2024-05-10T08:19:16.237Z

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– Foto: Noah Wedel

Fortuna II: die fatale Viertelstunde

Das Team von Trainer Nico Michaty spielt eine überragende erste Hälfte, verspielt gegen die Zweitvertretung von Borussia Dortmund innerhalb von wenigen Minuten aber einen 3:0-Vorsprung.

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Um den heißen Brei redet Kevin Hagemann nicht lange herum. „Es fühlt sich an wie eine Niederlage“, sagt der 29-Jährige. Als letzter Akteur von Fortunas Regionalliga-Fußballern steht Hagemann nach dem 3:3-Unentschieden gegen die Zweitvertretung von Borussia Dortmund am Freitagabend im Innenraum des Paul-Janes-Stadions.
Seine Teamkameraden sind mit betretenen Mienen schon in die Kabine gestapft. „Eine 3:0-Führung“, ergänzt der Flügelspieler, „muss man aus meiner Sicht – und da schließe ich alle mit ein – über die Zeit bringen.“

Letztlich war es etwa eine Viertelstunde fehlender Ordnung, merklicher Verunsicherung und ungewohnter Konfusion, über die das Team von Trainer Nico Michaty auf dem vorgezeichneten Pfad zum Sieg stolperte. Kurz nach der Halbzeit ließ sich die „Zwote“ aus dem Nichts überrumpeln, nachdem die favorisierten Dortmunder zuvor in eigener Lethargie und defensivem Unvermögen erstickt waren. Max Wegner hatte gerade den dritten Treffer – ein kurioses Tor, denn Schiedsrichter Selim Erk hatte eine Ecke von Nader El-Jindaoui per Pfiff freigegeben, woraufhin die Borussia das Verteidigen aufgrund einer Missinterpretation im Kollektiv einstellte – erzielt. Die Flingerner wähnten sich auf einem guten Weg, doch die eiskalte Dusche folgte rapide.

Nur eine Minute später verkürzte Chris Führich, der in der ersten Hälfte mit einem Foulelfmeter kläglich an „Zwote“-Keeper Mario Zelic gescheitert war, den Rückstand der Dortmunder. Ein echter Wirkungstreffer für die Michaty-Elf, die fortan wie ein angeschlagener Boxer über den Platz taumelte. „Das 3:0 hätte uns eigentlich Sicherheit geben sollen, stattdessen bekommen wir zu schnell den Gegentreffer. Das hat uns verunsichert, und dann fallen die Tore zwei und drei“, analysierte Hagemann. „So passiert das im Fußball leider häufig, diesmal hat es uns erwischt.“ Taylan Duman, der bis vor anderthalb Jahren noch das Fortuna-Trikot getragen hatte, tauchte plötzlich verwaist in der rechten Strafraumhälfte auf und vollendete trocken. Führich schob den Ball wenig später ins leere Tor, nachdem Zelic eine Rückgabe von Kapitän Leander Goralski nicht erreicht hatte.

Bemerkenswerterweise raufte sich die „Zwote“ nach dem Ausgleich, in solchen Partien oftmals der endgültige Knockout, noch einmal zusammen und produzierte aufs Neue eigene Chancen. „Dass die Mannschaft nach den Nackenschlägen wiedergekommen ist, finde ich sehr positiv“, sagte Coach Michaty. „Die Jungs waren in der Kabine natürlich enttäuscht. Aber wir müssen das Positive mitnehmen, und das war sehr viel.“

So kurios das auch klingen mag: Mit Ausnahme der letztlich spielentscheidenden Phase nach dem Seitenwechsel hat die „Zwote“ einen begeisternden und bärenstarken Auftritt dargeboten. Torschütze Wegner trumpfte in der für ihn ungewohnten Rolle im zentralen defensiven Mittelfeld groß auf, die Deckung stand sicher, obwohl die Flingerner in Kapitän Goralski, Tim Oberdorf und Felix Könighaus mit nur drei nominellen Defensivspielern angetreten waren. Und im Angriff streute das Michaty-Team regelmäßig eindrucksvolle, temporeiche Kombinationen ein.

Bezogen auf die erste Hälfte sagte Hagemann, der die „Zwote“ nach acht Minuten in Führung gebracht hatte: „Wir haben sehr gut funktioniert. Die Rollen waren gut verteilt, jeder hat seine Position perfekt gespielt.“ Bis zum ersten Gegentreffer. Und nach dem Ausgleich. Lediglich in besagter Viertelstunde nicht. Weil drei Punkte erneut im Rahmen des Möglichen waren, schmerzte das dritte Remis in Folge besonders.
Aufrufe: 016.2.2020, 10:49 Uhr
RP / Tobias DinkelborgAutor