2024-05-08T14:46:11.570Z

Querpass
Der SV Aufbau Oppelhain spielt mit der 1. Mannschaft in der Kreisoberliga Südbrandenburg. F: Patock
Der SV Aufbau Oppelhain spielt mit der 1. Mannschaft in der Kreisoberliga Südbrandenburg. F: Patock

Nach offenem Brief: FLB kündigt Gespräch mit Oppelhain an

Der SV Aufbau sendet mit einem offenen Brief einen Hilferuf. Viele Fußball-Vereine aus der Lausitz unterstützen das.

Was passiert, wenn aus einem Hobby plötzlich Stress wird? Oder, noch konkreter: Wenn aus der großen Liebe Fußball der große Frust wird? Der SV Aufbau Oppelhain aus dem Elbe-Elster-Kreis stellt diese Fragen in einem offenen Brief, der in den sozialen Netzwerken debattiert wird und der inzwischen auch schon beim brandenburgischen Fußball-Landesverband FLB angekommen ist.

Die Oppelhainer geben die Antworten auf die Fragen selbst und erklären: „Eigentlich zuverlässige Leute legen ihre Ämter nieder und neue Leute für fast nicht lösbare Probleme zu finden, ist nahezu unmöglich.“ Die Schlussfolgerungen des Vereins: Kleine Clubs wie eben der SV Aufbau Oppelhain können ihre Strukturen kaum noch aufrechterhalten, der Spielbetrieb ist gefährdet, dem kleinen Fußball in der Lausitz geht die Luft aus.

In Oppelhain wird aber nicht nur geklagt, sondern es kommen auch konkrete Verbesserungsvorschläge. Den entscheidenden Hebel sieht der Club in den Spielklassen-Aufteilungen. Ligen mit 16 Mannschaften seien für kleine Clubs einfach zu groß, heißt es aus Elbe-Elster – weil über das Jahr so nur noch zehn freie Wochenenden bleiben. Zu wenig für viele Spieler, die dem Hobby Fußball nicht das komplette Familienleben unterordnen können oder wollen. Beim SV Aufbau plädiert man für ein Ligen-System mit zwölf Mannschaften – unterhalb der Kreisoberliga wohlgemerkt.

Beim Fußball-Landesverband Brandenburg ist der offene Brief sehr wohl registriert worden. Anne Engel, die neue Geschäftsführerin des FLB, erklärte gegenüber der LAUSITZER RUNDSCHAU: „Wir haben intern bereits die weiteren Schritte, auch mit dem zuständigen Fußballkreis Südbrandenburg, dazu besprochen.“ Engel, die im April ihren Job mit der Maßgabe angetreten hat, „anders und effektiver mit den Vereinen zu reden“, betonte: „Es ist wichtig, mit dem Verein in den Dialog zu kommen. Das werden wir versuchen. Dieses Problem betrifft sicherlich auch andere Vereine, insbesondere diejenigen, die nicht im Speckgürtel der großen brandenburgischen Städte liegen. Denn die haben genau die gegenteiligen Sorgen.“

Beim SV Aufbau in Oppelhain wird indes auch der hohe bürokratische Aufwand kritisiert, den die kleinen Vereine schultern müssten. Das Paradoxe sei: Immer wenige Menschen seien dafür überhaupt bereit. Und diejenigen, die solche ehrenamtlichen Mühen auf sich nehmen und den Spielbetrieb aufrechterhalten, müssten bei Fehlern dafür gerade stehen und würden vom Verband noch mit Strafen belegt.

FLB-Geschäftsführerin Anne Engel erklärte: „Der bürokratische Aufwand ist generell in der gesamten Gesellschaft größer geworden und macht leider auch vor den Sportvereinen und Sportverbänden nicht Halt. Damit hat sich auch die Arbeit des Ehrenamtes verändert. Bei der Vielzahl an Vereinen in Brandenburg wird es die eine Lösung nie geben können, die jeden Verein zufrieden stimmt, da jeder Verein eben ganz unterschiedliche Entwicklungen und auch Probleme hat, zum Teil regional bedingt. Allerdings können und sollten wir versuchen zu helfen.“

Wie die Hilfe im Oppelhainer Fall konkret aussehen könnte, soll jetzt mit dem Verein und dem Fußballkreis besprochen werden. Sebastian Schulz, Vorsitzender des Fußbalkreises Südbrandenburg, hat auch schon Kontakt mit Oppelhain aufgenommen. Er sagte gegenüber der LAUSITZER RUNDSCHAU: „Das ist sicher kein Einzelfall. Um so etwas zu behaupten, müsste man ja Scheuklappen tragen.“

Schulz, der gleichzeitig als Vorsitzender der Spielvereinigung Finsterwalde die Sorgen der Vereine ziemlich genau kennt, betonte: „Es ist sehr lobenswert, dass der Verein schon direkte Lösungsvorschläge einbringt.“ Angedacht seien jetzt direkte Gespräche mit dem Verein – und auch beim Verband. Schulz erklärte: „Es ist wichtig, dass wir das debattieren. Es geht darum, unsere Vereine wieder mehr mitzunehmen.“

INFO

Zu viel? 42 Wochen Fußball im Jahr

Der SV Oppelhain hat durchgerechnet und kommt auf 42 Wochen Fußball im Jahr, und erklärt, dass dies für viele Hobbysportler einfach zu viel sei.

Die Rechnung ist simpel und ergibt sich aus 30 Spieltagen in einer Liga mit 16 Mannschaften, sechs Pokalspiel-Wochenenden und drei Wochen Vorbereitung jeweils im Sommer und im Winter.

Die zehn fußballfreien Wochen verteilen sich demnach auf sieben Wochen Sommerpause und drei Wochen Winterpause.

Noch nicht einberechnet sind dabei die Nachholspieltage. Dafür sind Pfingsten, der 1. Mai, Himmelfahrt, eventuelle freie Pokalspieltage oder andere Termine in der Woche eingeplant.

Die Hallensaison spielt in dieser Rechnung ebenfalls keine Rolle.

Aufrufe: 012.6.2018, 14:57 Uhr
LR-Online.de/Jan LehmannAutor