2024-05-14T11:23:26.213Z

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F: Heiko van der Velden
F: Heiko van der Velden

KFC-Deal macht Fortuna wütend

Der zeit­wei­se Um­zug des Kre­fel­der Fuß­ball­klubs in die Düs­sel­dor­fer Are­na sorgt für Är­ger +++ Für den Be­trei­ber ist aber al­les in bes­ter Ord­nung

Die Si­tua­ti­on ist ver­gleich­bar mit ei­nem Miets­haus. Sa­gen wir, es ist ein fünf­stö­cki­ges Haus. Drei Eta­gen wer­den seit Jah­ren von ei­ner re­nom­mier­ten Zahn­arzt­pra­xis be­legt. Nun ver­mie­tet der Ei­gen­tü­mer ei­ne der an­de­ren Eta­gen plötz­lich an ei­nen wei­te­ren Zahn­arzt. Recht­lich ist das völ­lig okay, doch der re­nom­mier­te Zahn­arzt fühlt sich vor den Kopf ge­sto­ßen, hät­te ger­ne vor­ab mit dem Ver­mie­ter über die Fol­gen ge­spro­chen.
Nun geht es bei der Düs­sel­dor­fer Are­na nicht um ein Miets­haus. Und bei For­tu­na Düs­sel­dorf und dem KFC Uer­din­gen nicht um Zahn­ärz­te. Doch das Er­geb­nis ist das Glei­che: For­tu­na Düs­sel­dorf ist stark ver­är­gert, dass sie ihr Zu­hau­se dem­nächst tei­len muss und wirft der städ­ti­schen Sta­di­on­be­trei­ber­ge­sell­schaft feh­len­den Re­spekt vor.

Am Don­ners­tag hat­te un­se­re Re­dak­ti­on ex­klu­siv dar­über be­rich­tet, dass ne­ben Bun­des­li­gist For­tu­na in der Sai­son 2019/2020 auch Dritt­li­gist Uer­din­gen, des­sen Heim­sta­di­on in der Gro­ten­burg noch bis Som­mer 2020 sa­niert wird, sei­ne Heim­spie­le in der Are­na im Stadt­teil Stock­um aus­tra­gen wird. Zu­min­dest, wenn der Auf­sichts­rat der städ­ti­schen Sta­di­on­be­trei­ber­ge­sell­schaft D.Live, der wohl am 14. oder 15. März ta­gen wird, dem Ver­trag mit dem KFC zu­stimmt. Nach In­for­ma­tio­nen un­se­rer Re­dak­ti­on gilt dies aber nicht als blo­ßer for­ma­ler Akt. Ein Vo­tum ge­gen den Ver­trag gilt als nicht aus­ge­schlos­sen.

Da­zu passt auch die of­fi­zi­el­le Stel­lung­nah­me von For­tu­nas Vor­stands­boss Ro­bert Schä­fer: „Dass zwei kon­kur­rie­ren­de Klubs ge­mein­sam in ei­nem Sta­di­on spie­len, ist wirt­schaft­lich und sport­lich nicht sinn­voll. Das er­zeugt Fol­ge­pro­ble­me auf al­len Ebe­nen. Das ha­be ich in mei­nen Ge­sprä­chen mit der Stadt­spit­ze auch aus­drück­lich so ge­äu­ßert. Ich ge­he da­von aus, dass die zu­stän­di­gen Gre­mi­en der Stadt sich die­ser Pro­ble­ma­tik an­neh­men wer­den.“

For­tu­na fühlt sich von D.Live hin­ter­gan­gen. Der Sta­di­on­be­trei­ber ver­tritt ei­nen an­de­ren Stand­punkt. „Wir ha­ben kei­ne Ver­trags­in­hal­te mit For­tu­na ge­bro­chen. Aber na­tür­lich ist das The­ma emo­tio­nal auf­ge­la­den, das ist mir klar“, sagt D.Live-Ge­schäfts­füh­rer Mi­cha­el Brill im Ge­spräch mit un­se­rer Re­dak­ti­on. Brill macht aber auch deut­lich, dass er ei­nen Auf­trag von der Stadt ha­be, die Are­na best­mög­lich zu ver­mark­ten. Zu­dem ha­be D.Live dar­auf ge­ach­tet, die For­tu­na be­tref­fen­den The­men, wie die Ra­sen­ab­nut­zung, in den Ver­trag mit dem KFC auf­zu­neh­men. Ins­ge­samt sei es ei­ne Ent­schei­dung ge­we­sen, die auf Nach­bar­schafts­hil­fe und wirt­schaft­li­chem Pro­fit ba­siert. „Wir wür­den kei­nen Deal ma­chen, der nicht vor­teil­haft für D.Live und die Stadt ist. Wir ha­ben un­se­re Haus­auf­ga­ben ge­macht“, sagt Brill, der zu­gibt, dass trans­pa­ren­te Kom­mu­ni­ka­ti­on mit al­len Par­tei­en wäh­rend Ver­hand­lun­gen schwie­rig ist. „Ich sa­ge ja auch nicht Phil Col­lins Be­scheid, wenn wir mit Bon Jo­vi ver­han­deln“, be­tont er. „Die­sen Ritt auf der Ra­sier­klin­ge zwi­schen al­len In­ter­es­sens­la­gen kriegt man nicht im­mer hin.“

