2024-04-25T14:35:39.956Z

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– Foto: Boris Hempel

Fortuna II: So gewinnt eine Spitzenmannschaft

Fortunas Regionalliga-Team befindet sich momentan in einem nie dagewesenen Höhenflug. Der Tabellendritte eilt von Sieg zu Sieg, gewinnt auch die schweren Spiele und tritt auf wie eine Spitzenmannschaft. Das hat seine Gründe.

Nico Michaty ist ein sehr ausgeglichener Mensch, realistisch, sachlich in seinen Analysen – und bodenständig sowieso. Diese Eigenschaften eignen sich hervorragend, um den aktuellen Höhenflug von Fortunas Regionalliga-Fußballern angemessen einzuschätzen. „Im Moment läuft es“, stellte der Trainer nach dem 3:1-Sieg der „Zwoten“ am Mittwochabend in Lippstadt in aller Nüchternheit fest. „Die Mannschaft ist mit einem gewissen Selbstbewusstsein, einem Selbstverständnis unterwegs – und mit großer Geschlossenheit.“
Doch Michaty tritt trotz des besten Saisonstarts der „Zwoten“ in ihrer Regionalliga-Historie eben ab und an auf die Bremse, im Moment vielleicht ein bisschen aus Pflichtbewusstsein. „Es kommen auch wieder andere Zeiten“, mahnte der Coach des Tabellendritten deshalb erneut. Das mag stimmen. Gleichwohl weiß der 47-Jährige, dass seine Schützlinge derzeit keine Gefahr laufen, vor lauter Euphorie die Bodenhaftung zu verlieren. Vielmehr nutzen sie die positive Energie, um die Konkurrenz etwa mit Auftritten wie in Ostwestfalen zu beeindrucken.

Gegen die Lippstädter trat die „Zwote“ wie eine Spitzenmannschaft auf, die zwar nicht jeden Kontrahenten schwindelig spielt, aber in den richtigen Momenten zusticht. Die Michaty-Truppe verlor sich nicht in Ungeduld, als sie sich über weite Strecken der ersten Hälfte die Zähne an den Ostwestfalen und deren frühem Pressing ausbiss. Ohnehin scheint die Mannschaft kaum etwas aus der Ruhe zu bringen, und so warf sie auch der Ausgleich unmittelbar vor der Pause nicht um.

Das entscheidende Attribut einer Spitzenmannschaft blitzte auf, als sich die Partie dem Schlusspfiff näherte. In den vergangenen Jahren hätten die Flingeraner das 1:1 wohl dankend angenommen und verwaltet, im ungünstigsten Fall sogar noch aus der Hand gegeben. Weil in dieser Saison jedoch vieles anders ist, schnürte der eingewechselte Steffen Meuer innerhalb weniger Sekunden einen Doppelpack und entschied die Begegnung auf den letzten Metern zugunsten der „Zwoten“.

Michatys Plan war damit aufgegangen. Im Vergleich zum 4:1-Erfolg gegen Ahlen am Wochenende hatte der Coach seine Anfangsformation auf acht Positionen verändert, um im Laufe der Partie „Frische reinzubringen“, wie er hinterher erklärte. Wichtig dabei: ohne Qualitätsabfall. Neben Meuer drückte auch Cedric Euschen – beide hatten zuletzt groß aufgetrumpft – zunächst die Bank, damit Michaty sie ins Spiel bringen konnte, als den Lippstädtern die Körner ausgingen. Der aktuelle Kader gibt diese Möglichkeit her; er ist ausgeglichen, homogen und in der Breite gleichwertig besetzt.

Das begünstigt außerdem eine taktische Flexibilität, die selten so groß war wie zurzeit. In Lippstadt schickte der Coach sein Team in einem 4-2-3-1-System ins Rennen, gegen Ahlen hatte er ein klassisches 4-4-2-System aufgeboten und im Laufe der Saison auch schon mit einer Fünferkette in der Defensive oder drei Angreifern spielen lassen. Für ihre Gegner ist die „Zwote“ damit kaum auszurechnen. „Die Entwicklung seit dem Sommer war so sicherlich nicht zu erwarten“, sagt Michaty. „Das macht einen schon ein Stück weit stolz.“

Viel Zeit zum Durchschnaufen bleibt allerdings nicht. Schon am Samstag (14 Uhr, Paul-Janes-Stadion) sind die Flingeraner gegen den FC Wegberg-Beeck gefordert, der bisher eine unerwartet gute Rolle spielt. „Einige Leute sagen, dass die aktuelle Wegberger Mannschaft die beste ist, die der Verein je hatte“, warnt Michaty. Dasselbe könnte er indes über sein Team sagen. Doch dafür ist der 47-Jährige eben zu bodenständig.
Aufrufe: 06.11.2020, 08:00 Uhr
RP / Tobias DinkelborgAutor