2024-05-10T08:19:16.237Z

Ligabericht
– Foto: Thies Meyer

Markovics Geistesblitz reicht der Cimen-Elf nicht

RL SÜDWEST: +++ Trotz 1:0-Pausenführung muss sich der FC Gießen in der Fußball-Regionalliga Südwest bei RW Koblenz mit nur einem Zähler zufriedengeben. Den späten Ausgleich bezahlt auch FCG-Coach Cimen teuer +++

Der Ex-Profi hatte sich sonst nichts zu Schulden kommen lassen. Der Koblenzer Coach Heiner Backhaus setzte sich für den Kollegen ein und versuchte auf das Gespann einzuwirken, von der Bestrafung abzusehen: "Er hat doch nichts gemacht." Cimen selbst zeigte sich einsichtig, hätte sich gleichwohl jedoch ein wenig Fingerspitzengefühl gewünscht: "Das sollte mir nicht passieren, wobei die Entscheidung sehr hart war. Nach dem Regelwerk ist sie allerdings wohl korrekt." Die restlichen sechs Minuten plus Nachspielzeit verbrachte Cimen abseits der Coachingzone hinter dem Zaun. Egal, ob bis dahin das Verbandsurteil gefällt ist: Am kommenden Mittwoch wird der 36-Jährige beim Heimspiel gegen die SV Elversberg in jedem Fall gesperrt sein. Das dürfte sicher den Innenraum und damit die Betreuung während der 90 Minuten und könnte darüber hinaus auch die Vorbereitung des Teams betreffen.

Am "Deutschen Eck" beim Rang-16. bauten Michael Fink und Co ihre Erfolgsserie auf sieben ungeschlagene Partien aus, im Kampf um den Klassenerhalt bleibt es indes bei zwei Zählern Vorsprung au den ersten Abstiegsplatz weiter extrem eng. Ein paar Zeigerumdrehungen fehlten zum achten Saison-Dreier, über das Unentschieden - das vierte in Folge - konnte sich der FCG gleichwohl nicht beschweren. Denn nach dem ersten Durchgang, in dem die Gießener gut gestaffelt störten, mit den langen Bällen der Koblenzer keine Probleme hatten, die Kontrolle ausübten und verdientermaßen 1:0 vorne lagen, riss der Faden. "Wir sind nicht ganz vorne angelaufen, haben die Zwischenräume gut bespielt und hatten durch Tim Korzuschek noch eine Gelegenheit. Hinten haben wir eigentlich nichts zugelassen", resümierte Cimen das Geschehen vor dem Seitentausch. Er baute auf ein 4-4-2 in der Raute und stellte im Vergleich zum 1:1 zwei Wochen zuvor in Homburg nur einmal um. Statt Antonyos Celik beorderte er Aykut Öztürk in die Startelf und hatte, bezogen auf den Kader, die Qual der Wahl aus 22 fitten Feldspielern. Ein Blick auf die Bank verriet keine wirklichen Überraschungen. Auf Flügelmann Nejmeddin Daghfous, ein knappes Jahr ohne Mannschaftstraining, verzichtete Cimen komplett: "Er hat noch Rückstand. Mit Blick auf die fünf möglichen Wechsel wollten wir Spieler haben, die für länger als eine halbe Stunde in Frage kommen. Außerdem haben wir in einem System ohne Außen gespielt."
Für die Gießener Führung zeichnete sich Andrej Markovic im Anschluss an einen Einwurf von Gabriel Weiß verantwortlich. Der Linksverteidiger stand in der 24. Minute goldrichtig, nachdem Korzuschek im ersten Versuch gescheitert war. "Wir haben uns nicht mehr an die Vorgaben gehalten, das war schlecht. Wir haben regelrecht um ein Gegentor gebettelt", nahm FCG-Keeper Frederic Löhe kein Blatt vor den Mund, was die Einordnung der zweiten Hälfte anbelangte. Daniyel Cimen schlug in dieselbe Kerbe und begründete die zunehmende Überlegenheit der Koblenzer eher mit eigenen Schwächen: "Es war nicht so, dass Koblenz das Heft in die Hand genommen hätte. Wir haben den Druck auf die Innenverteidiger nicht aufrecht erhalten, die konnten dann die Bälle gezielter spielen. Zudem hatten wir nicht mehr den Zugriff bei den zweiten Bällen, und so hat uns Koblenz Stück für Stück nach hinten gedrängt."

Die Gäste verdankten es vor allem Keeper Löhe, dass das 1:1 nicht früher fiel. In der 62. Minute lenkte er die Kugel zunächst an den Pfosten, um Sekunden darauf gleich wieder zur Stelle zu sein und diese Doppelchance zu vereiteln. Nicht lange danach rettete Öztürk für seinen geschlagenen Torhüter. Gießen hatte dennoch seinerseits Möglichkeiten durch Jonas Arcalean, dessen Versuch kurz vor der Torlinie in höchster Not bereinigt wurde, und den Kopfball von Hendrik Starostzik.

Mitte des Durchgangs tauschte Cimen dreimal. Der angeschlagene Torschütze Markovic musste raus, für ihn verteidigte nun Sascha Heil im Wechsel mit Weiß auf der für ihn ungewohnten rechten Seite. Arcalean und Celik lösten vorne Öztürk und Korzuschek mit der Idee dahinter ab, Rot-Weiß mit frischen Leuten zeitiger zu attackieren. Dieser Plan, so räumte Cimen ein, ging nicht auf ("Gegen den Ball war das zu wenig"). In Minute 84 schließlich der Ausgleich, über den sich der Coach derart echauffierte, da Abwehrboss Starostzik bei diesem Einwurf der Koblenzer behandelt wurde und im Zentrum fehlte. Und weil seine Schützlinge den zweiten Ball nicht klären konnten. "Da gibt es keine zwei Lösungen. Den Ball muss er weghauen", meinte Cimen zur misslungenen Aktion Arcaleans. Quentin Fouly schoss zum 1:1-Endstand ein.