2024-05-08T14:46:11.570Z

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Der Denzlinger Erdem Bayram (rechts)  tanzt Ralf Schubnell aus, im Hintergrund ist  Neustadts Torwart Simon Gantert schon in Bereitschaft. | Foto: Patrick Seeger
Der Denzlinger Erdem Bayram (rechts) tanzt Ralf Schubnell aus, im Hintergrund ist Neustadts Torwart Simon Gantert schon in Bereitschaft. | Foto: Patrick Seeger

Fußball wird für den FC Neustadt zur Nebensache

Das 3:3 zwischen dem FC Neustadt und FC Denzlingen in der Verbandsliga wird von einem Unfall im Vorfeld überschattet

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Vor Fußballspielen wird oft von einer schwierigen Aufgabe gesprochen. Weil der Gegner technisch gut, organisiert und erfolgreich ist. Der FC Denzlingen ist ein starkes Verbandsligateam. Die sportliche Aufgabe für den FC Neustadt am Wochenende war schwierig, aber noch schwieriger war für die Neustädter Fußballer, dass der Vater von zwei Spielern zwei Tage zuvor einen Arbeitsunfall hatte und schwer verletzt in der Klinik liegt. Wenn es um die Gesundheit von Menschen geht, wird der Fußball zur Nebensache.
„Wir sind Freunde, wir sind mehr als das, wir sind eine Familie“, sagt Klaus Gallmann nach dem Spiel, „und wir hoffen, dass der Erwin wieder auf die Beine kommt“. Der Trainer des FC Neustadt und viele mit ihm wirkten innerlich hin- und hergerissen, „an so einem Tag ist der Fußball fast zweitrangig“.

Im Wissen darum erstaunt es nicht, dass der FC Neustadt nur schwer ins Spiel findet. Der FC Denzlingen agiert, die Blauen reagieren. Laufen hinterher. Schon nach 23 Sekunden klatscht der Ball an den Außenpfosten des Neustädter Tores. Ein erster Warnschuss von Timo Wehrle, doch die Blauen nehmen ihn nicht wahr. Sie sind – aus verständlichen Gründen – mit sich selbst beschäftigt. Sie wirken gehemmt, sind nicht präsent. In der dritten Minute marschiert Erdem Bayram auf der rechten Seite allein auf das Neustädter Tor zu, er passt den Ball flach in die Mitte zu Torben Stuckart, der das 1:0 für den FC Denzlingen erzielt. Es sieht nicht gut aus für den FC Neustadt in den Anfangsminuten. „Die Abstände haben nicht gestimmt. Wir haben dem Gegner zu viele Räume angeboten und eine technisch gute Mannschaft wie Denzlingen weiß das zu nutzen“, wird Benjamin Gallmann, der zweite Neustädter Trainer, später sagen. Vor allem auf der linken Neustädter Abwehrseite stimmen die Abstände nicht, extrem gefährliche Denzlinger Angriffe sind die Folge. Wider alle Hemmnisse beißt sich der FC Neustadt jedoch in das Spiel rein. Kommt zu einigen Standardsituationen in der gegnerischen Hälfte. Ein Kopfball von Tobias Gutscher nach einem Freistoß von Josip Katava kann Denzlingens Torhüter Niklas Schindler noch abwehren (33.), aber zwei Minuten später steht Christoph Bruhn nach einem Hin- und Hergeköpfe im gegnerischen Strafraum richtig und gleicht zum 1:1 aus. In der Nachspielzeit des ersten Durchgangs erhöht Bruhn gar auf 2:1 (45.+1). Die Führung für Neustadt ist schmeichelhaft. Denzlingen war das gefährlichere Team mit der besseren Spielanlage in den ersten 45 Minuten, ruhte sich allerdings Mitte der ersten Halbzeit zu sehr auf der Führung aus.

Ausgerechnet Stefan Ketterer gelingt der Ausgleich zum 3:3

Die Schwachstelle auf der linken Abwehrseite der Blauen bricht nach dem Seitenwechsel sofort wieder auf. Bayram narrt Peter Schubnell, spielt in die Mitte und Timo Wehrle trifft zum 2:2 (49.). Drei Minuten später eine Kopie: Wieder Bayram zu Wehrle – 3:2 für Denzlingen. Der FC Neustadt bekommt die Außenbahnen nicht dicht. Der Tabellendritte hat Konterchancen en masse. „Das vierte Tor wäre die Entscheidung gewesen“, ist sich Denzlingens Coach Armin Jungkeit sicher, aber es gelingt seiner Mannschaft nicht. Stattdessen steht der FC Neustadt noch einmal auf. Stefan Ketterer, ausgerechnet er, der in diesem Spiel einen großen Rucksack zusätzlich mitzuschleppen hatte, trifft zum 3:3. Sein Schuss wird abgefälscht, rutscht FCD-Keeper Schindler durch Hände und Arme und kullert langsam über die Linie (67.). Die Leidenschaft kocht noch einmal hoch beim FC Neustadt: Sam Samma trifft das Außennetz (73.). Der Siegtreffer wäre jedoch des Guten zu viel gewesen, auch wenn sich Benjamin Gallmann nach der 2:1-Halbzeitführung „einen Tick mehr erhofft“ hatte.

Eigentlich ist sowas nicht zu schaffen. Da war einerseits die sportliche Aufgabe gegen den Tabellendritten FC Denzlingen. Andererseits die seelische Belastung, die durch den Unfall von Erwin Ketterer auf seinen kickenden Söhnen und der Neustädter Mannschaft lastete. Das 3:3 ist so gesehen ein kleines Wunder.

FC Neustadt – FC Denzlingen 3:3 (2:1)
FC Neustadt: Gantert, Gutscher, Papa, Bruhn, St. Ketterer, Heitzmann, Maier (56. Falkowski), Katava, R. Schubnell, Samma (90. Schanz), Waldvogel. FC Denzlingen: Schindler, Margenfeld, Steigert, Lengner (46. R. Saggiomo), Dichtel (83. Dettmar), Stuckart, Gremmelspacher, Schweiger, Wehrle (77. Dirani), Bierer, Bayram (73. Aldemir). Tore: 0:1 Stuckart (3.), 1:1 Bruhn (35.), 2:1 Bruhn (45.+1), 2:2 Wehrle (49.), 2:3 Wehrle (52.), 3:3 St. Ketterer (67.). SR: Pace (Engen). ZS: 150.
Aufrufe: 020.11.2016, 18:34 Uhr
Jürgen Ruoff (BZ)Autor