2024-05-02T16:12:49.858Z

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– Foto: Heiko van der Velden

Eine Fortuna-Legende mit Familiensinn

Kurt Büns spielte von 1971 bis 1977 für den Bundesligisten Fortuna Düsseldorf. Ein Angebot aus Kanada schlug der Familienmensch aus, der zum Abschluss seiner Laufbahn von 1977 bis 1979 für den Weseler SV aufgelaufen ist.

Kurt Büns spricht durchaus gerne über seine Laufbahn als Torwart in der Bundesliga. Und dennoch findet er bei wohl jeder Anekdote über seine stärksten Paraden, verrücktesten Angebote oder bedeutsamsten Entscheidungen zu jenen Vokabeln zurück, die der 70-Jährige für weitaus wichtiger hält: Glaube, Freundschaft, Liebe, Familie.

„Die Zeit im Fußball hat mir viele enge Freundschaften beschert, die ich bis heute pflege“, sagt Büns. Seine Tochter und drei Enkelkinder seien ein „Geschenk“, seine Frau Ute „der Motor“ in seinem Leben. Kurzum: Die Fußballlegende Kurt Büns ist durch und durch ein Familienmensch.

1949 in St. Tönis geboren, ging Kurt Büns die ersten Schritte im Fußball-Zirkus in der Jugendabteilung des SV Tönisvorst. Einen Umzug später trug er in der A-Jugend das Trikot von Rot-Weiß Emmerich. Schon früh war klar: „Kurti“ gehört ins Tor. Mit seinen flinken Paraden machte er schnell auf sich aufmerksam. Wenig verwunderlich also, dass Borussia Mönchengladbach den Nachwuchs-Torhüter zum Probetraining unter Hennes Weisweiler einlud. „Der Verein entschied sich damals allerdings für einen anderen Torhüter. Vielleicht auch, weil ich nie größer als 1,81 Meter geworden bin“, sagt Büns.

Den Weg in den Profifußball fand er dennoch. Die Sportfreunde Hamborn 07 wurden bei Büns vorstellig. Zur Saison 1967/68 avancierte er in der damals zweitklassigen Regionalliga West zur klaren Nummer eins der Löwen – und überzeugte.

Im Sommer 1971 dann folgte der nächste Schritt. Zwar stieg Kurt Büns mit Hamborn ins Amateurlager ab, der Emmericher aber wechselte mit der Erfahrung von 59 Einsätzen in der Regionalliga zum Bundesliga-Aufsteiger Fortuna Düsseldorf. „Ich habe damals im Probetraining überzeugen können. Der Verein hatte mir damals aber ganz offen erklärt, dass ich mich erst einmal mit einem Platz auf der Bank begnügen müsste“, sagt er.

So wurde Büns, der in Kalkar-Grieth wohnt, zu einem der Architekten der erfolgreichsten Zeit in der Düsseldorfer Vereinsgeschichte. Von 1971 bis 1977 stand er bei der Fortuna unter Vertrag. „Das war eine wirklich tolle Zeit“, sagt er. Der Durchbruch aber gelang ihm erst 1973. Dabei verlief der Start in die Saison für Büns schleppend. Im heimischen Rheinstadion musste er am sechsten Spieltag gegen den 1. FC Kaiserslautern gleich fünf Gegentreffer hinnehmen. Die Fortuna-Fans skandierten damals lautstark gegen ihren Schlussmann. „Das war wirklich hart für mich. Als Torwart brauchst du einfach Erfolgserlebnisse, um Bestleistungen abrufen zu können“, sagt Büns. Wochen später verletzte sich dann allerdings Stammtorwart Wilfried Woyke schwer.

So hatte die Stunde von Kurt Büns geschlagen. Am 13. Spieltag beorderte Trainer Heinz Lucas ihn im Bremer Weserstadion zwischen die Pfosten. „Da erwischte ich einen starken Tag. Von Anfang an war ich gut beschäftigt und hatte reichlich Gelegenheit, mich auszuzeichnen“, sagt der 70-Jährige. Die Lokalpresse schrieb damals mit Blick auf seine Paraden beim 0:0 von „Wunderdingen“. Büns selbst sagte im Interview: „Die Routine und Cleverness von Sepp Maier kann man nur durch dauernden Einsatz bekommen.“ Und Spielminuten bekam Büns in den Wochen darauf reichlich.

