2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
Gleich vier Teams aus der Umgebung können aus dem Vollen schöpfen - zumindest aus personeller Sicht.
Gleich vier Teams aus der Umgebung können aus dem Vollen schöpfen - zumindest aus personeller Sicht. – Foto: Thies Meyer

Die dritte Mannschaft als Gewinn

Drei Aktiventeams in den Vereinen TSV Bleidenstadt, SG Rauenthal/Martinsthal, FC Naurod und Germania Weilbach

Region. In Zeiten von gefühlt immer mehr Spielgemeinschaften, um den Spielbetrieb überhaupt geregelt aufrechtzuerhalten, stechen die Fußballvereine der Region heraus, die sogar drei Mannschaften gemeldet haben. Wir stellen diese Leuchttürme, die SG Rauenthal/Martinsthal, der FC Naurod, der TSV Bleidenstadt und Germania Weilbach, kurz vor.

70 Mann im Rama-Kader: „Warum tut ihr euch das an?“, wird die SG Rauenthal/Martinsthal laut dem Spielausschuss-Vorsitzenden Marco Sturm immer mal wieder von anderen Vereinen gefragt. Doch für die Rama war es vor drei Jahren keine Frage, eine dritte Mannschaft aus der Taufe zu heben. Hier tummelt sich um Betreuer Simon Wagner und Trainer Günter Sturm eine Clique von jungen Spielern, darunter auch einige Studenten, die wenig bis gar nicht trainieren wollen oder können. Zunächst außer Konkurrenz mischt das Team nun in der C-Liga Rheingau-Taunus ordentlich im Mittelfeld mit. Bei rund 70 Spielern im gesamten Rama-Kader ist genügend Masse vorhanden, doch Marco Sturm weiß auch: „Es ist jeden Sonntag schon eine logistische Meisterleistung für die Trainer sowie alle Ehrenamtlichen und natürlich mit erhöhten Kosten verbunden.“ Der obligatorische Kasten Bier für das Team ist – gleich ob Sieg oder Niederlage – immer drin. Und bei den legendären „Weihnachtseinkäufen“ der Rama am 7. Dezember ist der gesamte Aktivenbereich wieder auf den Beinen.

Stefan Sachse Motor für Naurods Dritte: Projekt dritte Mannschaft – das war für die Verantwortlichen des FC Naurod mit Clubchef Helge Dörr an der Spitze zunächst eine Reise ins Ungewisse. Inzwischen ist klar: Unter Trainer und Organisator Stefan Sachse, der das Unternehmen maßgeblich forciert hat, läuft es in der dritten Garnitur wie am Schnürchen. „Es wäre eine Katastrophe, wenn wir für Spieler, die teilweise seit der F-Jugend bei uns am Ball sind, im Aktivenbereich keine Spielmöglichkeit gefunden hätten“, sagt Dörr angesichts von rund 65 Akteuren für erste, zweite und dritte Mannschaft. Längst hat sich die Dritte um Kapitän Fabian Stoehr als im Schnitt 18 bis 19 Jahre junges Fohlenteam im Vereinsgefüge etabliert, führt das Feld der außer Konkurrenz spielenden Mannschaften in der A-Liga-Reserverunde an. Mit der Option, vielleicht in absehbarer Zeit in einer offiziellen Liga mitzumischen – sofern das Mitwirken aller Reserveteams im Status „in Konkurrenz“ beschlossen wird.

Akzeptiertes „Flüchtlingsteam“ in Bleidenstadt: Im Kreis Rheingau-Taunus sind bereits alle Unterbau-Teams in den Spielbetrieb etabliert. Auch die Dritte des TSV Bleiden-stadt, die in der C-Liga Gruppe 2 unter Trainer Riad Sulaiman im 17er-Feld auf Platz acht steht. Es ist ein Team, das größtenteils aus Flüchtlingen besteht, Syrer, Afghanen, Eritreer, Somalier und Usbeken sind vertreten. „Wir erfahren viel Anerkennung für diese Mannschaft. Sie wird akzeptiert und das Miteinander mit den anderen Mannschaften verläuft fair“, sagt TSV-Vorsitzender Markus Jestaedt, der Sulaiman in der Rolle des Betreuers unterstützt: „Sie freuen sich über jeden Sieg wie kleine Kinder. Aber manchmal müssen sie erkennen, dass auf dem Fußballplatz nicht immer die Gerechtigkeit zum Tragen kommt, von der sie in Deutschland ausgehen. Und dass es dann gilt, Entscheidungen zu akzeptieren.“

Drei Aktiventeams in Weilbach Standard: „Seit knapp 15 Jahren haben wir drei Aktiventeams“, merkt Stefan Hoitz, Coach des Kreisoberligisten Germania Weilbach, an. „Der Zusammenhalt im gesamten Verein ist unser großes Plus. Nur damit können wir neue Spieler für uns gewinnen.“ Auch dadurch kam das Engagement von Simon Bambach, Trainer des A-Liga-Teams, im Sommer 2018 zustande. „Stefan hat mich zweimal angerufen und klar gesagt: ‚Hier gibt es kein Geld. Aber Weilbach ist ein geiler Verein.‘ Ich habe mir selbst ein Bild davon gemacht und war sofort überzeugt. Das Umfeld passt einfach“, berichtet Bambach.

Kaum jemand kennt die Facetten in Weilbach so gut wie Urgestein Marcel Hochheimer. Seit der Jugend ist er bei der Germania aktiv. Vor Saisonbeginn legte er sein Traineramt bei der zweiten Mannschaft aus Zeitgründen nieder, im Herbst übernahm er dennoch den vakanten Trainerposten bei der Dritten. „Hier herrscht einfach eine besondere Gemeinschaft. Die Spielersitzungen sind immer voll. Wir waren mit allen drei Mannschaften im Trainingslager und verstehen uns auch privat sehr gut“, beschreibt der 28-Jährige das Vereinsleben. Nicht zuletzt spielt auch die Germania Sports Bar auf dem Vereinsgelände eine große Rolle. „Nach dem Training bleiben noch viele Spieler von allen Mannschaften und trinken ein Bier zusammen“, ergänzt Hoitz.



Aufrufe: 029.11.2019, 14:00 Uhr
Marcus Mühlenbeck, Torsten Muders und Stephan NeumAutor