2024-05-10T08:19:16.237Z

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Sascha Waldvogel (Mitte) und Robin Maier (Nr. 15) vom FC Neustadt doppeln einen Radolfzeller Spieler beim Remis im Mettnaustadion. | Foto: Bernd Seger
Sascha Waldvogel (Mitte) und Robin Maier (Nr. 15) vom FC Neustadt doppeln einen Radolfzeller Spieler beim Remis im Mettnaustadion. | Foto: Bernd Seger

FC Neustadt: "Guter Punkt" in schwierigem Spiel

FCN findet gegen einen tief verteidigenden Gegner kaum Räume in der Offensive und tappt einmal in die Falle

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Ein Fußballspiel hat viele Perspektiven. Jeder Spieler hat seine eigene Sicht der Dinge, beide Mannschaften sowieso. Das 1:1-Unentschieden des FC Neustadt im ersten Verbandsligaspiel der Saison beim Aufsteiger FC Radolfzell ist, egal ob nüchtern oder emotionsgeladen betrachtet, ein Punktgewinn.
„In der vergangenen Saison haben wir neun Spieltage auf die ersten Punkte warten müssen“, sagt Neustadts Trainer Benjamin Gallmann, „ich bin über den Punkt nicht unglücklich. Das ist ein guter Punkt.“

Der FC Neustadt hat im Mettnaustadion eine Stunde in Überzahl gespielt. Radolfzells Torwart Daniel Jörg Tkacz bekam die Rote Karte zu sehen, nachdem er außerhalb des Strafraums den Ball mit der Hand abgewehrt hatte. Der Ersatztorwart wurde eingewechselt, dafür musste ein Feldspieler weichen. Wie einschneidend so eine Hinausstellung sein kann, hat der FC Neustadt in der vergangenen Saison erfahren: Im Heimspiel gegen Bühlertal wurde Torwart Simon Gantert nach 35 Minuten wegen des gleichen Vergehens vom Platz gestellt und die Blauen knickten in Unterzahl mit 0:4 ein. „Der Fußball schreibt da gerne seine eigene Geschichte“, sagt Gallmann und verweist auf das Heimspiel seiner Mannschaft in der Vorsaison gegen Mörsch, als der FC Neustadt in Überzahl agierte und dennoch mit 0:4 den Hintern versohlt bekam. Überzahl, Unterzahl, Gleichzahl – alles nur Worte, entscheidend sind andere Dinge.

„Wir waren ein paar Mal zu sorglos im Spielaufbau.“ FCN-Trainer Benjamin Gallmann

Relevant ist zum Beispiel, dass Neustadts Torhüter Rick Kiefer einen Elfmeter gehalten hat. Wenn die Radolfzeller da mit 1:0 in Führung gehen, kann die Partie ganz anders laufen. In Führung gingen jedoch die Gäste aus dem Schwarzwald. Nach einem Ballverlust der Radolfzeller Abwehr legte FCN-Torjäger Sam Samma den Ball quer auf Tobias Gutscher, der ihn aus halblinker Position ins lange Eck drosch (65.). „Es war ein schwieriges Spiel für uns“, sagt Gallmann, „weil Radolfzell wahnsinnig tief verteidigte und wir vorne im letzten und gefährlichen Drittel kaum Räume vorfanden“. Für die Neustädter Mannschaft war das eine Aufgabe, mit der sie in der Verbandsliga noch nicht oft konfrontiert wurde, weil die Gegner in der vergangenen Saison meistens höher standen und verteidigten.

Defensive Stabilität war für den FC Radolfzell der Schlüssel zur Landesligameisterschaft, in 16 Heimspielen kassierte das Team nur neun Gegentore. Gegen den FC Neustadt rührte der Aufsteiger ebenfalls kräftig Beton an, zumal nach 30 Minuten schon in Unterzahl. Radolfzell zog sich zurück und lauerte auf Konter. Und der FC Neustadt tat der Heimelf mehrfach den Gefallen und vertändelte den Ball in der Vorwärtsbewegung. „Wir haben ihnen zwei, drei Dinge durch Eigenfehler zu viel ermöglicht“, sagt Gallmann. Einen individuellen Fehler nutzte Radolfzell zu einem Pass in die Gasse und der anschließende Kopfball fand den Weg ins Tor: 1:1 (74.). „Das Gegentor war ärgerlich, weil wir immer wieder darauf hingewiesen haben, dass wir uns keine Ballverluste in der Vorwärtsbewegung leisten dürfen, da sie vorne mit Stricker und Krüger zwei schnelle Stürmer haben“, sagt der Neustädter Coach, „wir waren ein paar Mal zu sorglos im Spielaufbau“. Die Neustädter nehmen aus diesem Spiel einen Punkt mit und gut gefallen hat Gallmann die geduldige Spielweise seiner Elf, das Warten auf den richtigen Moment, der auch irgendwann kam.

In der Startelf des FC Neustadt in Radolfzell stand auch Dominic D’Antino. Unvergessen sind seine starken Leistungen als Sechser an der Seite von Devis DeMin. Eine kleine Ewigkeit ist das her. Nach Jahren der Wanderschaft, auch bedingt durch seine berufliche Ausbildung, ist er in einer anderen Rolle zurück im Team: In der ersten Halbzeit spielte er rechts im Mittelfeld, in der zweiten Hälfte zentral auf der zehn. „Er tut unserem Spiel gut. Er ist ehrgeizig, hat einen ausgeprägten Siegeswillen, ist technisch beschlagen und spielt körperbetont. Er hat Erfahrung und Spielintelligenz“, sagt Gallmann. Da D’Antino im Schichtdienst arbeitet, wird er allerdings nicht in jedem Spiel zur Verfügung stehen.
Aufgrund der Führung und der langen Überzahl habe sich das Unentschieden nach dem Spiel angefühlt wie eine Niederlage. „Aufgrund des Spielverlaufs ist die Punkteteilung aber gerecht“, lautet das Schlusswort von Benjamin Gallmann.
Aufrufe: 07.8.2017, 20:00 Uhr
Jürgen Ruoff (BZ)Autor