2024-05-02T16:12:49.858Z

Vereinsnachrichten
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"Die grösste Form an seelischem Ausdruck"

Interview mit Claudio Corda, spielender Assistenztrainer beim FC Küsnacht

Claudio Corda nimmt beim FC Küsnacht als spielender Assistenztrainer eine wichtige Rolle beim Unternehmen "Rückkehr in die 3. Liga" ein.

Claudio Corda, du bist momentan einer der Assistenten des Küsnachter Fanionteams. Welches sind deine Aufgabenbereiche?
Ich stehe unseren beiden Trainern Samuel Wiedemann und Marcio Aurajo grundsätzlich bei sportlichen Angelegenheiten beratend bei. Da geht es oft um Themenbereiche wie die Form oder Entwicklung der Spieler, Mannschaftsaufstellungen, Saisongestaltung, Fehleranalysen und Erfolgsprüfungen. Selten plane und leite ich auch mal Übungen in Trainingseinheiten. Was das Organisatorische und Formelle betrifft, darf ich mich grösstenteils vornehm raushalten. Am liebsten stehe ich aber noch immer selber auf dem Rasen, verstehe mich darum auch mehr als Spieler denn Trainer.

Wie sieht es mit deiner Spielerkarriere aus?
Fussball zu spielen ist nach wie vor die grösste Form an seelischem Ausdruck, den es für mich gibt. Unglücklicherweise hatte ich während meiner Spielerkarriere immer wieder mit diversen Verletzungen zu kämpfen, weshalb mich viele meiner Freunde ironisch als "Terrakottakrieger" bezeichnen (abgeleitet aus der Zerbrechlichkeit von keramischen Produkten). Diese Tatsache hat mich vor gut zehn Jahren vom Spitzen- in den Breitensport verfrachtet. Damit sah ich mich gezwungen, meine persönlichen Ziele zu ändern, die Messlatte etwas tiefer anzusetzen. Der Inhalt der Ziele hat sich dadurch geändert, nicht aber die Wichtigkeit der Zielerreichung. Mir momentan wichtige Ziele sind einerseits vereinstechnischer, andererseits persönlicher Natur. Ich möchte dem Verein so gut es geht helfen, die sportlich gesetzten Ziele zu erreichen, verspüre aber auch das Verlangen, mir selber noch einmal zu zeigen, dass ich spielerisch etwas Überdurchschnittliches bewirken kann. In diesem Sinne bin ich nach wie vor gierig danach, Tore zu schiessen und Spiele zu gewinnen. Meine Spielerkarriere, sie läuft also noch immer!

Was reizt dich speziell als Assistent?
Was ich in dieser Funktion besonders geniesse, ist der enge zwischenmenschliche Kontakt mit Sam, Marcio und den Spielern. Auch die Möglichkeit zu haben, eine charakterlich abgestimmte Mannschaft zu formen, gefällt mir gut.

Wie beurteilst du die Zukunftsaussichten des FC Küsnacht?
Ich persönlich finde es im Falle des FCK schwer, über sportliche Zukunftsaussichten zu mutmassen, da sie zu einem Grossteil von der Entwicklung unserer Junioren abhängt. Wie Sie vielleicht aus ihrem eigenen Leben wissen, ist das einzig wirklich Beständige im Leben der Wandel und in der Adoleszenz gilt das ganz besonders. Natürlich können wir im Moment sagen, dass wir technisch hervorragende Spieler in unseren Junioren haben. Wenn wir noch etwas weiter gehen wollen, können wir sogar erkennen, dass dieser oder jener Junior besonders laufbereit ist, ein besonders intelligentes Zweikampfverhalten zeigt, besonders taktisch klug agiert, eine besonders gute Einstellung besitzt. Doch unterscheidet sich der erfolgreiche Aktivfussballer vom Rest im Vorweisen dieser Eigenschaften unter hohem Tempo und unter hoher physischer Gegenwehr. In den Junioren fehlt diese Härte und das Tempo oftmals, so dass man die Spieler diesbezüglich nicht sicher beurteilen kann. Hinzu kommt, dass eine Mannschaft ein komplexes soziales Gebilde ist, in dem sich verschiedenste Persönlichkeiten finden, tolerieren und akzeptieren müssen. Auch das gelingt nicht immer. Das Entschiedenste ist für mich am Ende wohl, welchen Wert ein Spieler bereit ist, dem Fussball einzuräumen. Mit zunehmendem Alter nehmen die Verpflichtungen zu, Energie und Zeit müssen gezielter eingesetzt werden. Zudem bietet das Leben nebst Breitenfussball vielerlei interessante und packende Dinge. Inwiefern ich als junger Erwachsener also bereit bin, Ressourcen in Fussball zu investieren, kann ich erst wissen, wenn ich diesen Lebensabschnitt erreicht habe.
Nichts desto trotz haben wir in der 1. Mannschaft bereits jetzt gute Spieler, einen starken Teamgeist und tolle Persönlichkeiten. Zusammen mit unserer top Nachwuchsabteilung legt der FCK damit ein sehr gutes Fundament, auf das es sich in Zukunft erfolgreich aufbauen lässt. Für die sportlich goldene Zukunft müssen wir noch eine Klasse besser werden und dafür braucht es unseren talentierten Nachwuchs. Ich bin gespannt darauf, wie gut es dem gesamten Verein gelingen wird, diese Integration zu gestalten.

An welches Ereignis im FC Küsnacht kannst du dich am ehesten erinnern?
Ich habe viele Spiele in den unterschiedlichsten Ligen für den FCK bestritten. Interessanterweise ist mir ein Spiel aus der tiefsten Liga, die ich je gespielt habe, der 4. Liga, in besonderer Erinnerung geblieben. Es war an einem herbstlich sonnigen Sonntagmittag, auf dem Kunstrasen des Fallachers. Wir (FCK 2) bestritten unser letztes Heimspiel der Liga, ein Derby, gegen unseren direkten Konkurrenten FC Herrliberg im Aufstiegskampf in die 3. Liga. Es stand 2:2 und es war kurz vor Ende der Partie. Wir mussten dringend gewinnen, haben deshalb unsere Innenverteidiger bereits in den Sturm gezogen. Unser Abwehrchef Yves Schneuwly liess einen weiten Auskick unseres Torhüterhüters in einem harten Zweikampf prallen und ich zog direkt aus der Luft ab. Mir gelang in letzter Minute ein unglaublicher Weitschusstreffer, die gut hundert Zuschauer explodierten und wir sicherten uns den Aufstieg. Das war der wohl erinnerungsträchtigste und irgendwie auch berührenste Moment für mich im Trikot des FCK.

Das Interview ist ursprünglich auf fck.ch publiziert worden.

Aufrufe: 025.9.2020, 18:34 Uhr
Marcel von AllmenAutor