Und doch ändert dieser Wechsel alles. Mit ein bisschen Verzögerung, weil eine gute Viertelstunde später noch zwei weitere personelle Änderungen hinzukommen müssen: Kelvin Ofori für Brandon Borrello und Jakub Piotrowski für Alfredo Morales. Drei Minuten später zahlen sich Röslers Ideen aus. Ofori hat mit seinen ersten Tempo-Dribblings die Ingolstädter Defensive bereits ins Taumeln gebracht, da tritt Piotrowski zu einem Sprint auf der rechten Seite an. „Kuba“ zieht durch bis zur Grundlinie, flankt präzise nach innen, wo Pledl den Ball direkt abnimmt und ebenso hart wie flach ins Netz setzt. 1:0 für Fortuna, der Sieg.
„Wir haben heute bewiesen, dass man mit nur elf Spielern nicht weit kommt im Fußball“, kommentierte Rösler mit einem breiten Lächeln. „Man braucht eine gute Bank, es geht nur ums Team. Die Leute, die reingekommen sind, alle vier, haben das Spiel für uns entschieden.“ Insofern taugte der scheinbar so schmucklose Einzug des Favoriten in die zweite Pokalrunde sogar für einen Eintrag ins Trainer-Lehrbuch, Kapitel: „Wie wechsle ich richtig?“ Denn obwohl Torschütze Pledl inklusive Nachspielzeit gerade 35, Ofori und Piotrowski lediglich je 18 und Nana Ampomah sogar nur 14 Minuten auf dem Platz standen, hinterließen alle vier nachhaltigen Eindruck. Fortunas Joker gewannen das Spiel – und stärkten obendrein ihrem Trainer mit dem goldenen Händchen den Rücken.
Rösler freute sich für alle, für Pledl vielleicht noch ein bisschen mehr. „Toni ist ein Superprofi, trainiert extrem gut“, lobte der Coach. „Deshalb hat er bei mir immer eine Chance zu spielen. Seinem Selbstbewusstsein wird dieses Tor sehr gut tun, denn ich habe ihm kürzlich erst gesagt, dass er für uns entscheidende Akzente setzen kann.“ Bei seinem früheren Klub trat der Bayer den Beweis an. „So macht es Spaß, wieder in diesem Stadion zu spielen“, versicherte der Torschütze.
Doch nicht nur die Joker, das gesamte Team setzte Röslers Forderungen um. Dominanz wollte der Sachse sehen – und er bekam sie zu sehen. Angeführt von dem bärenstarken zentralen Mittelfeldspieler Marcel Sobottka inszenierte Fortuna ein sehenswertes Pressing, das für ausdrucksstarke Zahlen sorgte. 13:3 Torschüsse, fast 74 Prozent Ballbesitz, 54 Prozent gewonnene Zweikämpfe, 86 Prozent angekommene Pässe – alle Zahlen sprachen für die Gäste. Einziges Manko: Der letzte Zug zum Tor fehlte lange Zeit. Aber dafür hatte Rösler ja seine vier Joker.