2024-05-02T16:12:49.858Z

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Rüdiger Aigner (li., 42) hat nun doch wieder Zeit für eine Mannschaft. Mirza Cabric (37) kritisiert die überzogenen Erwartungen beim FCF.
Rüdiger Aigner (li., 42) hat nun doch wieder Zeit für eine Mannschaft. Mirza Cabric (37) kritisiert die überzogenen Erwartungen beim FCF.

Pikanter Trainerwechsel beim FC Forstern

"Es hat nicht mehr gepasst"

Kreisklassist FC Forstern hat sich von Trainer Mirza Cabric getrennt. Beide Seiten geizen nicht mit Vorwürfen. Der neue Coach hat gerade erst beim FC Hohenpolding aufgehört, um sich seiner Fortbildung zu widmen. Und um nun doch wieder einen Verein zu übernehmen.

„Es hat nicht mehr gepasst“, sagt Roland Gfüllner darüber, warum Mirza Cabric nicht mehr Trainer des FC Forstern ist (wir berichteten). Was auch nicht zusammenpasst, sind die Sichtweisen des geschassten Coaches und des Abteilungsleiters, der die Trennung vollzogen hat.

Zehn A-Jugendliche seien vor der Saison in den Herrenbereich gekommen. „Die Burschen sollen integriert werden, damit sie irgendwann in der Ersten spielen. Das sah ich unter Mirza Cabric nicht mehr gegeben“, sagt Gfüllner. Die jungen Spieler seien teils unzufrieden gewesen, weil sie zwar für die Erste in der Kreisklasse nominiert worden waren, dann aber nur auf der Bank gesessen seien. „Irgendwann haben die Spieler dann gesagt, dass sie keinen Bock mehr haben und in der Zweiten spielen wollen.“

Dass in einer Mannschaft nicht jeder zufrieden ist, ist nichts Ungewöhnliches. Also warum dann die Entlassung? Gfüllner will nicht allzu viel preisgeben, sagt aber, dass es schon noch „ein paar andere Sachen“ gegeben habe – zum Beispiel „vom taktischen Verhalten her“.

Cabric hat jedenfalls eine ganz andere Meinung. Die Jugendspieler seien sehr wohl zum Zug gekommen. Drei seien, sofern sie nicht durch Urlaub oder Verletzungen zurückgeworfen worden seien, fester Bestandteil der ersten Elf gewesen. Ein vierter junger Akteur habe regelmäßig zumindest eine halbe Stunde gespielt. Bei einem fünften Spieler habe sich herausgestellt, dass er „einfach noch nicht das Zeug“ für die erste Mannschaft habe.

Die Forsterner, das sagen sowohl Cabric als auch Gfüllner, hatten einen schwierigen Saisonstart. Nicht zuletzt aufgrund zahlreicher Verletzungen in der Vorbereitung setzte es für den Aufsteiger zunächst ein paar Klatschen. Sogar der 37-jährige Coach selbst musste auf dem Feld aushelfen. „Dafür haben wir es dann aber ordentlich gemacht“, findet Cabric. Erfolge stellten sich tatsächlich ein, das Team arbeitete sich bis auf Platz acht vor. Dann aber die Niederlage beim zuvor punktlosen Schlusslicht St. Wolfgang, zwei Tage später das Gespräch von Cabric und Gfüllner – und die Trennung.

Den Vorwurf, er habe die Jugend nicht ausreichend gefördert, lässt Cabric nicht gelten. „Ich hatte nie Probleme mit den Jungs“, sagt er.

Zu hohe Erwartungshaltung?

Ihn stört vielmehr, dass das Umfeld, und damit meint er vor allem Abteilungsleiter Gfüllner, im vergangenen halben Jahr viel Druck ausgeübt habe. Ständig würden hohe Siege erwartet. Nach der Niederlage gegen St. Wolfgang habe „das Umfeld gesponnen. Wie kann man gegen das Schlusslicht verlieren?“, habe es dann geheißen. Dass der TSV besser gewesen sei – und das zeigt auch die weiterhin nach oben gehende Formkurve der Wolfganger – als manch andere Gegner zuvor, habe man dabei nicht berücksichtigt.

Zum Ende der vergangenen A-Klasse-Saison hat der FCF zehn Siege in zehn Spielen gefeiert. „Wenn das nicht reicht, weiß ich auch nicht“, meint Cabric, dem die Erwartungshaltung zu hoch ist. Es habe außerdem geheißen, er nehme die Spieler zu oft in Schutz. Aber wenn jemand grippegeschwächt auflaufe und dementsprechend schwächer spiele, müsse man eben auch die Gründe sehen.

In den vier Jahren vor ihm habe der FCF fünf Trainer gehabt, sagt Cabric. Er selbst hielt sich über drei Jahre auf dem Posten. „So schlecht kann es dann auch nicht gewesen sein.“

Seit Beginn seiner Trainertätigkeit in Forstern habe es immer zwei, drei Spieler gegeben, die trotz ihres Potenzials lieber in der zweiten als in der ersten Mannschaft gespielt hätten. „Das Problem gibt es schon länger“, sagt Cabric. Der Verein hätte hier seiner Meinung nach auch mal durchgreifen müssen.

Trotz allem betont er: „Wir haben uns sauber und fair getrennt. Meiner Meinung nach hätte der Wechsel nicht sein müssen. Aber wenn man der Meinung ist, dass ein anderer Trainer mehr rausholt, dann stehe ich nicht im Weg.“

Mit Rüdiger Aigner hofft Gfüllner diesen Mann gefunden zu haben. „Er macht viel mit jungen Leuten, ich sehe da gute Ansätze“, sagt der Forsterner Fußballchef. Aigner arbeitet derzeit an seiner DFB-Elite-Jugend-Lizenz. Wie berichtet, hat er deswegen erst vor wenigen Wochen sein Engagement beim A-Klassisten FC Hohenpolding beendet. Ihm war alles ein wenig zu viel geworden. Gemäß dem Adenauerschen Satz „Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern?“ scheint nun alles anders zu sein. „Mich hat es einfach wieder gejuckt“, sagt Aigner nun. „Ich möchte helfen, die Saisonziele gemeinsam mit dem FC Forstern zu erreichen und möchte dabei auch junge Spieler integrieren.“

Aufrufe: 020.10.2017, 10:47 Uhr
Markus Schwarzkugler - Erdinger AnzeigerAutor