2024-04-25T14:35:39.956Z

FuPa Portrait
– Foto: Henrik Martinschledde

David Schwesig: Vom Bankdrücker zum Stammspieler!

Oberligist FC Gütersloh setzt auch im Heimspiel gegen den TuS Erndtebrück auf David Schwesig. Der 31-jährige Lehrer hat die gesamten Sommerferien geopfert, um sich in eine Top-Verfassung zu bringen.

Wenn der FC Gütersloh am Sonntag um 15 Uhr zum Heimspiel gegen den TuS Erndtebrück aufläuft, dürfte wieder ein Fußballer zur Anfangself gehören, von dem manche das vor Saisonbeginn nicht unbedingt erwartet hatten. David Schwesig stand beim Oberligisten in den letzten vier Partien über die volle Spielzeit auf dem Platz. Und auch die beiden Westfalenpokalspiele bestritt er von Anfang bis Ende. Nur beim Liga-Auftakt gegen Wiedenbrück fehlte der 31-Jährige. Damit hat der Verteidiger in dieser gerade erst begonnenen Serie schon mehr gespielt, als in der gesamten Vorsaison. Hier standen bei fünf Einsätzen in der Oberliga insgesamt nur 249 Minuten zu Buche.

FC Gütersloh - TuS Erndtebrück (So 15:00)

Von alleine kam die Entwicklung nicht. „Ich habe meine gesamten Sommerferien dafür geopfert“, sagt der an der Janusz-Korczak-Gesamtschule die Fächer Mathe, Sport und Naturwissenschaften unterrichtende Lehrer. Anders als im letzten Jahr konnte er deswegen die Vorbereitung komplett absolvieren und sich auch körperlich in eine Top-Verfassung bringen.


»Es war das erste Mal, dass ein Trainer nicht auf mich gesetzt hat«


Als vorteilhaft schätzt Schwesig auch ein, dass er schon in den Testspielen häufig auf seiner Lieblingsposition „Innenverteidiger“ eingesetzt wurde und dort überzeugte. Als „Glück für mich“, bezeichnet er die mutige Aufstellung von Trainer Julian Hesse im zweiten Saisonspiel: Schwesig wurde mit der Spezialaufgabe betraut, den Dortmunder Top-Stürmer Kevin Brümmer in Manndeckung aus dem Spiel zu nehmen. Das gelang prächtig, der FCG gewann mit 1:0 und der Abwehrspieler hatte fortan seinen Platz im Team sicher. In der vergangenen Saison lief das ganz anders. Unter Dennis Brinkmann wurde er nur zweimal für 25 Minuten eingewechselt, saß viel auf der Bank und gehörte oft nicht mal zum Aufgebot. „Es war das erste Mal, dass ein Trainer nicht hundertprozentig auf mich gesetzt hat“, wertet David Schwesig diese Phase heute als „wertvolle Erfahrung.“ Gleichwohl habe er auch in dieser Zeit seinen Wechsel nicht bereut.


Mit 29 Jahren war er vom VfB Fichte Bielefeld gekommen, für den er acht Jahre lang in führender Position in der Landes- und Westfalenliga gespielt hatte. Es war eine Rückkehr in seine Heimatstadt. Der in Polen geborene, aber schon als einjähriges Kind mit den Eltern nach Gütersloh umgesiedelte David Schwesig („Ich spreche trotzdem recht gut polnisch“), hatte seine Jugendzeit und die ersten Seniorenjahre beim SV Avenwedde verbracht. Dass er – anders als üblich – erst im Herbst seiner Karriere den Sprung in seine persönlich höchste Spielklasse wagte, spricht für sein Selbstvertrauen. „Ich habe mir die Liga zugetraut und wollte die Herausforderung annehmen“, erinnert er sich. Natürlich spielte auch eine Rolle, dass er nach Studium und Referendariat eine Stelle an der JKG bekam: „Da hat sich vieles glücklich gefügt. Die Wege sind kurz, und als Lehrer habe ich meist die Zeit, mich voll aufs Training zu konzentrieren.“


Als es in der Hinrunde für die Mannschaft aber auch für ihn persönlich gar nicht gut lief, kam durchaus der Gedanke auf, ob und wie es für ihn beim FCG weitergehen soll. Bei David Schwesig weckte das aber den Ehrgeiz: „Ich komme aus Gütersloh und wollte mich nicht so vom FC Gütersloh verabschieden.“ Anfang Mai wurde sein Vertrag um ein Jahr verlängert.


Ausschlaggebend für seinen Verbleib war aber auch, dass im März Julian Hesse neuer Trainer wurde. Mit ihm hatte Schwesig nicht nur schon in Bielefeld erfolgreich zusammengearbeitet, sondern die beiden fast Gleichaltrigen verbindet auch eine persönliche Freundschaft. Rund vier Jahre lang bildeten die beiden in Bielefeld und Gütersloh eine Wohngemeinschaft. Erst kürzlich „trennten“ sie sich: Hesse zog mit seiner aus den Niederlanden gekommenen Freundin zusammen, David Schwesig fand eine neue Wohnung in Spexard. Einfluss auf sein „Standing“ beim FC Gütersloh habe diese besondere Konstellation nicht gehabt, glaubt Schwesig. „Julian als Entscheidungsträger ist damit sehr gewissenhaft umgegangen. Weder er noch ich haben aus der Freundschaft irgendeinen Vorteil gezogen.“ Auch in der Mannschaft sei dies recht schnell überhaupt kein Thema mehr gewesen.


In der Statistik schlug sich die persönliche Beziehung ohnehin nicht nieder. David Schwesig hatte unter Hesse zwar recht bald zwei 90-Minuten-Auftritte, fiel dann aber wegen einer Verletzung lange aus und kam nicht mehr zum Einsatz.


»Wir wollen gegen Erndtebrück den Umschwung schaffen«


Den bisherigen Verlauf der aktuellen Saison bezeichnet David Schwesig als „holprig“. Er verweist aber darauf, dass es der FC Gütersloh schon mit vier Top-Teams (Wiedenbrück, Dortmund, Paderborn, Meinerzhagen) zu tun gehabt habe. „Nur gegen Sprockhövel haben wir Punkte liegen gelassen.“ Der Ausfall zahlreicher Leistungsträger („Das ist eine unglückliche Fügung“) habe ein Übriges getan und am Mittwoch auch zum Ausscheiden aus dem Westfalenpokal beigetragen. Dass sich beim 1:3 in Neheim auch noch Pascal Widdecke verletzte und sich Lars Schröder eine Gelbrot-Sperre einhandelte, macht die Situation nicht leichter. David Schwesig ist dennoch optimistisch: „Wir hoffen, gegen Erndtebrück und anschließend gegen Ahlen den Umschwung zu schaffen.“


Ob sich die Saison für ihn persönlich weiter so gut entwickelt wie sie angefangen hat, macht der 31-Jährige nicht nur an statistischen Details fest. „In meinem Alter ist es nicht mehr unbedingt nur das Ziel, so viel Zeit wie möglich zu spielen. Es kommt auch darauf an, sich über Motivation und Einsatz ins Team einzubringen und der Mannschaft dadurch zu helfen.“

Aufrufe: 014.9.2019, 11:00 Uhr
Wolfgang Temme / FuPaAutor