2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview
Foto: Müller
Foto: Müller

„Die Motivation lässt irgendwann nach“

Michael Knipping, seit elf Jahren Vorsitzender, tritt bei der Jahreshauptversammlung des FC Blau-Weiß Weser zurück. Der Beverunger verrät, warum er das macht und wer sein Nachfolger werden soll

Die Jahreshauptversammlung des FC Blau-Weiß Weser findet am Freitag, 23. Februar, um 20 Uhr im Vereinsheim im Beverstadion statt.Im Mittelpunkt der Tagesordnung stehen vor allem die Ehrungen von langjährigen Mitgliedern sowie die Neuwahl des 1. Vorsitzenden, da der langjährige Amtsinhaber Michael Knipping für dieses Amt nicht mehr zur Verfügung steht.

Herr Knipping, Sie wurden letztes Jahr für eine neue zweijährige Amtsperiode zum 1. Vorsitzenden des FC Blau-Weiß Weser gewählt. Nun treten Sie aber auf der Jahreshauptversammlung schon nach einem Jahr zurück.
Michael Knipping: Ich wollte eigentlich schon letztes Jahr nicht mehr zur Wahl antreten. Das war aber zu kurzfristig vor der Versammlung, da hätte man keinen Nachfolger gefunden. Daher habe ich damals beschlossen, es noch einmal zu machen. Allerdings nur für ein Jahr, damit wir genügend Zeit haben, um einen Nachfolger zu finden. Die Vorstandskollegen hatte ich direkt nach der letztjährigen Jahreshauptversammlung darüber informiert.

Und warum wollen Sie nicht mehr?
Knipping: Nach elf Jahren ist es an der Zeit, dass mal wieder frischer Wind in den Verein kommt. Die Motivation lässt irgendwann nach, man nutzt sich gewisserweise auch ab. Um mehr Freizeit geht es mir dabei nicht, ich werde den Verein auch weiterhin begleiten. Aber ich freue mich auch darauf, die Spiele zukünftig auch mal ohne Stress verfolgen zu können.

Hat auch der Rücktritt Ihres jahrelangen Mitstreiters Ralf Wortmann im vergangenen Jahr zu Ihrer Entscheidung beigetragen?
Knipping: Vielleicht hat das auch eine Rolle dabei gespielt. Wir waren ja schon vor der Fusion im Vorstand des VfB Beverungen ein eingeschworener Haufen, der sich zum Großteil aus unserem Freundeskreis zusammengesetzt hat. Wir hatten in vielen Bereichen die gleichen sportlichen Vorstellungen. Das ist leider nach und nach weggebrochen – ich bin als Einziger übrig geblieben. Das ist aber nicht der Hauptgrund. Das sind eher die zuerst angeführten Gründe.

Die Fusion des VfB Beverungen und des SC Lauenförde ist jetzt fünf Jahre her. Gestartet wurde euphorisch mit drei Seniorenteams, jetzt gibt es nur noch eins. Und es gibt auch weniger Mitglieder. Ist die Fusion schon gescheitert?
Knipping: Nein, das glaube ich nicht. Ich bin immer noch der felsenfesten Überzeugung, dass es der richtige Schritt war. Der SC und der VfB hätten ihre Jugendarbeit allein so nicht weiterführen können. Jetzt haben wir alle Altersklassen besetzt, teilweise mit mehreren Mannschaften. Auch wenn wir zuletzt die B1-Jugend aus der Bezirksliga zurückziehen mussten, läuft es im Jugendbereich bestens.

