2024-04-25T14:35:39.956Z

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st über die Spielabsage in Uerdingen nicht erfreut: Beecks Teamchef Friedel Henßen, hier mit Trainer Dirk Ruhrig, hätte gerne beim Tabellenzweiten den Spielbetrieb wieder aufgenommen. Archivfotos: Jèròme Gras
st über die Spielabsage in Uerdingen nicht erfreut: Beecks Teamchef Friedel Henßen, hier mit Trainer Dirk Ruhrig, hätte gerne beim Tabellenzweiten den Spielbetrieb wieder aufgenommen. Archivfotos: Jèròme Gras
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Das Ziel: Am 13. Mai auf Platz 14 stehen

Fußball-Regionalligist FC Wegberg-Beeck startet erst nächste Woche in die Restsaison.

Partie in Uerdingen ist abgesagt.

Der Wetterbericht hatte nichts Gutes verheißen – zumindest nicht für Fußballer. Auch wenn Friedel Henßen morgen gerne beim KFC Uerdingen die Restsaison in Angriff nehmen wollte – der Teamchef des FC Wegberg-Beeck muss sich noch eine Woche gedulden. Die Partie beim Tabellenzweiten wurde gestern abgesagt. Somit startet der Fußball-Regionalligist erst am Samstag, 17. Februar, 14 Uhr, mit einem Heimspiel im Waldstadion gegen den 1. FC Köln II. Im Vorfeld unterhielten sich Friedel Henßen und Kapitän Maurice Passage mit Helga Raue und Günter Kirschbaum über den bisherigen Saisonverlauf und die weiteren Aussichten.

Samstag hätte es gegen Uerdingen wieder losgehen sollen. Die Absage kommt Ihnen nicht gelegen.

Henßen: Nein. Ich war froh, dass dieses Nachholspiel beim Tabellenzweiten zuerst stattfinden sollte, weil anschließend die für uns wichtigen Partien mit den Tabellennachbarn 1. FC Köln II und dem Bonner SC anstehen. Wenn man gesehen hat, wie es beim KFC Uerdingen in den letzten Wochen und Monaten gelaufen ist, weiß man, dass wir als krasser Außenseiter dort hingefahren wären, dort hätte uns keiner was zugetraut. Jetzt starten wir gleich mit zwei „Sechs-Punkte-Spielen“.

Lassen Sie uns kurz zurückblicken. Waren Sie mit der Punkteausbeute zufrieden?

Henßen: Mit 17 Punkten können wir durchaus zufrieden sein. Wobei man sagen kann: Es hätten noch mehr sein können. Gerade in den Spielen gegen Essen und Bonn haben wir den einen oder anderen liegen lassen. Aber wir wollen bescheiden bleiben. 17 Punkte hatte uns vorher keiner zugetraut. Und das, was wir uns vorgenommen haben, immer an Platz 14 zu kratzen, haben wir hinbekommen. Das Einzige, das uns ein bisschen ärgert, sind die letzten beiden Spiele im Jahr 2017, die zur Rückrunde zählen. Gerade das Spiel gegen Düsseldorf II, bei dem am Ende ein 0:3 stand, hätten wir für uns entscheiden müssen. Dann hätte die Tabelle anders ausgesehen.

Passage: Mit dem, was wir im ersten Halbjahr erreicht haben, können wir schon zufrieden sein. Damit hat ja keiner gerechnet.

Die Mannschaft selbst auch nicht?

Passage: Wir wissen schon, was wir können, uns war aber auch bewusst, dass es schwer wird. Man durfte nicht davon ausgehen, dass wir in der Lage sind, eine solche Hinrunde zu spielen, haben aber schon daran geglaubt, dass wir dazu in der Lage sind.

Die Saison 2017/18 hat schlecht begonnen, dann lief es besser und am Ende des Jahres wieder nicht so toll. Gibt es Erklärungen, etwa, dass die Vorbereitung im Sommer nicht optimal war?

