2024-05-02T16:12:49.858Z

Kommentar
Solche Bilder sind bei der Frauen-WM nicht möglich -
Solche Bilder sind bei der Frauen-WM nicht möglich -

Über das Ziel hinausgeschossen

Letzte Woche fielen dem geneigten Fußballfan gleich zwei Sachen auf, die für Kopfschütteln sorgten

Progrès Niederkorn – Cardiff Met, Europa-League-Vorqualifikation

Kaum am Oberkorner Stadion angekommen, begegneten mir am vergangenen Donnerstag mehrere mir bekannte Fußballfans, die sich über teilweise hohe Preise beschwerten. Erst dachte ich, immer diese Gejammere, doch in der Tat, verkaufte Niederkorn Seidenschals des Spiels für sage und schreibe 25 €! Zum Vergleich: Jacquard-Schals werden im Ausland oft für 10, vielleicht auch noch für 15 € verkauft, Niederkorns Nachbarverein Lasauvage verkaufte seine Seidenschals letzte Saison für 5 €! Doch damit nicht genug. Gab es in der letzten Saison im Europapokal die Stadionzeitung noch umsonst, musste man dieses mal 5 € berappen, wobei ich aber fairerweise sagen muss, dass es sich schon eher um eine Broschüre als um ein reines Heft handelte. Den Abend fast getoppt hatten aber die von mir persönlich nicht wirklich geliebten „Geldkarten“. Nicht einmal eine Stunde nach Spielschluss fand sich an den Verkaufsständen niemand mehr, der mir eine Karte mit zehn Euro drauf zurückbezahlen konnte, außer der nette Herr am Ausschank, der 9,50 € in Kleingeld zusammenkratzte und mich noch auf ein Bier einlud, um die Differenz zu begleichen. Ähnlich erging es mir später auch bei der Rückgabe für meinen Pfandbecher, wo sich nach einer gefühlten Ewigkeit endlich jemand einfand, um die Kunden zu bedienen.

Italien – Niederlande, Frauen-Weltmeisterschaft

Nur zwei Tage später machte ich mich mit zwei Freunden auf den Weg ins französische Valenciennes. In der nur gut drei Autostunden von Luxemburg entfernten Stadt besuchten wir das Viertelfinalspiel der Frauen-WM Italien – Niederlande. Vor der Partie herrschte richtige Volksfeststimmung, wie es sich für ein solches Turnier gehört. Das schmucke Stadion war ausverkauft, doch bevor wir überhaupt drinnen waren, gab es unerwartete Hürden zu überwinden. Mit einer Luxemburg-Fahne bewaffnet wollten wir durch die Einlasskontrollen: Fehlanzeige! Der nette Ordner erklärte, Fahnen von Ländern, die nicht am Turnier teilnehmen seien im Stadion nicht erlaubt! Bei etlichen Besuchen von WM- oder EM-Turnieren der Herren gab es so etwas noch nie! Der Ordner fragte sogar noch seinen Vorgesetzten, wir bekamen eine Pfandmarke und die Fahne erst nach dem Spiel zurück. Vielleicht hätten wir doch eine rot-weiß-(hell)-blaue Fahne anstatt die mit dem roten Löwen mitnehmen sollen, erstgenannte wäre garantiert als niederländische durchgegangen! Und zum Glück musste ich nicht auch noch mein FLF-Trikot ausziehen!

So nicht!

Beide oben geschilderten Fälle haben mich etwas irritiert. Klar, dass Niederkorn Geld einnehmen will, ist logisch. Doch der Verein, der in den letzten Jahren sowohl sportlich als auch von der Vermarktung her vieles richtig gemacht hat, hat in meinem Augen eine Grenze überschritten. Gleiches gilt für die FIFA – auch wenn sie sich vielleicht nur an französische Sicherheitsauflagen hielt – die als Organisator immer gerne von Fußballfesten für alle im Rahmen einer WM spricht. Wenn dann plötzlich nur noch Fahnen von teilnehmenden Ländern im Stadion erlaubt sind, ist das definitiv auch übers Ziel hinausgeschossen. Und es bleibt in diesem Fall das ungute Gefühl, dass der Weltverband die Frauen-WM für Tests für kommende Männer-Weltmeisterschaften nutzte, insbesondere da die kommende Endrunde im Katar stattfindet, was alleine schon genug Diskussionsstoff barg und auch noch birgt. In beiden Fällen muss man aufpassen, sich die richtigen Fans nicht zu vergraueln!
Aufrufe: 03.7.2019, 15:00 Uhr
Paul KrierAutor