2024-05-02T16:12:49.858Z

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Peter Schmidt (M.) muss nach fünf Jahren beim FC Deisenhofen den Hut nehmen. Sein Vertrag wird nicht weiter verlängert, er versteht nicht wieso. FOTO: Brouczek
Peter Schmidt (M.) muss nach fünf Jahren beim FC Deisenhofen den Hut nehmen. Sein Vertrag wird nicht weiter verlängert, er versteht nicht wieso. FOTO: Brouczek

Aus beim FCD: Schmidt kann die Gründe nicht nachvollziehen

Noch-Deisenhofen-Coach im Interview

Am 29.01. startet Fußball-Landesligist FC Deisenhofen in die Vorbereitung auf die Restsaison, zum letzten Mal unter der Leitung von Peter Schmidt, dessen Vertrag nicht verlängert wurde.

Schmidt ist seit 2013 im Verein, er betreute zunächst die U19, die er 2014 auf Anhieb in die Bayernliga hievte. Dass er parallel dazu auch mit den Herren des TSV Neudrossenfeld aus Oberfranken in die Bayernliga aufstieg, unterstreicht die Fußballverrücktheit des gebürtigen Thüringers. 2015 übernahm Schmidt die erste Mannschaft des FCD, führte sie auf Platz zwei und damit in die Bayernliga-Relegation, wo das Team allerdings scheiterte. Nach Rang fünf in der vergangenen Saison setzte sich der Verein für die laufende Spielzeit wieder den zweiten Platz zum Ziel. Doch diese Ambitionen musste man früh aufgeben, derzeit sind die Deisenhofner mit großem Rückstand Fünfte.

Schmidt, 35, von Beruf Lehrer für Wirtschaft, Sport und Geographie am Gymnasium St. Ottilien, nahe seines Wohnorts Eresing, und seit vergangenem Jahr Vater eines Sohnes, sprach mit dem Münchner Merkur über den Abschied vom FCD und die sportlichen Perspektiven für das Frühjahr.


Wie kam es zu der Entscheidung, ab Sommer getrennte Wege zu gehen?

Ich hätte gern noch ein Jahr weitergemacht, der Verein wollte es nicht. So einen richtigen Grund sehe ich dafür nicht. Deshalb war es mir wichtig, das ehrlich zu sagen. Denn, wenn man vom gegenseitigen Einvernehmen liest, weiß man schon, dass irgendetwas nicht gestimmt hat. Für mich ist das eine persönliche Niederlage, auch wenn es keine Entlassung ist, sondern nur der Vertrag nicht verlängert wurde, als ich angefragt habe. Das hat mich schon bewegt, zumal mit neun von zwölf Punkten aus den letzten Spielen vor der Winterpause auch die Tendenz nicht so schlecht war.

War der FC Deisenhofen so etwas wie eine Herzensangelegenheit für Sie?

Na klar. Wer in Deisenhofen Trainer oder Spieler ist, macht das nicht wegen Geld. Ich habe fünf Jahre lang hier gerne gearbeitet und ich glaube auch viel Gutes geleistet. Natürlich habe ich dem Verein auch viel zu verdanken, ich konnte mir einen Namen machen, was sonst wohl nicht so möglich gewesen wäre, da ich ja aus Franken kam.

Obwohl der FCD die beste Auswärtsmannschaft der Landesliga Süd ist, musste aufgrund der eklatanten Heimschwäche in dieser Saison das eigene hochgesteckte Ziel Platz zwei früh abgehakt werden. Wie erklären Sie sich das?

Durch unsere frühere Heimstärke. Schon unter meinem Vorgänger Dieter Meixelsberger sind die Gegner nicht gern nach Deisenhofen gekommen. Und in meinem ersten Jahr haben wir fast alle Heimspiele gewonnen. Irgendwann fällt aber das System. Das ganze Jahr 2017 über war es so, dass sich die Mannschaften teilweise komplett hinten reingestellt haben. Die Qualität, einen Gegner, der mit elf Mann verteidigt, klar zu beherrschen, haben wir aber nicht. Die hat in der Landesliga nicht mal der SV Türkgücü mit seinen starken Einzelspielern. Und dann haben wir noch etliche Sonntagsschüsse reinbekommen. Das war schon fast Slapstick. Ausreden, wie zum Beispiel Verletzungen, gibt es jedenfalls keine.

Was sind denn die Vorgaben für die Restsaison?

Ich werde alles geben und ich denke, jetzt sind die Spieler in der Pflicht. Natürlich habe ich nicht mehr das Druckmittel, dass ich entscheide, mit wem ich für die nächste Saison plane. Sie könnten sagen, dass ich dann ja nicht mehr Trainer bin, aber ich glaube, sie sind charakterlich so gefestigt, dass sie Vollgas geben werden. Unser Ziel ist Platz drei. Und im Frühjahr kommen die Top-Teams zu uns, die werden auch mehr mit uns Fußball spielen. Dann sieht es in den Heimspielen vielleicht wieder besser aus. Auswärts haben wir ja selbst gegen die vorderen Mannschaften gut abgeschnitten.

Motivationsprobleme erwarten Sie also nicht?

Nein. Wer nicht mitzieht, den werde ich aussortieren. Aber das erwarte ich nicht. In Deisenhofen spielen ja keine 33-Jährigen, die glücklich sind, wenn sie ein bisschen was für ihre Fitness gemacht haben und nach dem Spiel ein Kasten Bier in der Kabine steht. Die Jungs wollen sich weiterentwickeln. Das ist übrigens ein Aspekt, den ich bei der Trennung nicht nachvollziehen kann: Dass der Verein mit einem neuen Trainer die jungen Spieler weiterentwickeln will. Bei mir stehen drei Leute aus der eigenen U19 in der Stammelf. Man kann ja nicht mit elf Leuten aus dem eigenen Nachwuchs spielen, die Mischung muss stimmen.

Einige Spieler haben den FCD in der Winterpause verlassen: Ist Ersatz von außen geplant?

Nein. Das wird jetzt schon ein Vorausblick auf die neue Saison. Wir haben einerseits mit dem Aufstieg nichts zu tun, andererseits eine komfortable Ausgangssituation ohne Abstiegssorgen. Da fällt es leichter, Leute ziehen zu lassen. Vielleicht hat der Verein sich deshalb jetzt auch in der Trainerfrage entschieden.

Wie sieht es mit Ihren persönlichen Plänen aus? Streben Sie schnell ein neues Traineramt an?

Zur Zeit sage ich, ich nehme etwas Abstand. Vielleicht mache ich ein Sabbatical-Jahr vom Fußball. Ich hatte ja als Lehrer nie Sommerferien. Kann gut sein, dass ich dieses Jahr mal mit meiner Frau und meinem kleinen Sohn vier Wochen wegfahre. Aber Fußball ist ein wichtiger Teil meines Lebens. Wenn ein gutes Angebot käme, würde ich es auf jeden Fall in Erwägung ziehen. Das muss auch nicht in unmittelbarer Nähe sein. Ich fahre gerne Auto.

Aufrufe: 029.1.2018, 12:18 Uhr
Umberto Savignano - Münchner Merkur SüdAutor