2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
– Foto: Getty Images

100 Tage Klaus Allofs

ANALYSE: Er ist eine Legende bei Fortuna – erst Spieler, dann Trainer, jetzt seit genau 100 Tagen im Vorstand: Der 64-Jährige soll den Verein zurück nach oben führen. Was er ganz genau vor hat, ist immer noch nicht ganz klar. Eine erste Betrachtung.

Natürlich weiß Klaus Allofs, welchen Stellenwert Klaus Allofs hat. Natürlich weiß er, dass er nicht einer unter vielen ist in einem Verein, in dem man ihn als Legende verehrt. Natürlich weiß Klaus Allofs, dass er nun erst einmal das Gesicht dieses Vereins ist. Fortunas neuer Außenminister.
„Es ist ja nicht zu verhindern, dass ich eine besondere Rolle einnehme“, sagt Allofs. „Ich werde in den nächsten Monaten vielleicht etwas mehr in den Schlagzeilen stehen als andere. Und natürlich werde ich dann die Fortuna etwas stärker nach außen zu vertreten haben. Das ist nicht zwingend gewollt, ich drängle mich nicht in den Vordergrund. Aber wenn ich damit Gutes tun kann, wenn ich die Popularität und das Interesse für die Fortuna steigern kann, dann mache ich das doch gerne.“

Allofs lächelt. Er lächelt viel an diesem Mittag im Business-Club der Arena. Es ist für ihn, als sei er nach vielen Jahren nach Hause gekommen.

So war das vor genau 100 Tagen. Am 28. September ist er als Vorstand für Fußball und Entwicklung vorgestellt worden. „Echt, das ist schon 100 Tage her?“, fragt Allofs, als unsere Redaktion ihn auf den Stichtag anspricht. „Sagen wir es so, ich würde nicht behaupten, Fortuna nun zu kennen, aber ich kenne den Verein jetzt deutlich besser als vor diesen 100 Tagen. Ich lerne ehrlich jeden Tag dazu.“

Als im Spätsommer 2020 die ersten Gespräche darüber stattgefunden hatten, ob er sich eine Zusammenarbeit vorstellen könne, da habe er damals nicht sofort „Ja“ gesagt. So ehrlich, sagt er, müsse er sein. „Mein Herz hatte sich sofort für die Aufgabe entschieden, aber mein Kopf hatte gebremst und wollte noch ein paar offene Fragen klären“, erzählt er. „Die konnten wir aber recht schnell ausräumen, und da wusste ich, dass ich hier wirklich etwas bewegen kann bei der Fortuna.“

Er hat seitdem viele Brücken gebaut. Öffentlich ist er darum bemüht, das Team in den Mittelpunkt zu stellen. Nicht er, Klaus, der Große, ist Dreh- und Angelpunkt in dem Verein, sondern es sind viele Mosaiksteine, die zusammengeführt werden müssen. Ein typischer Allofs-Satz könnte lauten: Jeder ist wichtig, jeder hat seine Aufgabe. Aber auch das schwingt schon deutlich mit: Sein Wort hat das größte Gewicht.

Er versucht, die entscheidende Frage galant zu umschiffen. Wird er in absehbarer Zeit nach dem Spitzenamt im Vorstand streben? Wird er Vorsitzender des Gremiums, um damit auch ganz offiziell die Machtverhältnisse zu verdeutlichen? Amtsinhaber Thomas Röttgermann könnte im Rahmen einer Vertragsverlängerung möglicherweise ein anderes Aufgabengebiet bekommen. Allofs: „Wir wollen nicht anfangen, unsere Aufgaben an Titeln festzumachen. Ich will mich so einbringen, wie es sinnvoll für den Verein ist.“ Und dann sagt er einen wichtigen Nachsatz: „Worauf es irgendwann hinausläuft, kann ich nicht sagen.“ Er kann es wahrscheinlich schon, sehr wahrscheinlich ist einfach noch nicht der richtige Zeitpunkt gekommen.

Allofs weiß, dass es im Fußball auf recht simple Formeln hinausläuft. Entscheidend ist auf dem Platz. Wie man zum Ergebnis kommt, da gibt es unterschiedliche Wege. Seit ein paar Wochen zahle sich aus, „dass wir immer ruhig geblieben sind, als es am Anfang holprig lief“. Und es lief wirklich ziemlich holprig. Mit dem Ziel Aufstieg gestartet, stolperte die Fortuna neun Spieltage lang durch die Saison, spätestens nach dem 0:5 beim VfL Bochum begann auch der Stuhl von Trainer Uwe Rösler zu wackeln.

Die Führungsetage ist vergleichsweise ruhig geblieben und hat Rösler gewähren lassen. Der hat geliefert und hat plötzlich mit seinem Team Tuchfühlung zur Tabellenspitze aufgenommen. Und Allofs ist optimistisch, dass es in diesem Jahr tatsächlich mit dem direkten Wiederaufstieg klappen kann. „Wir müssen dem Ziel Schritt für Schritt entgegen gehen“. sagt er. „Die Saison hat doch bisher schon gezeigt, dass es viele Unbekannte gibt. Und doch wollen wir unsere Chance nutzen.“

Allofs ist gekommen, um zu bleiben.

Aufrufe: 09.1.2021, 12:00 Uhr
RP / Gianni CostaAutor