Bei den Senioren weniger. Die Zweite musste auch zurückgezogen werden.
Knipping: Das stimmt, nur bei der ersten Mannschaft läuft es gut. Woran es liegt, dass wir für die zweite und früher auch dritte Mannschaft keine Spieler mehr haben, weiß ich nicht. Hier müssen wir uns sicher hinterfragen, warum wir unsere Spieler nicht halten konnten. Das wird eine der Aufgaben des neuen Vorstandes sein. Alle Vereine um uns herum haben keine Jugend, bedienen sich aber für ihre Seniorenteams aus unserer Jugend oder auch zweiten Mannschaft. Warum so viele lieber in Drenke, Herstelle oder Würgassen spielen, aber nicht beim FC Weser II, kann ich nicht nachvollziehen. Die Zeiten haben sich aber leider geändert. Vereinstreue gibt es nicht mehr. Früher war es für uns nie ein Thema zu wechseln – es sei denn jemand war so gut, dass er höher spielen konnte. Heute spielt leider auch Geld eine Rolle.

Die beiden Standorte in Beverungen und Lauenförde müssen ja erhalten bleiben im FC Weser. Ist das finanziell auf Dauer zu stemmen?
Knipping: Das ist eine Herausforderung. Wir haben zwei Plätze, zwei Vereinsheime. Sicher wäre es besser, man hätte nur einen Standort, aber das kann man den Mitgliedern auf beiden Seiten der Weser nicht verkaufen. Wir können nicht in Lauenförde oder in Beverungen eine Sportstätte schließen. Der Erhalt beider Sportstätten war auch Bedingung 2013 bei der Fusion. Ein Fehler war der Bau des kleinen Kunstrasenplatzes. Da hätte man 2008 gleich einen großen Kunstrasen bauen müssen, nicht nur eine Trainingsfläche.

Was waren rückblickend die Highlights Ihrer langen Amtszeit?
Knipping: Drei Dinge. Der Bau des Vereinsheims in Beverungen. Das Projekt hat mich gleich interessiert, daher bin ich 2004 auch in den Vorstand eingetreten und wurde schnell 2. Vorsitzender. Dann war es 2008 der Bau des Kunstrasens und 2013 die Fusion – das waren die drei Meilensteine. Sportlicher Höhepunkt ist für mich, dass wir in dieser Zeit als einziger Verein aus dem Kreis Höxter immer in der Bezirksliga gespielt haben – das war aber auch der große Verdienst von Ralf Wortmann, der über viele Jahre für unseren Kader verantwortlich war und dies sehr erfolgreich gemacht hat. Auch, dass wir nach wie vor als einer der wenigen Vereine im Kreis in allen Altersklassen Jugendmannschaften stellen ist als großer Erfolg für den Verein zu werten.

Und was hat Sie in Ihrer Amtszeit geärgert?
Knipping: Über den Bau des kleinen Kunstrasenplatzes habe ich mich maßlos geärgert. Da hätten wir einen großen Kunstrasenplatz bauen müssen. Dass wir das nicht realisiert bekommen haben, lag aber nicht am Vorstand, sondern am Rat der Stadt Beverungen. Ich glaube bis heute, dass es eine persönliche Entscheidung einiger Ratsmitglieder war und keine rationelle.

Es wird heutzutage immer schwieriger jemanden für ein Ehrenamt zu finden. Das gilt besonders für Ihren Posten. Gibt es schon einen Kandidaten für den Posten des Vorsitzenden beim FC Weser?
Knipping: Ja, den gibt es. Matthias Bergmann aus Lauenförde würde es machen. Er muss natürlich erst noch von der Versammlung gewählt werden. Matthias Bergmann hat eine Ausbildung beim VfL Wolfsburg zum Fußball-Manager gemacht, er ist der richtige Mann.

Werden Sie einen anderen Posten übernehmen?
Knipping: Nein. Ganz bewusst werde ich nicht mehr im Vorstand weiterarbeiten. Ich war ja nicht nur Vorsitzender, sondern auch Stadionsprecher, habe die Stadionzeitung gemacht und auch die Internetseite gepflegt. Auf Dauer ist das auch für eine Person eine zu große Belastung. Die Arbeiten müssen auf mehrere Schultern verteilt werden. Aber ich werde immer, wenn mein Rat gewünscht ist, zur Verfügung stehen.

Aufrufe: 09.2.2018, 12:29 Uhr
Uwe MüllerAutor