Henßen: Ja, die Vorbereitung war für uns mit vier Wochen zu kurz. Und dann, nehmen wir beispielsweise die Begegnung mit Alemannia Aachen, fehlten mit Simon Küppers und Danny Fäuster zwei Spieler, die für uns ganz wichtig sind. Die können wir nicht Eins zu Eins ersetzen. Zudem hatte Sahin Dagistan damals gerade seine Arbeitsstelle angetreten, musste nachts arbeiten. Wir haben nicht die Möglichkeiten wie die Alemannia und viele andere Mannschaften in dieser Klasse. Alle Spieler müssen 100 Prozent fit sein, damit wir an unsere Leistungsgrenze gehen können. Und das war in den letzten Wochen nicht der Fall.

Passage: Wir hatten eine sehr kurze Pause. Wir haben eine Zeit lang gebraucht, um uns als Mannschaft zu finden. Insgesamt sind wir aber zufrieden, auch wenn es in dem einen anderen Spiel vor dem Tor an Effektivität gemangelt hat. Zuletzt hat etwas die Kraft gefehlt.

Was ist der Unterschied zur Hinrunde der Saison 2015/16, als es nach dem Aufstieg in die Regionalliga weniger erfolgreich lief?

Henßen: Da gibt es grundsätzliche Unterschiede. Wir alle, auch die Spieler, die vor zwei Jahren schon dabei waren, haben aus dieser Saison einiges mitgenommen. Das haben wir ins Positive umwandeln können und uns deswegen auch ordentlich gesteigert.

Passage: Es gab schon Befürchtungen, dass es so laufen könnte wie vor zwei Jahren. Aber genau das wollten wir vermeiden und haben es bisher ganz gutgemacht.

Dabei gab es aktuell mehr Langzeitverletzte als vor zwei Jahren.

Henßen: Stimmt. Lorenz Klee, der als Innenverteidiger gesetzt war, Nils Kochan, der uns mit seinem Tempo gut getan hätte, oder Ortis Kumanini, der ebenso auf dem Plan stand wie Armand Drevina. Die hätten uns schon geholfen. Was man aber sagen muss, ist, dass es dieses Jahr von der Kaderzusammenstellung her besser passt.

Was ist denn an der Zusammenstellung besser als vor zwei Jahren?

Henßen: Ich glaube, dass die neuen Spieler vom Typ her und charakterlich passen. Akteure wie Joshua Holtby, Shpend Hasani oder Mark Szymczewski haben uns auch fußballerisch weitergeholfen. Sascha Tobor nicht zu vergessen, der etwas später gekommen ist und Erfahrung in dieser Klasse mitbringt.

Hat Ihnen bei der Kaderzusammenstellung die Erfahrung, die Sie vor zwei Jahren gemacht haben, geholfen? Die Verpflichtungen erscheinen gezielter erfolgt zu sein.

Henßen: Auf jeden Fall. Wir sind vor drei Jahren in den Mittelrheinliga überragend durchmarschiert sind. Wir hatten eine gute Mannschaft beisammen, dann hat die eine oder andere Neuverpflichtung nicht so gepasst. Und man muss sagen, dass mit Holtby, Hasani, Fäuster, Dagistan und Stefan Zabel, der ebenso wie Maurice Passage die ganze Saison ausgefallen war, sechs Leute vor zwei Jahren nicht dabei waren, die jetzt den Unterschied ausmachen.

Passage: Ich war zwar auch vor zwei Jahren nah an der Mannschaft dran, aber es ist immer noch etwas ganz anderes, selbst auf dem Platz zu stehen. Prinzipiell muss man sagen, dass wir in Beeck immer Mannschaften hatten, bei denen es vom Charakter her passt. Das ist auch dieses Jahr so.

Welche Charaktereigenschaften prägen den FC Wegberg-Beeck?

Passage: Die Geschlossenheit der Mannschaft. Der Unterschied zu der Situation von vor zwei Jahren ist vielleicht der, dass wir keinen Spieler haben, der sich nicht einbringt. Es gibt keine Grüppchenbildung. Das macht viel aus.

Ist der Kader stärker als vor zwei Jahren?

Passage: Das würde ich auf jeden Fall sagen.

Henßen: Fangen wir alleine mit der Körpergröße an. Fäuster war vor zwei Jahren als kopfballstarker Spieler nicht dabei, Dagistan kam später, und Zabel hat gefehlt. Wir haben viele Gegentore nach Standards bekommen. Und jetzt haben wir vorne mit Shpend Hasani jemanden, der Tore schießen kann.

Und mit Holtby einen überdurchschnittlichen Mittelfeldspieler.

