2024-04-25T14:35:39.956Z

Im Nachfassen
Eine übersichtliche Kulisse: 240 Zuschauer verfolgten das Gemeindepokalturnier in Wenden, das die Spieler des FSV Gerlingen (im Vordergrund) gewannen. Foto: leem
Eine übersichtliche Kulisse: 240 Zuschauer verfolgten das Gemeindepokalturnier in Wenden, das die Spieler des FSV Gerlingen (im Vordergrund) gewannen. Foto: leem

Zuschauerzahlen lösen intensiven Denkprozess aus

Gemeindepokal: Wird der Modus wegen des rückläufigen Interesses geändert?

240 Zuschauer – für viele Schauplätze des Ballsports eine stolze Zahl. Doch in der Gemeinde Wenden, seit Jahren die Fußball-Hochburg des Kreises Olpe, lösen sie einen intensiven Denkprozess aus. Denn: Gepaart mit den bescheidenen Leistungen, die sich an der Grenze des Erträglichen einpendelten, blieb das Gemeindepokalturnier der Seniorenmannschaften weit hinter den Erwartungen zurück.

Und am Rande der Bande wurde bereits angeregt über den Modus diskutiert. 240 Zuschauer am Schulzentrum. Tendenz: rückläufig. Die vorletzte Auflage der Titelkämpfe, die der SV Ottfingen in Rothemühle für sich entschieden hatte, erlebten 300 Augenzeugen. Von der alljährlich Meisterschaft in Halle, die fast regelmäßig ,,ausverkauft“ meldet, ganz zu schweigen.

Doch woran liegt’s? Am allgemeinen rückläufigen Interesse am Amateur-Fußball etwa?

Möglich, doch machten bei dem zweitägigen Turnier gegensätzliche Standpunkte die Runde. Die einen beanstandeten die kurze Spielzeit von einmal 30 Minuten, die anderen plädierten für die Beibehaltung der Abwicklung.

Andreas Waffenschmidt, Trainer von RW Hünsborn, hatte bereits einen Änderungsvorschlag mitgebracht. Er regte eine Spielzeit von zweimal 45 Minuten – also die normale Länge der Meisterschaftsbegegnungen – an. Das Turnier solle sich dann über die gesamte Vorbereitungsphase der teilnehmenden Vereine erstrecken. Damit traf er den Nerv vieler Übungsleiter, weil sie ihre Taktik und Spielsysteme stets über 90 Minuten ausrichten.

,,Ich finde die Idee bombastisch, denn während der Saison haben wir keine Spiele über 30 Minuten“, kommentierte Marco Grisse, Coach des FC Altenhof. Er ergänzte: ,,Die Finalspiele könnten dann auf einem vorher festgelegten Platz stattfinden, damit der Verein Einnahmen generieren kann.“

Florian Brüser, Kapitän des neuen Gemeindepokalsiegers FSV Gerlingen, meinte: ,,Die Spielzeit von einmal 30 Minuten ist mir zu kurz.“

Einen ähnlichen Standpunkt vertritt auch Jörg Rokitte. ,,Das Gemeindepokalturnier hat Tradition. Aber es wirkt im Moment störend, weil es vom Ablauf her nicht in die sportliche Vorbereitung passt“, meinte der Trainer des VSV Wenden. Als Ausrede für die 1:3- Auftaktniederlage gegen den FC Altenhof oder das Scheitern in der Vorrunde, lässt sich die Aussage nicht werten. Rokitte: ,,Der Ablauf wäre nicht sympathischer geworden, wenn wir das erste Spiel gewonnen hätten.“ Er stimmte dem Waffenschmidt-Vorschlag zu und regte ein Heimrecht für die klassentiefere Mannschaft an. Die Meinungen drifteten auseinander.

Ein Fürsprecher des aktuellen Systems ist Andreas Grub. ,,Der Modus ist völlig richtig“, sagte der Vorsitzende des SV Rothemühle: ,,Wenn man testen will, muss man mal 30 Minuten Tempo machen statt 90 Minuten taktieren.“ Ein großes Problem sieht Grub bei der angedachten Neuerung in dem Umstand, dass ,,neun Vereine unter einen Hut gebracht werden müssen“. Hinzu kommen weitere Turniertermine der Clubs. Grub: ,,Das ist nicht zu stemmen.“

Ulrich Grebe, als Vertreter der Volksbank bei der Siegerehrung und früher selbst ein erstklassiger Fußballer, erinnerte sich: ,,Die kurzen Turniere waren die knackigsten.“

Keine Frage: Fußballer und Vereine stecken in einer Zwickmühle. Auf der einen Seite stehen Tradition, Einnahmen und Sponsoren – die Volksbank stiftete 1625 Euro an Prämien – auf der anderen die Interessen der Trainer und Zuschauer. Es wird schwer sein, beide Lager zufrieden zu stellen.

Ein Fall für den Gemeindesportverband. Dessen zweiter Vorsitzende, Heinz-Josef Niklas, meinte: ,,Das ist ein Turnier und keine Vorbereitung. Der Modus von einmal 30 Minuten hat sich bewährt. Er macht das Turnier spannend. Kleinere Klubs haben so die Möglichkeit, große zu schlagen.“ Gleichwohl sei der Gemeindesportverband ,,offen für alles“. Niklas: ,,Es ist nicht so, dass wir alles vorgeben.“ Über die Meinungsverschiedenheiten wird in der nächsten Sitzung debattiert.

Vielleicht wird dann auch über eine Kleinigkeit gesprochen, die insbesondere RW Hünsborn und SV Ottfingen betrafen. Beide Vereine hatten am Samstag nur ein Vorrundenspiel zu absolvieren – RW Hünsborn gegen SV Rothemühle (0:0), SV Ottfingen gegen FC Möllmicke (2:0). Interessierte Beobachter, die nur ,,ihren“ Klub erleben wollten, mussten also fünf Euro Eintritt zahlen. Fünf Euro für 30 Minuten – diskussionswürdig.

Aufrufe: 01.8.2017, 09:00 Uhr
Werner LeemreizeAutor