2024-05-23T12:47:39.813Z

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Für FCM-Präsident Reinhard Henning wäre ein Abstieg in die Verbandsliga kein Beinbruch, aber ein Rückschritt. Albrecht
Für FCM-Präsident Reinhard Henning wäre ein Abstieg in die Verbandsliga kein Beinbruch, aber ein Rückschritt. Albrecht

»Es ist eine schwierige Situation«

Beim FC Mecklenburg ging es fast immer bergauf – der erste Abstieg der Vereinsgeschichte lässt sich nun aber nur noch theoretisch vermeiden

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Knapp eineinhalb Jahre ist es her, da stand Reinhard Henning, Präsident des FC Mecklenburg Schwerin, auf dem Rohbau der Tribüne im Sportpark Lankow und blickte ein wenig in die Zukunft.

Die erste Oberliga-Saison damals sollte auf einem einstelligen Tabellenplatz abgeschlossen werden, in dieser Spielzeit sollte es anschließend noch höher gehen und langfristig sollte dann auch in Schwerin Regionalliga-Fußball zu sehen sein. Davon ist der FC Mecklenburg Schwerin allerdings derzeit meilenweit entfernt. Noch hat der Club aus der Landeshauptstadt die Chance, den drohenden Abstieg abzuwenden. Der Rückstand auf das rettende Ufer ist in den vergangenen Wochen allerdings nicht kleiner geworden. Einen historischen Erfolg haben die Schweriner mit dem Einzug ins Landespokalfinale am Montag in Neustrelitz gegen den FC Hansa Rostock aber dennoch geschafft. Wie das zusammenpasst, darüber sprach SVZ-Redakteur Hagen Bischoff mit FCM-Vereinspräsident Reinhard Henning.

Herr Henning, wie sehr schmälert das Abschneiden in der Liga den Einzug ins Pokalfinale. Kann der FCM das Endspiel am Montag gegen Hansa Rostock überhaupt genießen?

Reinhard Henning: Ich sehe da keinen unmittelbaren Zusammenhang. Wir haben uns auf die Pokalspiele sehr gut vorbereitet und uns so in das Finale gekämpft. Wenn ich da an das Spiel gegen den Güstrower SC denke, dann trifft diese Aussage 100-prozentig zu. All diese Spiele haben bei den Spielern und Trainern Wirkung hinterlassen, so dass wir uns alle auf das Finale uneingeschränkt freuen. Für den FC Mecklenburg Schwerin ist dies der größte sportliche Erfolg in seiner jungen Vereins-Geschichte.

Wie schätzen Sie persönlich die Chancen des FC Mecklenburg gegen Hansa Rostock ein?

Wir nehmen die Rolle des Außenseiters gern an. Wir haben eine junge Mannschaft, die alles daran setzen wird, im Finale ein tolles Spiel abzuliefern. Da wir am Sonnabend in der Oberliga gegen Lichtenberg, also 48 Stunden vorher, unsere Generalprobe haben, werden wir mit der richtigen Einstellung auflaufen.

Statt sich in der Oberliga weiter zu etablieren, steht wohl demnächst der Abstieg in die Verbandsliga an. Obwohl der Verein langfristig das Ziel Regionalliga ausgegeben hat. Gehen Anspruch und Wirklichkeit, trotz des Finaleinzuges, beim FC Mecklenburg derzeit nicht zu stark auseinander?

Für den FC Mecklenburg ist es derzeit eine schwierige und auch besondere Situation. Die gesamte Saison ist gekennzeichnet von Höhen und Tiefen. Das war in der Vorsaison auch so, nur waren damals die Intervalle nicht so kurz. Nach schlechten Spielen folgten in dieser Saison nur wenige gute.

Sie haben dann quasi die Reißleine gezogen und einen Tag vor dem wichtigen Spiel gegen Frankfurt Trainer Enrico Neitzel freigestellt. Was haben Sie sich davon erhofft?

Wir wollten der Mannschaft damit einen neuen Impuls geben, haben uns bei dieser Entscheidung aber auch sehr schwer getan. Wir haben immer jeden Strohhalm genutzt, um Enrico den Rücken zu stärken. Jetzt mussten wir aber handeln, um noch zumindest die Chance auf den Klassenerhalt zu haben.

Waren solche Rückschläge in dieser Saison überhaupt eingeplant?

Uns war schon bewusst, dass es auch eine schwere Saison werden könnte, gerade vor dem Hintergrund, dass wir unsere Mannschaft stark verjüngt haben. Die Spieler sind alle sehr ehrgeizig und haben große Ziele. Bis sie diese Ziele allerdings erreichen können, müssen sie „Handwerk“ leisten. Das heißt, in der Oberliga zu bestehen. Und da muss man Woche für Woche seinen Mann stehen und den Sport an erster Stelle stellen.

Woran machen Sie die teilweise schwachen Auftritte der Mannschaft fest?

Die Mannschaft war oftmals keine Mannschaft. Jeder hat versucht, seine Sachen eigenständig zu lösen. Wir haben uns auch von Außen vom Trainer mehr Impulse und mehr Emotionen gewünscht.

Muss der FC Mecklenburg noch lernen, mit schlechteren Phasen umzugehen?

Ich denke ja. Im Verein hat man immer eine gewisse Hierarchie. Vom Vorstand war klar, wir wollen langfristig in die Regionalliga kommen. Dafür haben wir gute Rahmenbedingungen, dafür haben wir ein Trainerteam sowie eine Mannschaft organisiert. Ich glaube aber, wir hätten öfter mit der Mannschaft und auch dem Trainerteam reden müssen. Das wäre besser gewesen.

Wie plant der Verein jetzt weiter?

Wir haben mit allen Spielern gesprochen und wollen die Mannschaft, so wie sie ist, behalten. Natürlich gibt es einige altersbedingte Entscheidungen und auch bei unseren ausländischen Spielern müssen wir aufgrund der Aufenthaltsgenehmigung erst einmal schauen, wie es weiter geht. Ansonsten wollen wir an unseren jungen Spielern festhalten und kontinuierlich weiterarbeiten. Das heißt in der Oberliga oder in der Verbandsliga.

Wäre ein Abstieg in die Verbandsliga nur ein Rückschritt oder ein Beinbruch?

Ein Beinbruch wäre es nicht, ein Rückschritt aber dennoch. Wir wollen den Fußball in Schwerin, bezogen auf die Sportarten, an die dritte Stelle bringen. Das hat der Schweriner Fußball verdient und wir haben uns diese Aufgabe gestellt. Sollten wir absteigen, dann haben wir unsere Aufgabe allerdings nicht gut gemacht.

Aufrufe: 017.5.2018, 19:00 Uhr
habiAutor