2024-05-02T16:12:49.858Z

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– Foto: Jochen Classen

Shinta Appelkamp: "Ich versuche, immer gut zuzuhören"

Fortunas Mittelfeldhoffnung Shinta Appelkamp über seine Verletzung, Nachwuchsarbeit und Nationalmannschafts-Träume.

Das Videointerview mit Shinta Appelkamp beginnt mit einer Überraschung. Fortunas Mittelfeldspieler präsentiert sich am Schreibtisch vor einer Glasfront, die eine tolle Aussicht auf die Dächer einer Hochhauslandschaft bietet. Ein Abstecher nach Manhattan?

Nach einem kurzen Gespräch über die Örtlichkeit muss der 20-Jährige plötzlich lachen und klärt auf: „Sorry, ist nur ein Joke: Ein elektronisch generierter Hintergrund von Skype.“ Und schon schaltet Appelkamp um auf seine wirkliche Umgebung: ein tristes Fortuna-Büro.

Würden Sie zustimmen, dass einer Ihrer großen Vorzüge ist, sehr schnell zu lernen?

Appelkamp Ja, das ist schon richtig. Ich versuche immer, gut zuzuhören bei Leuten, die schon vieles erreicht haben. Ich möchte das auch möglichst sofort umsetzen. Das funktioniert natürlich nicht immer, aber bis jetzt hat es ganz gut geklappt.

Auf welcher Position sehen Sie sich eigentlich am liebsten?

Appelkamp Meine bevorzugte Position war immer das Zentrum. Aber ich muss gestehen, dass ich mich außen genauso wohlfühle. Ich spiele allerdings nicht wie ein klassischer Flügelspieler, ich orientiere mich immer auch in die Mitte. Ich denke, so kann ich am besten meine Stärken zeigen.

Sie sind ein Wanderer zwischen den Welten: In Japan aufgewachsen, wenn auch über Ihren Vater immer mit der deutschen Kultur in Kontakt. Ist es auch ein Ziel, einmal für Japan spielen zu wollen?

Appelkamp Ich schaue ungern zu weit in die Zukunft. Ich will in Europa bleiben, in Deutschland bleiben, hier ist das Zentrum des Fußballs. In Asien wäre ich weg vom Radar. Aber die Nationalmannschaft ist natürlich ein anderes Thema. Ich könnte für beide spielen, für Deutschland und auch für Japan. Noch habe ich mich da nicht entschieden.

Japanische Profis sind in Deutschland sehr beliebt. Wie erklären Sie sich das?

Appelkamp In ganz Europa spielen eine Menge japanischer Profis. Und das hat auch seinen Grund. Menschen aus Japan sind unfassbar diszipliniert, sehr höflich und sehr lernwillig. Sie tun alles dafür, sich so schnell wie möglich anzupassen.

Bei Fortuna gibt es eine richtige „Bubi-Connection“. Wie wichtig ist es für Sie, viele junge Spieler mit dabeizuhaben, die bald wichtige Rollen spielen können?

Appelkamp Das ist eine geile Sache! Es tut mir sehr gut, ein paar Jungs um mich zu haben, mit denen ich teilweise sogar in der Jugend zusammengespielt habe. Es gibt nichts Schöneres, als mit ihnen gemeinsam ein Profispiel zu absolvieren.

Wie wichtig war für diese Entwicklung der Bau des Nachwuchsleistungszentrums?

Appelkamp Eminent wichtig. Früher wurden Fortunas gute junge Spieler oft von größeren Vereinen aus dem Westen weggeschnappt, heute passiert das längst nicht mehr so häufig. Mit dem NLZ-Gebäude ist etwas richtig Cooles entstanden. Ein Top-Kraftraum, Superplätze, tolle Kabinen. Die Jungs fühlen sich dort richtig wohl. Es ist ein Riesenunterschied zu früher. Jetzt sehen die kleinen Jungs, dass immer mehr Leute aus den eigenen Reihen Verträge bekommen, das motiviert sie noch mehr, richtig Gas zu geben.

Zum Außersportlichen: Als 20-Jähriger gehen Sie ja sicher abends auch mal gern mit Kumpels raus. Wie sehr vermissen Sie das?

Appelkamp Ich bin zwar nicht so sehr der Typ, der abends viel rausgeht, bin kein Partygänger und verbringe lieber Zeit mit der Familie. Aber das eine oder andere Mal mache ich das doch ganz gern, und deshalb gebe ich zu: Es ist schon sehr langweilig, weil man ja auch niemanden zu sich nach Hause einladen darf. Es ist eben schwierig für alle, da will ich gar nicht meckern.

Wie groß ist denn bei Ihnen die Vorfreude, einmal in eine volle Arena einlaufen zu dürfen?

Appelkamp Die ist riesig! Beim 1:0 gegen Würzburg war es schon super, das Siegtor vor zumindest 7500 Fans auf dem Platz zu erleben. Für mich war das eine Premiere. Wenn das mit 7500 schon so krank war, möchte ich nicht wissen, wie das mit 50.000 hier im Stadion wird. Ich kann das wirklich kaum erwarten.

Pascal Biedenweg, Gianni Costa und Bernd Jolitz führten das Gespräch.

Aufrufe: 015.2.2021, 08:00 Uhr
RP / Biedenweg, Costa und JolitzAutor