2024-05-10T08:19:16.237Z

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Nicht nur auf dem Spielfeld läuft alles zur vollsten Zufriedenheit: Auf der Tribüne des Waldstadions wird brav der Mindestabstand eingehalten.	Foto: Bär
Nicht nur auf dem Spielfeld läuft alles zur vollsten Zufriedenheit: Auf der Tribüne des Waldstadions wird brav der Mindestabstand eingehalten. Foto: Bär

Erfolgreicher Testlauf

TESTSPIEL: +++ In Sachen Hygienekonzept gibt der FC Gießen ein zufriedenstellendes Bild ab / Geschäftsführer Haupt drückt auf die Bremse +++

Gießen. Es handelte sich schon um ein Fußballerlebnis der etwas anderen Art am Samstagnachmittag im Waldstadion, als der Regionalligist FC Gießen und der bayerische Viertligist Viktoria Aschaffenburg im freundschaftlichen Vergleich die Klingen kreuzten (Endergebnis: 3:1). Abseits der Bundesliga, die ohne Fans in den Arenen am Fernseher eher Kühlschrankatmosphäre bot, endlich wieder (heimischer) Fußball mit Zuschauern live vor Ort: Darin waren sich wohl alle einig, die sich in der Gießener Spielstätte versammelt hatten. Die Spieler, Trainer und Funktionäre sowieso, aber auch die Besucher auf der Sitz- und angrenzenden Stehplatztribüne.

Ohne strenge Corona-Auflagen wäre diese neue Normalität nicht möglich, dennoch ist sie natürlich gewöhnungsbedürftig. Das Gute vorneweg: Am Samstag lief unter dem Aspekt der Pandemie-Eindämmung alles wie am Schnürchen, die Hygiene-Regeln wurden vorbildlich umgesetzt. Rund 110 Karten hatte der FCG über seinen Online-Shop verkauft, ein paar wenige personalisierte Tickets gingen vor dem Stadion an den Mann oder die Frau, 130 von 180 zuvor von der Stadt zugelassenen Plätze waren also belegt. Am Eingang erwartete Kassierer Horst Hilgardt die Zuschauer – selbstredend mit Gesichtsmaske. Die war neben dem Abstandhalten, ebenso selbstredend, Pflicht für jeden auf dem Gelände. Auf den Wegen, bei Begegnungen, letztlich aber dann doch nicht auf den zugewiesenen Steh- und Sitzplätzen. Hier war es seitens der vier anwesenden Mitarbeiter des Gießener Ordnungs- und Gesundheitsamt erlaubt, die Mund-Nase-Bedeckung abzunehmen. Eine Wohltat, wenngleich die Temperaturen nicht so ganz mit der Vorhersage von weit über 30 Grad Celsius Schritt hielten. Essen gab es angesichts der geringen Besucherzahl nicht zu kaufen, Getränke an einem Stand am Eingang des VIP-Zelts, wo der Hessische Rundfunk Aufnahmen drehte.

Etwas umstellen mussten sich diejenigen, die gerne ein Pläuschchen halten, mal hier und da hingehen, um sich vor dem Spiel oder in der Halbzeitpause zu unterhalten. Sie wurden freundlich von den Ordnern darauf hingewiesen, den eigenen Platz einzunehmen. Dort angelangt sah man während der Partie, wo die Corona-Tücken für die Protagonisten auf dem grünen Rasen liegen. Da pfiff Schiedsrichter Hauser pro Halbzeit je einmal zur Trinkpause. Jeder hat jetzt seine eigene Flasche, die erst einmal passend verteilt werden muss. Bei den Gießenern gekennzeichnet durch einen Aufkleber mit Initialen der Namen bei den Trainern, bei den Spielern mit den Rückennummern. Das gilt es erst einmal zu verinnerlichen. „Da muss schon dran erinnert werden. Gabriel Weiß wollte schon aus einer anderen Flasche trinken“, erklärte Gießens Coach Daniyel Cimen dazu. Zum Thema „Erfrischung“ ein weiteres Beispiel: Am Spielfeldrand fehlten die Wassereimer, die eben nicht von mehreren Spielern genutzt werden dürfen. Abhilfe könnte im Sommer schlichtweg ein Wasserschlauch sein oder etwas in Anlehnung an die gute, alte „Gartendusche“. In der Halbzeitpause blieben beide Teams im Übrigen draußen auf dem Feld. Hätten sie sich in die Kabinen zurückgezogen, so hätten Spieler und Trainer für die Besprechung Masken aufziehen müssen, da die Katakomben zu klein sind, um den notwendigen Abstand zu halten. „Wir können das selbstverständlich akzeptieren, wenn wir dafür Fußball spielen dürfen“, meinte Daniyel Cimen zu den Randbedingungen, „langfristig ist es natürlich nicht das, was wir alle möchten.“

Der kommissarische Geschäftsführer Markus Haupt zeigte sich indes zufrieden mit den Abläufen rund um das Spielgeschehen: „Es ist gut gelaufen, das haben mir die zuständigen Mitarbeiter der Ämter bestätigt.“ Einen wirklichen Probelauf im Hinblick auf das Hessenpokal-Halbfinale am 15. August gegen den TSV Steinbach Haiger, für das der FCG auf eine Ausnahmeregelung mit 1000 Zuschauern hofft, mochte Haupt gleichwohl nicht erkennen: „Die Herausforderung war nicht so groß. Meiner Meinung nach wird es schwieriger, wenn dann 800 oder 1000 Menschen hier sein sollten – vom Einlass her, vom Auslass und auch an den Verpflegungsständen, was das Abstandhalten anbelangt. Das ist, glaube ich, das Wichtigste. Aber dafür haben wir das Ordnungspersonal, und die Leute wissen auch, wie die Situation ist. Das ist ja nichts Neues.“

Am gestrigen Montag reichte der FCG noch einmal das überarbeitete Konzept mit eingezeichneten Markierungen für die Stehplätze ein und hofft auf eine Entscheidung am heutigen Dienstag. „Der Plan ist, ab Donnerstag, spätestens Freitag mit den Tickets in den freien Verkauf zu gehen“, so Haupt. Karten für die Steinbacher Anhänger wird es geben, voraussichtlich jedoch grundsätzlich nicht für Gästefans im Meisterschaftsbetrieb. Haupt: „Das werden wir höchstwahrscheinlich nicht tun, denn wir wollen ja unsere Zuschauer im Stadion haben. Bei der Videokonferenz der 22 Vereine der Regionalliga waren nur zwei dabei, die Gästefans empfangen wollten.“

Aufrufe: 06.8.2020, 08:00 Uhr
Thomas Suer (Gießener Anzeiger)Autor