Unser Torwart der Jason Weiß ist da sehr hinterher und bei irgendwelchen Strafen und Vergehen werden gleich die Kisten verordnet.

Marco, du hast schon in einigen Vereinen gespielt. Gibt es irgendetwas, das den SVA von deinen vorherigen Stationen unterscheidet und auszeichnet?

M.M.: Es ist wirklich so, dass es sehr familiär zugeht und man als Neuzugang sofort integriert wird, das hat man in wenigen Vereinen. Ich kann mich an das erste Training hier erinnern, ich kannte außer dem Flo Spies niemanden so richtig und schon nach ein paar Minuten stand ich mit fünf, sechs Spielern zusammen und habe mit denen gesprochen, als würden wir schon zehn Jahre zusammen spielen. Das ist schon außergewöhnlich.

Euch trennen ja etwa 12 Jahre, wie ist das Verhältnis zwischen den erfahrenen und jungen Spielern innerhalb der Mannschaft? Welche Rolle nehmt ihr jeweils innerhalb der Truppe ein?

M.M.: Wir haben eine sehr junge Truppe, ich bin mit 31 Jahren der Älteste, aber ich fühle mich nicht so. Ich habe den Eindruck, dass bei uns nicht diese klassischen Hierarchie herrscht, wo die älteren Spieler immer sagen, wo es langgeht.

M.B.: Ich sehe das ähnlich wie Marco. Wobei ich als junger Spieler im ersten Jahr im Seniorenbereich auf dem Platz schon noch manchmal etwas aufgeregt bin, und da nehme ich die Hilfe von den erfahreneren Spielern wie Marco oder Christian Plan gerne an.

Nach der glücklichen Rettung in der Relegation in der vergangenen Saison spielt der SVA nun im vorderen Drittel der Tabelle mit, habt ihr damit gerechnet, oder seid ihr von der positiven Entwicklung etwas überrascht?

M.B.: Überrascht ist vielleicht das falsche Wort, als ich hierher kam habe ich eine super Truppe gesehen und war der Ansicht, dass es im Gegensatz zur letzten Saison wieder nach oben gehen sollte.

M.M.: Ich bin auch nicht sonderlich überrascht, wobei ich das Niveau in der A-Liga diese Saison im Vergleich zum letzten oder vorletzten Jahr auch nicht so hoch finde. Burkhardsfelden oder Besa Gießen, die ich im oberen Drittel erwartet hatte, sind nicht so gut gestartet und kommen erst jetzt ins Rollen, das soll aber unsere Leistung nicht schmälern. Die gute Entwicklung hängt auch mit unserem Trainer Dirk Luley zusammen, der ein überragendes Training macht.

Wenn man die jetzige Mannschaft mit der von der letzten Saison vergleicht, fällt auf, dass mit dir, Marco, nun endlich wieder ein echter Torjäger auf dem Platz steht. Bist du mit deiner Ausbeute von bislang 13 Toren zufrieden und setzt du dir vor einer Spielzeit ein Ziel, wie viele Tore es mindestens werden sollen?

M.M.: Vor der Saison schwebt immer die Zahl "30" im Raum, ich sage da nicht gerne etwas dazu. Ich will mich da nicht unter Druck setzen. Zur jetzigen Ausbeute, es hätten schon 36 sein können, das ist das dramatische dabei (lacht). Meine richtig starke Zeit kommt eigentlich immer ab Anfang der Rückrunde, so ab März, April, dann habe ich über den Winter die Akkus aufgeladen und bin körperlich in der besten Verfassung. In der Vergangenheit habe ich in dieser Zeit 60 bis 70 Prozent meiner Tore gemacht. Die 13 Tore zum jetzigen Zeitpunkt sind vergleichbar zu den letzten Jahren, das passt schon.

Mauri, du befindest dich in deiner ersten Saison als Aktiver. Hast du damit gerechnet, dass dir der Übergang aus der Jugend so leicht fällt, und wo liegen für dich die Hauptunterschiede zwischen dem Junioren- und Seniorenbereich?

M.B.: Das Körperliche ist auf jeden Fall ein sehr großer Unterschied zur Jugend. Auch taktisch ist viel mehr geplant, in der Jugend hat ein extrem schneller Spieler oft schon ausgereicht, um Spiele zu gewinnen. Im Herrenbereich kriegt man als schneller Spieler schon mal "einen mit", was es in der Jugend so kaum gab. Ich hatte natürlich gehofft, dass ich mich schnell einlebe und den Sprung in die erste Mannschaft schaffe, aber ich hatte schon gedacht, dass ich vielleicht erstmal ein paar Spiele in der zweiten Mannschaft mache, um mich zu zeigen, aber dass es jetzt so gut geklappt hat, freut mich natürlich extrem und hat mich schon ein bisschen überrascht.

M.M.: Mich überrascht das überhaupt nicht, für mich ist Mauri in diesem Alter in der Liga ein Ausnahmetalent und da ist noch einiges nach oben möglich.

Aktuell liegt der SVA auf dem fünften Tabellenplatz, was denkt ihr, was in dieser Runde noch möglich ist und habt ihr eigentlich schon für die nächste Saison unterschrieben?

M.B.: Mein Ziel ist auf jeden Fall noch längere Zeit in Annerod zu bleiben und damit ist es sehr sicher, dass ich auch nächste Saison noch hier spielen werde. Mit Platz fünf zum Saisonende wäre ich sehr zufrieden angesichts der letzten Runde.

M.M.: Ich sehe das bisschen anders, mit Langgöns gibt es eine überragende Mannschaft, die wahrscheinlich durch marschiert. Allerdings sind fünf, sechs Punkte Rückstand bis zum zweiten Platz in der A-Liga gar nichts. Ich denke, wir sollten die Chance nutzen und versuchen, soweit wie möglich oben mitzuspielen. Und zu meiner Zukunft, ich brauche ein intaktes Umfeld und das ist hier gegeben. Es spricht nichts dagegen, hier noch einige Jahre zu spielen, oder sogar hier die Schuhe irgendwann einmal an irgendwelche Nägel aufzuhängen.

Vielen Dank für das Interview und noch viel Erfolg für euch beide für die Zukunft.

Aufrufe: 07.2.2017, 12:23 Uhr
Redaktion Autor