Henßen: Der Josh ist für uns der Taktgeber im Mittelfeld, der auch den Ball halten, die Spitzen einsetzen oder die Standards richtig gut spielen kann. Er ist auch derjenige, der das Tempo bestimmt, nach vorne geht und auch mal hinten mit rein rückt. Er ist ein ganz wichtiger Spieler für uns.

Was hat sich in den letzten Wochen personell getan?

Henßen: Stefan Nöhles hat uns verlassen. Er war seiner Position als Nummer zwei hinter Zabel nicht zufrieden und ist zum Bezirksligisten Union Würm-Lindern gewechselt, um regelmäßig zu spielen. Als neuer Keeper kam Tobi Kraus, der beim TuS Koblenz auf der Bank saß. Zudem kam Innenverteidiger Niklas Hunold vom Nord-Regionalligisten SK Lüneburg.

Ist das auch eine Reaktion auf die erneute Knieverletzung von Klee?

Henßen: Ja, Lorenz hat sich im Training erneut einen Meniskusriss zugezogen. Jetzt hatten wir mit Fäuster und Küppers nur noch zwei Innenverteidiger. Da tut uns Hunold gut.

Gibt es Dinge, auf die Sie in der Wintervorbereitung besonderen Wert gelegt haben?

Henßen: Nein. Es ist nicht so, dass wir ein komplett neues Programm aufgefahren haben. Wir haben die Fitness überprüft, wie der Zustand jedes Einzelnen ist. Es sieht ganz ordentlich aus. Klar haben wir im Ausdauerbereich etwas mehr gearbeitet als im Sommer, und in den Testspielen haben wir vom System her etwas mehr probiert, weil wir drei Innenverteidiger haben.

Sind Sie mit der Vorbereitung zufrieden?

Henßen: Wir sind voll im Soll. Es läuft alles ordentlich, und die Jungs ziehen gut mit.

Passage: Ich denke, dass wir mit einer anderen Fitness als in der Hinrunde in die Restsaison gehen. Wir haben die Pause genutzt, um uns zu regenerieren und hatten die volle Vorbereitung. Anders als im Sommer.

Was erhoffen Sie sich von der Restsaison?

Henßen: Am 13. Mai, am letzten Spieltag, auf Platz 14 der Tabelle zu stehen. Zudem schauen wir natürlich immer, was Münster in der Dritten Liga macht. Vielleicht reicht am Ende ja der 15. Platz.

Passage: Unsere Ausgangssituation ist nicht so schlecht. Wir werden alles versuchen, und bestenfalls geht es so aus, dass wir in der Regionalliga bleiben.

Was würde im Erfolgsfall in Beeck passieren?

Henßen: (lacht) Wir würden weiter Regionalliga spielen.

Dann würde der FC Wegberg-Beeck bis zum 100. Jahr des Vereinsbestehens in dieser Liga spielen.

Henßen: So weit sind wir noch lange nicht. Aber das wäre überragend. Wir sind realistisch genug, um zu wissen, wie schwer der Weg wird. Wir werden es wie in der Hinrunde machen. In jeder Trainingseinheit zu gut wie möglich arbeiten, von Spiel zu Spiel denken und so viele Punkte wie möglich einfahren. Unsere Vorgabe ist – und das weiß die Mannschaft – jeder Einzelne muss alles in die Waagschale werfen, um am 13. Mai auf Platz 14 zu stehen.

Die Erfahrung der Hinrunde zeigt, dass das Ziel nicht unrealistisch ist.

Henßen: Es ist schwer, aber nicht unmöglich.

Welche Signale aus dem Kader nehmen Sie wahr?

Henßen: (lacht) Mir hat bisher noch kein Spieler signalisiert: Ich will nicht mehr Regionalliga spielen.

Wie viele Punkte werden zum Klassenerhalt ausreichen?

Henßen: Das ist nicht abzusehen. Ich denke, wir müssen mindestens noch einmal so viele Zähler wie in der Hinrunde holen. Vielleicht sogar noch den einen oder anderen mehr. Ich hoffe, dass wir für unseren Aufwand in der Rückrunde vielleicht aber auch mal mit einem Dreier belohnt werden, den wir nicht verdient haben.

Aufrufe: 09.2.2018, 12:00 Uhr
Helga Raue, Günter Kirschbaum | AZ/ANAutor