2024-04-25T14:35:39.956Z

Ligabericht

Corona: Sergej Bartel und Daniel Halfar äußern sich

Für Kirchlengerns Trainer Daniel Halfar und seinen Holser Kollegen Sergej Bartel spielt der Sport angesichts der Coronakrise nur eine untergeordnete Rolle.

Auf dem kleinen Bolzplatz vor dem Sportgelände des VfL Holsen lassen sich ein paar Jungs ihren Spaß am Fußball nicht nehmen und jagen bei bestem Wetter dem Ball nach. Auf den beiden Sportplätzen des VfL herrschte aber am Sonntag ebenso wie im gesamten Fußballkreis Herford nach der Absage aller Spiele bis zum 19. April durch den Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen (FLVW) Stille. Der Verein hat wie nahezu alle Sportclubs in der Region auch den Trainingsbetrieb für alle Mannschaften komplett eingestellt.

Bereits in den Wochen zuvor hatten die Holser weitere Maßnahmen ergriffen, um die Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern und zum Beispiel vereinsinterne Veranstaltungen abgesagt. „Die Entscheidung ist richtig, die Gesundheit geht vor“, sagt VfL-Trainer Sergej Bartel, der auch von „Geisterspielen“ ohne Zuschauer nichts gehalten hätte. „Das ist nichts Halbes und nichts Ganzes. Wir haben innerhalb der Mannschaft schon in den vergangenen Tagen sehr offen über dieses Thema gesprochen. Wir alle müssen da gesund ’rausgehen. Ein Fußballspiel ist in jedem Fall verzichtbar.“


Auch beim FC RW Kirchlengern findet bis auf Weiteres in allen Abteilungen kein Training statt. Für Daniel Halfar, Trainer der 1. Mannschaft von RWK, ist das nach der Aussetzung des Spielbetriebs „eine nur logische Konsequenz“. Dass den Rot-Weißen, die derzeit in aussichtsreicher Position im Meisterschaftsrennen liegen, durch einen durchaus möglichen Saisonabbruch sportliche Nachteile entstehen könnten, spielt für den 32-jährigen Familienvater nicht die wichtigste Rolle. „Sportlicher Erfolg ist das eine, aber es gibt nun einmal wichtigere Dinge im Leben“, meint Halfar.


Der FLVW setzt derzeit weiterhin darauf, die Saison nach dem 19. April wieder aufzunehmen und sportlich abschließen zu können. Durchaus möglich erscheint es aber auch, die Spielzeit komplett zu beenden und die aktuelle Tabelle zur Abschlusstabelle zu erklären. In vielen unteren Ligen weisen die Mannschaften aber nicht alle die gleiche Anzahl an Spielen auf.


So musste RW Kirchlengern bedingt durch den Spielausfall in Lohe in der vergangenen Woche die Tabellenführung an TuRa Löhne, das 4:0 gegen Tengern II gewann, abgeben. Kirchlengern hat aber bislang nur 18 Partien absolviert, während die Löhner schon 19 Spiele gemacht haben. Durch die Generalabsage fiel auch das direkte Duell der Rot-Weißen gegen Tabellenführer TuRa Löhne am gestrigen Sonntag aus. „Egal, wie das Spiel ausgegangen wäre, das wäre für alle Seiten eine blöde Situation gewesen“, findet der ehemalige Profi von Arminia Bielefeld, der im Moment auch mit seinem alten Verein mitfiebert, der die Tabelle der 2. Bundesliga souverän anführt und ebenfalls um einen möglichen Aufstieg gebracht werden könnte. „Im bezahlten Fußball ist das wirtschaftlich gesehen noch eine ganz andere Dimension, doch auch für die Amateurvereine spielen finanzielle Aspekte eine Rolle“, findet der RWK-Trainer.


Eine für alle Seiten annehmbare Lösung, wie es nun sportlich weitergehen soll, hält auch Halfar für utopisch. „Da spielen unglaublich viele Faktoren mit hinein, so dass es viele Varianten gibt. Bei einer Absage oder Verlegung der Europameisterschaft könnte man natürlich einige Wochen länger spielen. Eine Empfehlung möchte ich aber nicht aussprechen, wir müssen einfach abwarten, wie sich die Sache weiter entwickelt. Man sollte die sportliche Fairness wahren, soweit das möglich ist“, wünscht sich Halfar.


Noch vor der am vergangenen Freitag erfolgten Schließung der Schulen und Kitas in Nordrhein-Westfalen hat Daniel Halfar bereits am Mittwoch sein Kind aus der Schule genommen. „Dass das so spät geschieht, ist für mich nicht nachvollziehbar. NRW ist das Bundesland mit den meisten Infizierten, da hätte man eher eher reagieren müssen“, kritisiert Halfar. „Kleinere Länder machen es uns vor. Wir müssen im Sinne der Menschen handeln“, appelliert Halfar an die Entscheidungsträger.

Aufrufe: 015.3.2020, 16:45 Uhr
Björn Kenter / FuPaAutor