Des­halb kam es dann auch zu gro­ßen Miss­ver­ständ­nis­sen in der Kom­mu­ni­ka­ti­on, wie die Re­kon­struk­ti­on der Er­eig­nis­se zeigt: En­de der ver­gan­ge­nen Wo­che star­te­ten die Ver­hand­lun­gen zwi­schen den Kre­fel­dern und den Are­na-Be­trei­bern, am Mon­tag wur­de der Ver­trag ge­schlos­sen. Brill er­klärt, dass beim Ver­trags­ab­schluss auch ab­ge­macht wur­de, dass es am KFC Uer­din­gen liegt, die­se Kun­de der For­tu­na zu über­brin­gen. So­mit soll­te al­so der neue Mie­ter, dem be­ste­hen­den mit­tei­len, dass er bald mit ein­zie­hen wer­de.

Die­se Auf­ga­be über­nahm dann auch nie­mand aus der Füh­rungs­ebe­ne, son­dern der Ex-For­tu­na-Trai­ner und ak­tu­el­le KFC-Coach Nor­bert Mei­er. Das Pro­blem: Die Nach­richt wur­de nicht voll­stän­dig wie­der­ge­ge­ben. „Es ist rich­tig, dass mich Nor­bert Mei­er – zu dem ich ein aus­ge­zeich­ne­tes Ver­hält­nis ha­be – am Mitt­woch an­ge­ru­fen hat. Er hat mich in­for­miert, dass der KFC of­fi­zi­ell ei­ne An­fra­ge bei D.Live ge­stellt hat, in der Are­na spie­len zu wol­len. Mehr nicht“, sagt Schä­fer. Dass es Ver­trags­ge­sprä­che oder gar ei­ne Ei­ni­gung ge­ge­ben ha­be, sei nicht er­wähnt wor­den – wohl auch, weil Mei­er es gar nicht bes­ser wuss­te.

So kam es Mitt­woch­nach­mit­tag zu ei­ner kru­den Si­tua­ti­on bei ei­ner Sit­zung zwi­schen D.Live und For­tu­na, die der­zeit über ei­ne Ver­län­ge­rung ih­res bis 30. Ju­ni 2019 lau­fen­den Ver­tra­ges ver­han­deln. Brill und Schä­fer sa­ßen sich ge­gen­über. Über den KFC-Ver­trag wur­de aber nicht ge­spro­chen. Schä­fer sag­te nach ei­ge­nen An­ga­ben nichts, weil er von dem Ab­schluss nichts wuss­te – Brill, weil er da­von aus­ging, die Kom­mu­ni­ka­ti­on zwi­schen den Uer­din­gern und der For­tu­na wer­de schon lau­fen, und Schä­fer wis­se voll­um­fäng­lich Be­scheid.

Das Er­geb­nis der ver­hee­ren­den Kom­mu­ni­ka­ti­on: For­tu­na fühlt sich das zwei­te Mal in­ner­halb kür­zes­ter Zeit von D.Live nicht aus­rei­chend in Ent­schei­dun­gen ein­be­zo­gen. Vor der Sai­son ver­ga­ben die Be­trei­ber die Na­mens­rech­te an die Gau­sel­mann Grup­pe, die das Sta­di­on in Mer­kur Spiela­re­na um­be­nen­nen ließ. Auch da­mals be­schwer­ten sich For­tu­nas Ver­ant­wort­li­che über das aut­ar­ke Vor­ge­hen von D.Live.

Aus der Stadt­ver­wal­tung ist hin­ge­gen im­mer wie­der zu hö­ren, dass For­tu­na zu for­sche For­de­run­gen in Be­zug auf die Are­na stel­len wür­de. Das Ziel der Klub­ver­ant­wort­li­chen ist es, die Are­na auch sicht­ba­rer zur For­tu­na-Hei­mat wer­den zu las­sen. Da passt ein zwei­ter Fuß­ball­klub so gar nicht ins Kon­zept.

Wenn es nach Brill geht, soll­te das aber kei­ne Pro­ble­me ge­ben. „For­tu­na bleibt un­se­re kla­re Num­mer eins“, sagt er. „Wir ha­ben For­tu­na ein sehr at­trak­ti­ves An­ge­bot ge­macht. Der KFC-Deal soll­te dar­auf kei­nen Ein­fluss ha­ben.“

Aufrufe: 02.3.2019, 17:01 Uhr
RP / Patrick SchererAutor