2024-05-02T16:12:49.858Z

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FCD-Manager Perneker möchte eine Ausbildungsentschädigung wenn Talente den Verein verlassen (Foto: Brouczek)
FCD-Manager Perneker möchte eine Ausbildungsentschädigung wenn Talente den Verein verlassen (Foto: Brouczek)

Talente weg: Perneker poltert gegen BFV

"Da hakt es doch an den Richtlinien des Verbandes"

Für Deisenhofen-Trainer Peter Schmidt beginnt ab jetzt "die inoffizielle Landesliga-Meisterschaft um Platz zwei". Die Konkurrenz von Türkgücü-Ataspor, die bekanntermaßen ein hervorragendes Team stellt, scheint zu stark. Dabei hat Deisenhofen eine tolle Jugendarbeit. Dass aus dieser zu wenig bei der Herrenmannschaft ankommt, stört FCD-Teammanager Perneker. Er kritisiert den Bayerischen Fußball-Verband für seine Richtlinien.

Die Jugendarbeit ist so etwas wie das Vorzeigeprojekt beim FC Deisenhofen. Letzte Saison stieg die U13 in die höchste bayerische Spielklasse auf, die U17 immerhin in die Landesliga. Das Flagschiff, die U19 verpasste sensationell nur knapp den Aufstieg in die Bundesliga. Klar, dass die "großen" Vereine in Bayern, wie der VfR Garching oder der FC Ismaning, da aufmerksam werden.

Für Perneker ist das ein Problem. "Wir sind ein Verein, der Ausbildung betreibt und das exorbitant gut. Jetzt gehen vier, fünf unserer U19-Spieler in die Bayern- oder Regionalliga und wir bekommen keinen Cent", sagte der 42-Jährige im Gespräch mit der SZ. Verständlich, dass sich da für Deisenhofen die Sinnfrage stellt. Schließlich "investiere man 50 000 bis 80 000 Euro in die Jugend"

Eine Ausbildungsentschädigung würde für die Deisenhofener Spieler nur fällig werden, wenn sie in höherklassigere Ligen wechseln würden. Für Perneker ist das "eine verkehrte Fußballwelt", denn jeder Jugendspieler, der in die Bayerlinga wechselt, wäre auch für den Landesligisten aus Deisenhofen eine Verstärkung.

Peneker sieht deshalb den Bayerischen-Fußball-Verband in der Pflicht. "Da hakt es doch an den Richtlinien", kritisiert Peneker, der "Verbandspräsident Koch gefordert" sieht.

Fakt ist: Das, was Peneker fordert, gab es schon einmal. "Bis Juni 2005 haben die kleineren Vereine beim Vereinswechsel von einem anderen System der Ausbildungsentschädigung stärker profitiert", sagte BFV-Pressesprecher Thomas Müther in einer Stellungnahme zu Fussball Vorort. Zu dieser Zeit mussten Vereine, gemäß der DFB-/BFV-Spielordnung, eine Ausbildungsentschädigung zahlen, falls der Spieler "innerhalb der letzten fünf Jahre vor der Verpflichtung spielberechtigt war".

Doch warum ist das nicht mehr so?

Auf Nachfrage sagte Müther: "Selbstverständlich hat auch der Bayerische Fußball-Verband ein großes Interesse daran, dass die Ausbildungsleistung der (kleinen) Amateurvereine entsprechend vergütet wird. Allerdings macht es keinen Sinn, etwas zu beschließen, was gegen geltendes Recht verstößt.".

Das "geltende Recht", auf das sich Müther bezieht, hat seinen Ursprung in Niedersachsen. Im Mai 2005 klagte dort der VfB Oldenburg gegen den SV Wilhelmshaven, der für fünf verpflichtete Spieler nicht zahlen wollte. Letztendlich kippte das Oberlandesgericht das bestehende System, "da es gegen Artikel 12 des Grundgesetzes verstoße und die Freiheit der Berufswahl der betroffenen Spieler ungerechtfertigt einschränke", wie Müther sagte.

Seitdem sind alle Regelungen zur Ausbildungsentschädigung für Jugendspieler aufgehoben. Direkt nach dem Urteil stellte sich der BFV gegen die Entscheidung des Gerichts. "Übersehen wird nach Meinung des BFV hierbei, dass jeder einzelne der betroffenen Spieler gar keine Chance hätte, den Fußball zu seinem Beruf zu machen, wenn sich nicht über viele Jahre hinweg zahllose Jugendtrainer in ihrer Freizeit um seine qualifizierte Ausbildung gesorgt hätten."

Doch solange es kein anderes gerichtliches Urteil gibt, gibt es kaum Hoffnung für den FC Deisenhofen, eine anständige Vergütung für ihre Jugendspieler zu bekommen.

Der Fehler liegt also im System. Doch dem bayerischen Fußball-Verband sind die Hände gebunden. Er versucht zu vermitteln und steht auch mit Deisenhofen in Kontakt. Für eine Lösung müsste es aber eine feste Einigung zwischen allen Amateurvereinen geben. Doch das ist utopisch. Der Protest des FC Deisenhofen ist mehr als veständlich, wird aber wohl ungehört verhallen.




Aufrufe: 025.7.2017, 12:43 Uhr
Jonathan Balzer - Fussball VorortAutor