2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
– Foto: Boris Hempel

Fortuna II: So tickt Erfolgstrainer Nico Michaty

Fortunas Zweitvertretung schwimmt in der Regionalliga auf einer Erfolgswelle. Architekt dieses Aufschwungs ist Trainer Nico Michaty. Seine Arbeit wurde vor allem von Weggefährten aus seiner Zeit in Bochum beeinflusst. Am Sonntag spielt die "Zwote" gegen den FC Schalke 04.

Nico Michaty ist ganz in seinem Element. "Wichtig war", sagt der Trainer von Fortunas Regionalliga-Fußballern, "unser Spiel durchzubringen, die Räume zu nutzen." Er gestikuliert, deutet auf den Rasen. Auch wenn der inzwischen menschenleer ist, zeigt Michaty, welche Räume er meint.
Dann ergänzt er: "Wir sind gut in die Zonen gekommen. Wenn wir es schnell gespielt haben, hatten wir die Möglichkeiten." Der 47-Jährige spricht über den 2:0-Sieg der "Zwoten" am Mittwochabend gegen Alemannia Aachen, geht stark ins Detail. Seine Analyse: leidenschaftlich, professionell, präzise.

Als er den Kurzvortrag beendet, huscht ein kleines Lächeln über sein Gesicht. Innerlich strahlt der Fußballlehrer vermutlich schon die ganze Zeit – Michaty und seine Mannschaft schwimmen auf einer nicht für möglich gehaltenen Erfolgswelle. Die Flingerner eilen von Sieg zu Sieg, haben bislang erst drei Spiele verloren; in Essen verdient, in Münster und in Oberhausen höchst unglücklich. Und sie haben sich im oberen Tabellen-Drittel festgesetzt. In einer ähnlichen Situation ist der Trainer lange nicht mehr gewesen. "Mit der U23 des VfL Bochum sind wir einmal unerwartet Dritter geworden", erinnert er sich. Doch das liegt schon eine Weile zurück. "Was wir gerade erleben, ist etwas Außergewöhnliches."


Seit inzwischen zweieinhalb Jahren trainiert der gebürtige Siegener die "Zwote", und in dieser Saison ist es ihm erstmals gelungen, aus seinem Team ohne große Anlaufzeit eine echte Einheit zu formen. In der zurückliegenden Spielzeit benötigten die Flingerner die komplette Hinrunde, um zusammenzuwachsen und in die Spur zu finden; im Jahr davor wechselten sich Licht und Schatten beinahe im Wochentakt ab. Frank Schaefer, Leiter von Fortunas Nachwuchsleistungszentrum, hat im Sommer den qualitativ wohl hochwertigsten Kader zusammengestellt, den die "Zwote" jemals hatte – und Coach Michaty liefert nun die dazu passenden Ergebnisse.

Weil die Mannschaft funktioniert, kann sich der Fußballlehrer ganz auf die sportliche Arbeit fokussieren. So, wie er es am liebsten tut. Denn Michaty ist beileibe kein Lautsprecher. Der 47-Jährige ist loyal, umgänglich und stellt sich mit bislang ganz wenigen Ausnahmen – wie etwa nach der 0:3-Pleite bei der SG Wattenscheid in der vergangenen Saison – auch nach schwachen Leistungen vor seine Mannschaft. Öffentliche Kritik übt er selten, schon gar nicht an einzelnen Spielern.

In dieser Hinsicht ist Michaty anders als einer seiner langen Weggefährten: Peter Neururer. Mit dem 65-Jährigen verbindet ihn inzwischen eine lange Freundschaft, inklusive jährlicher Harley-Touren in der Sommerpause – wenn das Coronavirus den Plänen keinen Strich durch die Rechnung macht. Vier Jahre arbeitete Michaty als Co-Trainer beim VfL Bochum an Neururers Seite. "Ein Super-Typ", sagt er.


Neururer hat Michaty beruflich geprägt, das gilt jedoch auch für Bernhard Dietz und Marcel Koller, die der 47-Jährige ebenfalls als Assistenzcoach unterstützt hat. "Bernhard Dietz war mein Mentor, mein Förderer, ein ganz toller Mensch. Und auch von Marcel Koller habe ich viel mitgenommen", betont er.

Nach einigen Jahren in der zweiten Reihe wagte Michaty beim VfL irgendwann den nächsten Schritt und übernahm die zweite Mannschaft der Bochumer, zusätzlich blieb er Co-Trainer der Profis. Anschließend wechselte der Fußballlehrer zum FSV Frankfurt, leitete dort das Nachwuchsleistungszentrum und trainierte die Regionalliga-Mannschaft. Später wirkte er in ähnlicher Funktion bei Hannover 96.

Die Fortuna ist erst Michatys vierter Arbeitgeber. Der 47-Jährige bevorzugt eben Konstanz, um junge Talente zu entwickeln. In dieser Saison – die nächste Partie der "Zwoten" steht am Sonntag (15 Uhr, Paul-Janes-Stadion) gegen die Zweitvertretung des FC Schalke 04 an – mit besonders großem Erfolg.
Aufrufe: 05.12.2020, 23:00 Uhr
RP / Tobias DinkelborgAutor