Am Donnerstag hatte unsere Redaktion exklusiv darüber berichtet, dass neben Bundesligist Fortuna in der Saison 2019/2020 auch Drittligist Uerdingen, dessen Heimstadion in der Grotenburg noch bis Sommer 2020 saniert wird, seine Heimspiele in der Arena im Stadtteil Stockum austragen wird. Zumindest, wenn der Aufsichtsrat der städtischen Stadionbetreibergesellschaft D.Live, der wohl am 14. oder 15. März tagen wird, dem Vertrag mit dem KFC zustimmt. Nach Informationen unserer Redaktion gilt dies aber nicht als bloßer formaler Akt. Ein Votum gegen den Vertrag gilt als nicht ausgeschlossen.
Dazu passt auch die offizielle Stellungnahme von Fortunas Vorstandsboss Robert Schäfer: „Dass zwei konkurrierende Klubs gemeinsam in einem Stadion spielen, ist wirtschaftlich und sportlich nicht sinnvoll. Das erzeugt Folgeprobleme auf allen Ebenen. Das habe ich in meinen Gesprächen mit der Stadtspitze auch ausdrücklich so geäußert. Ich gehe davon aus, dass die zuständigen Gremien der Stadt sich dieser Problematik annehmen werden.“
Fortuna fühlt sich von D.Live hintergangen. Der Stadionbetreiber vertritt einen anderen Standpunkt. „Wir haben keine Vertragsinhalte mit Fortuna gebrochen. Aber natürlich ist das Thema emotional aufgeladen, das ist mir klar“, sagt D.Live-Geschäftsführer Michael Brill im Gespräch mit unserer Redaktion. Brill macht aber auch deutlich, dass er einen Auftrag von der Stadt habe, die Arena bestmöglich zu vermarkten. Zudem habe D.Live darauf geachtet, die Fortuna betreffenden Themen, wie die Rasenabnutzung, in den Vertrag mit dem KFC aufzunehmen. Insgesamt sei es eine Entscheidung gewesen, die auf Nachbarschaftshilfe und wirtschaftlichem Profit basiert. „Wir würden keinen Deal machen, der nicht vorteilhaft für D.Live und die Stadt ist. Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht“, sagt Brill, der zugibt, dass transparente Kommunikation mit allen Parteien während Verhandlungen schwierig ist. „Ich sage ja auch nicht Phil Collins Bescheid, wenn wir mit Bon Jovi verhandeln“, betont er. „Diesen Ritt auf der Rasierklinge zwischen allen Interessenslagen kriegt man nicht immer hin.“
Deshalb kam es dann auch zu großen Missverständnissen in der Kommunikation, wie die Rekonstruktion der Ereignisse zeigt: Ende der vergangenen Woche starteten die Verhandlungen zwischen den Krefeldern und den Arena-Betreibern, am Montag wurde der Vertrag geschlossen. Brill erklärt, dass beim Vertragsabschluss auch abgemacht wurde, dass es am KFC Uerdingen liegt, diese Kunde der Fortuna zu überbringen. Somit sollte also der neue Mieter, dem bestehenden mitteilen, dass er bald mit einziehen werde.
Diese Aufgabe übernahm dann auch niemand aus der Führungsebene, sondern der Ex-Fortuna-Trainer und aktuelle KFC-Coach Norbert Meier. Das Problem: Die Nachricht wurde nicht vollständig wiedergegeben. „Es ist richtig, dass mich Norbert Meier – zu dem ich ein ausgezeichnetes Verhältnis habe – am Mittwoch angerufen hat. Er hat mich informiert, dass der KFC offiziell eine Anfrage bei D.Live gestellt hat, in der Arena spielen zu wollen. Mehr nicht“, sagt Schäfer. Dass es Vertragsgespräche oder gar eine Einigung gegeben habe, sei nicht erwähnt worden – wohl auch, weil Meier es gar nicht besser wusste.
So kam es Mittwochnachmittag zu einer kruden Situation bei einer Sitzung zwischen D.Live und Fortuna, die derzeit über eine Verlängerung ihres bis 30. Juni 2019 laufenden Vertrages verhandeln. Brill und Schäfer saßen sich gegenüber. Über den KFC-Vertrag wurde aber nicht gesprochen. Schäfer sagte nach eigenen Angaben nichts, weil er von dem Abschluss nichts wusste – Brill, weil er davon ausging, die Kommunikation zwischen den Uerdingern und der Fortuna werde schon laufen, und Schäfer wisse vollumfänglich Bescheid.
Das Ergebnis der verheerenden Kommunikation: Fortuna fühlt sich das zweite Mal innerhalb kürzester Zeit von D.Live nicht ausreichend in Entscheidungen einbezogen. Vor der Saison vergaben die Betreiber die Namensrechte an die Gauselmann Gruppe, die das Stadion in Merkur Spielarena umbenennen ließ. Auch damals beschwerten sich Fortunas Verantwortliche über das autarke Vorgehen von D.Live.
Aus der Stadtverwaltung ist hingegen immer wieder zu hören, dass Fortuna zu forsche Forderungen in Bezug auf die Arena stellen würde. Das Ziel der Klubverantwortlichen ist es, die Arena auch sichtbarer zur Fortuna-Heimat werden zu lassen. Da passt ein zweiter Fußballklub so gar nicht ins Konzept.
Wenn es nach Brill geht, sollte das aber keine Probleme geben. „Fortuna bleibt unsere klare Nummer eins“, sagt er. „Wir haben Fortuna ein sehr attraktives Angebot gemacht. Der KFC-Deal sollte darauf keinen Einfluss haben.“