2024-04-25T14:35:39.956Z

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Wolfgang Moos spielte in der Regionalliga elf Mal für Tasmania Berlin.
Wolfgang Moos spielte in der Regionalliga elf Mal für Tasmania Berlin. – Foto: Peter Loder

Wolfgang Moos: Er war Profi beim bislang schlechtesten Bundesliga-Klub

Elf Einsätze für Tasmania Berlin

Schalke 04 ist auf dem besten Weg, den Uralt-Rekord von Tasmania Berlin zu knacken. Wolfgang Moos aus Fürstenfeldbruck spielte einst für Tasmania.

Fürstenfeldbruck – Noch zwei sieglose Spiele, dann schreibt Schalke 04 traurige Fußballgeschichte und löst Tasmania Berlin als schlechteste Bundesliga-Mannschaft aller Zeiten ab. Damals, fünf Jahre nach dem Desaster des Hauptstadt-Vereins, wagte ein Brucker das Abenteuer und unterschrieb einen Profivertrag bei dem Verein, der vor 55 Jahren zur Lachnummer des deutschen Fußballs geworden war. Wegen der laufenden Schalke-Blamagen wird Wolfgang Moos (71) nun von seiner kurzlebigen Tasmania-Vergangenheit eingeholt.

Das Regionalliga-Abenteuer in Berlin – vergleichbar mit der heutigen 2. Bundesliga – begann für den damals 22-jährigen Moos 1971 mit einem Auswärtsspiel des SC Fürstenfeldbruck beim MTV Ingolstadt. Der schlaksige Mittelfeldspieler und seine Kollegen gehörten als Bayernligisten – damals bundesweit die dritthöchste Spielklasse – zur Kicker-Elite im Freistaat.

Tasmania-Trainer Velhorn lockt Wolfang Moos nach Berlin

Gleich nach dem Schlusspfiff beim Punktspiel in Ingolstadt wurde Moos von einem Zuschauer angesprochen, der sich als Peter Velhorn (verstorben 2016) und künftiger Tasmania-Trainer vorstellte. Er hatte von der Berliner Vereinsführung den Auftrag bekommen, die damalige Zweitliga-Mannschaft – fünf Jahre nach der Bundesliga-Blamage – wieder erstklassig zu machen. Der Brucker ließ sich nicht zweimal bitten, fuhr gemeinsam mit seinem künftigen Coach in die damals noch geteilte Stadt und unterschrieb den Vertrag.

Das Ziel von Tasmania Berlin war die Rückkehr in die Bundesliga, Deutschlands höchste Spielklasse. Dazu ging der Verein in der ganzen Bundesrepublik auf Einkaufstour. So kam auch der Brucker Wolfgang Moos (hinten, 6.v.l.) nach Berlin. Es sollte allerdings nur ein kurzes Gastspiel werden. Kurz darauf ging der Verein pleite. 	Repro: Peter Loder
Das Ziel von Tasmania Berlin war die Rückkehr in die Bundesliga, Deutschlands höchste Spielklasse. Dazu ging der Verein in der ganzen Bundesrepublik auf Einkaufstour. So kam auch der Brucker Wolfgang Moos (hinten, 6.v.l.) nach Berlin. Es sollte allerdings nur ein kurzes Gastspiel werden. Kurz darauf ging der Verein pleite. Repro: Peter Loder

Er gehörte damit neben dem Olchinger Rudi Brunnenmeier (verstorben 2003) und dem noch immer in Eichenau wohnenden Ludwig Bründl (beide deutsche Meister mit dem TSV 1860) zu den ersten Profifußballern aus dem Landkreis. Über das noch in Deutscher Mark ausgezahlte Grundgehalt – hinzu kamen noch Punkteprämien – will sich Moos nicht näher äußern. Vom Fußball allein konnte er ohnehin nicht leben, weshalb ihm der im Stadtteil Neukölln noch heute ansässige Verein bei der Suche nach einer Arbeitsstelle als Technischer Zeichner behilflich war.