Mit starken Reflexen war der damals 24-Jährige ein wichtiger Bestandteil jenes Aufgebots, das Tabellen-Dritter der höchsten deutschen Spielklasse wurde. „Ich war ein klassischer Linientorwart und ein Spieler, der sich immer gerne in den Dienst der Mannschaft gestellt hat.“

Mit der Rückkehr von Wilfried Woyke dann praktizierte Düsseldorf zwischen den Torpfosten ein Modell, das bis heute Seltenheitswert hat. „Wilfried und ich spielten abwechselnd immer sechs Partien. Damals meinten viele: ,Das geht doch nicht, immerhin braucht es einen starken Stammtorwart’. Aber wir haben damals bewiesen, dass dieses Modell erfolgreich sein kann“, sagt Büns. So kam er 1973/74 auf 13 Einsätze im Oberhaus, in der Saison darauf waren es elf. Einer der emotionalen Höhepunkte sei zweifelsfrei, so Büns, die UEFA-Cup-Begegnung mit Lokomotive Leipzig gewesen. Vor 80.000 Zuschauern schied die Fortuna zwar im Achtelfinale aus, die Erinnerungen bleiben Büns jedoch auf ewig erhalten: „Die Kulisse war magisch.“

Zur Spielzeit 1975/76 rückte er dann zurück ins zweite Glied der Rot-Weißen. Für Büns sollte es das vorzeitige Ende der Profikarriere im Jahr 1977 bedeuten. Und das, obwohl es an Angeboten nicht mangelte. Zum Zweitligisten Wuppertaler SV hätte er wechseln können. Auch mit einem besonders exotischen Abenteuer liebäugelte der Torwart. „Damals hätte ich sogar nach Vancouver in Kanada wechseln können. Doch der Verein bot nur Halbjahresverträge an. Als junger Familienvater brauchte ich aber Sicherheit. Daher fasste ich damals konsequent den Entschluss, die Profikarriere zu beenden.“ So ging es zurück in den Amateurfußball.

Beim Weseler SV kickte er fortan in der Landesliga und fokussierte sich stattdessen auf seine berufliche Ausbildung zum Bankkaufmann. „Es war nicht einfach, sich in dem Alter noch einmal auf die Schulbank zu setzen“, sagt er. Doch er habe Verantwortung für seine Familie übernehmen müssen und sich durchgebissen. 1980 folgte das Karriereende als Fußballer.

Nur kurzzeitig kehrte Büns 1983 nochmals als Schlussmann bei TuB Bocholt zurück. „Doch auch nach der Karriere ist Sport ein wichtiger Bestandteil meines Lebens geblieben“, sagt er. So entwickelte Büns eine Leidenschaft für Triathlon, auch lief er Marathons in New York und Paris. Bis heute geht er regelmäßig joggen. Bei Wind und Wetter ist der dreifache Großvater auf dem Fahrrad unterwegs. „Wer sich sportlich betätigt, bleibt auch im Alter geistig fit.“

Fortuna Düsseldorf erlebte zuletzt schwere Wochen. Das Team von Trainer Uwe Rösler verabschiedete sich in die Zweitklassigkeit. Kurt Büns, der bis heute regelmäßig Autogramm-Anfragen bekommt, verfolgte das sportliche Drama im Radio mit. „Der Abstieg ist bitter, weil es schwierig sein wird, wieder hochzukommen. Das zeigen Beispiele wie der HSV oder Nürnberg“, sagt der Ex-Schlussmann. Allerdings sei seine Identifikation mit der Fortuna heute gering. „Die Legenden werden in Düsseldorf längst nicht so gepflegt wie das beispielsweise in Dortmund oder Schalke üblich ist“, so Büns. Und dennoch treffe man sich regelmäßig mit den alten Kollegen, um in Erinnerungen zu schwelgen. So kehrt er wieder zu jenem Gefühl zurück, das für ihn so wichtig ist: „Die Freundschaften von damals werden nie vergehen.“

Aufrufe: 021.7.2020, 14:00 Uhr
RP / Maarten OversteegenAutor