2024-04-25T14:35:39.956Z

Spielbericht
– Foto: Jens Dünhölter

FC Gütersloh: Weiße Weste und Tabellenführung

Oberligist gewinnt – dank eines Eigentores – gegen die SG Wattenscheid mit 1:0. FCG bleibt somit das einzige Ligateam, das alle drei Auftaktpartien siegreich gestalten konnte. Außerdem: Emotionaler Abschied des verunglückten Fans.

Natürlich hätte er in der Kurve gestanden und die Spieler des FC Gütersloh auf ihrer Ehrenrunde abgeklatscht. Doch beim 1:0-Heimsieg über die SG Wattenscheid stand Martin Bachner gewissermaßen auf der anderen Seite des Zauns. „Einer von uns“ stand auf dem mit seinem Namen versehenen T-Shirt, das jeder FCG-Fußballer vor dem Anpfiff und Trainer Julian Hesse das ganze Spiel über trug. Mit einer Gedenkminute hatten das gesamte Team und die 533 Zuschauer im Ohlendorf-Stadion dem treuen Fan gedacht, der am 7. September, einen Tag nach dem Heimspiel gegen Finnentrop, bei einem tragischen Verkehrsunfall mit 28 Jahren ums Leben gekommen war.


Bachner wäre begeistert gewesen, wenn er seinen FC Gütersloh in der ersten halbe Stunde erlebt hätte. Starkes Pressing, kluger Ballbesitzfußball, schön herausgespielte Chancen – das Team von Julian Hesse ließ die Gäste überhaupt nicht zur Entfaltung kommen. Die 1:0-Führung war hochverdient. Der Treffer fiel zwar durch ein Eigentor des von Eric Yahkem bedrängten Wattenscheiders Norman Jakubowski; doch letztlich hatte ihn Björn Schlottke nach tollem Zusammenspiel mit Serdar Erdogmus auf dem linken Flügel mit einer scharfen Hereingabe erzwungen. „Eigentlich hätten wir zur Pause ein oder zwei Tore mehr haben müssen“, sagte Hesse. Er dachte dabei an viele gute Abschlusssituationen sowie an die Top-Chancen von Schlottke (24.) und Dimitrios Nemtsis (28.). Im doppelten Sinn erhielt das souveräne Spiel des FC Gütersloh in der 31. Minute jedoch einen Cut: Der bis dahin neben Tim Manstein herausragende Innenverteidiger Lars Beuckmann rasselte bei einem Kopfballduell mit Tim Kaminski zusammen, zog sich eine blutende Platzwunde an der Stirn zu und musste zum Nähen ins Krankenhaus gebracht werden.

Auch der Rest der Mannschaft, zu der jetzt Jannik Schröder gehörte, wirkte etwas benommen. Nach und nach büßte der FCG an Dominanz ein. Schon vor der Pause hatte Jakubowski nach einer schlecht abgewehrten Ecke den Wattenscheider Ausgleich auf dem Fuß (45.), traf aber das Tor nicht. Nach dem Seitenwechsel gerieten die Gütersloher richtig in Bedrängnis. Sie konnten von Glück sagen, dass ein kapitaler Fehlpass Schröders nicht von Felix Casalino bestraft wurde (54.), dass Mike Lewicki seinen Hochkaräter aus zehn Metern vorbei schoss (73.) und dass Nemtsis nach einem Freistoß von Nils Hönicke auf der Linie rettete (79.). „Ab der 65. Minute war es ein Überlebenskampf“, beschrieb Hesse den Spielverlauf. Der nahm für sein Team ein glückliches Ende, weil Kampf- und Laufbereitschaft stimmten. Vorbildlich in dieser Hinsicht war Björn Schlottke, der unaufhörlich nach vorne und hinten rackerte.

Dass seine Mannschaft die Tabelle nach dem dritten Zu-Null-Sieg mit weißer Weste anführt, ist für Tim Manstein „eine Momentaufnahme in einer langen Saison.“ Der Kapitän sagt aber auch: „Wir wollen oben mitspielen, da nimmt man gerne alles mit.“

Aufrufe: 020.9.2020, 20:15 Uhr
Wolfgang Temme / FuPaAutor