Moos: „Wir wurden super aufgenommen, es hat alles wunderbar geklappt“

Gewohnt wurde unter der Woche im benachbarten Stadtteil Zehlendorf in einer Spieler-WG gemeinsam mit Klaus Walleitner, einem weiteren Oberbayer (verstorben 2014), den Tasmania vom FC Bayern nach nur zwei Bundesliga-Einsätzen weggelockt hatte. „Wir wurden super aufgenommen, es hat alles wunderbar gepasst“, erinnert sich Moos, der im Laufe seiner Karriere auch mehrmals in die damals noch aktive Bayern-Auswahl berufen wurde.

Das erste Spiel im Tasmania-Trikot wurde gewonnen. Ein paar Wochen später schien die Elf auf bestem Weg, das vom Präsidium vorgegebene Aufstiegsziel umzusetzen. Doch nach nur elf Spieltagen ereilte den vom blamablen Bundesliga-Abstieg fünf Jahre zuvor schon gebeutelten Verein ein weiterer Tiefschlag. Die Schuldenlast wurde zu groß, es folgte der unvermeidliche Lizenz-Entzug. Wolfgang Moos erfuhr davon daheim in Fürstenfeldbruck. Dorthin kehrte er meist gleich nach Spielschluss auf eigene Kosten im Flugzeug zurück, um das Wochenende in gewohnter Umgebung zu verbringen. „Ich schaute gerade die Tagesschau, als die Meldung kam.“

Traumtor von Wolfgang Moos wird im Fernsehen gezeigt

Wenige Wochen zuvor war Moos noch mächtig stolz darauf gewesen, dass sein erstes von insgesamt drei Toren für Tasmania auch im Fernsehen gezeigt wurde. „Ein besonders raffinierter Freistoß“, erinnert sich Moos. Aus der gleichen TV-Quelle erfuhr der Jungprofi das schnelle Aus seiner kurzen Karriere.

Die offizielle Bestätigung folgte beim sofort getätigten Anruf in der Vereinszentrale. „Du brauchst gar nicht mehr zu kommen“, war die knappe Ansage aus Neukölln. Berlin und Bundesliga waren für den Brucker damit nach nur elf Spielen Geschichte.

Wolfang Moos lehnte Angebot vom TSV 1860 München ab

Wolfgang Moos kehrte nach dem Berlin-Intermezzo in den Landkreis zurück, studierte Maschinenbau und kickte nur noch sporadisch in den unteren Amateurklassen. Vornehmlich für den VfR Eichenau, zu den ihn der damals als Vorsitzender fungierende (ebenfalls schon verstorbene) Tagblatt-Fotograf Franz Schmotz gelotst hatte. Aus dem VfR wurde später nach der Fusion mit dem ESV der heutige FC Eichenau.

Mit 30 Jahren beendete Wolfgang Moos schließlich seine sportliche Laufbahn, nachdem er höherklassige Angebote – unter anderem vom TSV 1860 München – dankend abgelehnt hatte. Nach seiner ernüchternden Tasmania-Erfahrung wusste er nun: „Das ist nicht meins.“

Wolfgang Moos: Kein Glück als Fußball-Profi - Erfolg im „normalen“ Berufsleben“

Als Kurzzeit-Profi auf dem Rasen glücklos, ging es stattdessen im Beruf ständig bergauf. Bis zu seiner Pensionierung vor knapp zehn Jahren leitete Wolfgang Moos die Niederlassung von Erdgas-Südbayern in der Kreisstadt Fürstenfeldbruck. Dem Fußball verbunden blieb er dennoch: Als Mitglied bei der Alten Liga des SC Fürstenfeldbruck. Bis ihn dann die immer wieder aufflammenden Querelen auch von dort vertrieben.

Nun verfolgt Wolfgang Moos daheim in Neulindach die Bundesliga wieder vor dem Fernseher. Sein ehemaliger Verein in der Bundes-Hauptstadt wird vermutlich demnächst wieder in den Schlagzeilen auftauchen. Nicht, weil Tasmania den traurigen, aber publicityträchtigen Rekord, von dem sich die Verantwortlichen heutzutage nur ungern trennen würden, nach Gelsenkirchen geschickt hat. Vielmehr, weil der Sport-Club Tasmania in der Oberliga Nordost zur Winterpause unangefochtener Tabellenführer ist.

(Peter Loder)
Aufrufe: 020.12.2020, 18:49 Uhr
Fürstenfeldbrucker Tagblatt / Peter LoderAutor