2024-04-25T14:35:39.956Z

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Niko (li.) und Robert Kovac haben bisher beide Heimspiele der Amateure im Stadion verfolgt.  dpa / Matthias Balk
Niko (li.) und Robert Kovac haben bisher beide Heimspiele der Amateure im Stadion verfolgt.  dpa / Matthias Balk

Warum Kovac die größte Chance seit Louis van Gaal ist

Talente dürfen auf Einsätze hoffen

FCB-Jugendspieler haben wieder eine Perspektive. Nachdem Jahre lang keine eigenen Talente den Sprung zu den Profis geschafft haben, dürfen die Stars von morgen jetzt dank Niko Kovac wieder hoffen.

Am 10. April 2011 endete beim FC Bayern die Ära von Louis van Gaal. Der vor allem vom jetzigen Präsident Uli Hoeneß wenig geschätzte Niederländer musste nach einem 1:1 in Nürnberg seine Koffer packen. Der „Tulpengeneral“ war wohl seither der letzte FCB-Trainer an der Säbener Straße, der immer wieder konsequent auf die Spieler aus der eigenen Jugend setzte.

Wäre es nach van Gaal gegangen, wäre Manuel Neuer einst beispielsweise in Gelsenkirchen geblieben und Thomas Kraft die neue Nummer eins geworden. Wer erinnert sich nicht an die „Koan Neuer“-Schilder in der Arena, doch die Vereinsspitze um Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß setzte sich durch und verpflichtete den mehrfachen Welttorhüter.

Einigen Spielern gelang der Durchbruch erst nach dem Weggang vom FCB

Trotzdem verdanken dem zweimaligen Bondscoach mehrere Talente den Durchbruch. Speziell die beiden Eigengewächse Thomas Müller und Holger Badstuber reiften unter dem inzwischen 67-Jährigen zu Stars und reisten 2010 in jungen Jahren sogar mit der DFB-Elf zur WM nach Südafrika.

Seither gab es kaum noch Spieler, die im Haifischbecken der Bayern-Stars ihre Chance bekommen haben. Diego Contento kam immerhin auf 49 Einsätze, Nationalspieler Emre Cans (vier Einsätze) Leistungsexplosion folgte erst bei Bayer Leverkusen und in Liverpool, Pierre-Emile Hojbjerg kam 17 Mal zum Einsatz und ließ sich nach Augsburg und zum FC Schalke ausleihen, ehe er 2016 in die Premier League nach Southhampton ging. Mitchell Weiser durfte 16 Mal in der Bundesliga ran, lief aber vorübergehend auch in der 2. Bundesliga für Kaiserslautern auf. Als er bei den Bayern dann öfter zum Zug kam, ging er wegen der besseren Perspektive nach Berlin. Gianluca Gaudino galt sogar als Liebling von Pep Guardiola, doch mehr als acht Spiele in Deutschlands höchster Spielklasse bekam auch er im Trikot des FC Bayern nicht zusammen. Er kämpft inzwischen bei Chievo Verona in der italienischen Serie A um regelmäßige Einsatzzeiten.

"Tür schon lange nicht mehr so weit offen"

Mit Niko Kovac ist jetzt aber wieder ein Trainer an die Isar gewechselt, der junge Spieler an den Kader der Profis heranführen möchte - und nach Willen der Vereinsführung auch soll. „Es ist Fakt, dass sie (Niko Kovac und Bruder Robert, Anm. d. Red.) ein Interesse an der Nachwuchsabteilung haben, weil interessante Spieler dabei sind. Jetzt war Niko wieder da. Die Testspiele auf Video schauen sie sich auch immer an“, sagte U23-Trainer Holger Seitz nach dem Heimsieg in der vergangenen Woche gegen den 1. FC Nürnberg II.

Niko (2. v. li.) und Robert Kovac (4. v. li.) beim Heimspiel der kleinen Bayern gegen Nürnberg im Grünwalder Stadion. Foto: fvo
Niko (2. v. li.) und Robert Kovac (4. v. li.) beim Heimspiel der kleinen Bayern gegen Nürnberg im Grünwalder Stadion. Foto: fvo

Niko (2. v. li.) und Robert Kovac (4. v. li.) beim Heimspiel der kleinen Bayern gegen Nürnberg im Grünwalder Stadion.

Wie schon im ersten Heimspiel der Amateure gegen Illertissen waren die Kovac-Brüder auch beim Reserve-Duell gegen die Franken im Grünwalder Stadion. „Die Jungs spüren, dass die Tür schon lange nicht mehr so weit offen war“, glaubt Seitz. „Das motiviert ganz sicher.“

Jungprofis könnten verletzten Coman vorübergehend ersetzen

Die Anwesenheit und das Interesse scheint die jungen Burschen also zu beflügeln. Die Bilanz der U23 ist makellos: Sieben Spiele, sieben Siege, Tabellenführung, ein Torverhältnis von 18:3 und viermal zu Null.
14 Talente aus der U23 und U19 durften ihr Können auf der USA-Reise zeigen. Die Anwesenheit des Cheftrainers bei den Partien in der Regionalliga bleibt den Stars von morgen natürlich nicht verborgen. Dass dadurch die Leistung eines jungen Spielers gehemmt wird, glaubt Seitz nicht: „Sie wollen in die Allianz Arena und dort vor ausverkauftem Haus spielen“, begründet der U23-Macher seine Sichtweise. „Dann muss ich auch mit der Situation zurecht kommen, wenn der Cheftrainer dort oben sitzt. Die Jungs sind vom Kopf her schon sehr gut unterwegs.“

Trotz der Verletzung von Kingsley Coman und des möglichen Abgangs von Jerome Boateng will der Rekordmeister vor Ende der Transferperiode am Freitag keine Spieler mehr verpflichten. „Wir haben eine gute U23 und starke Nachwuchsteams, von denen einige Spieler auch in der Vorbereitung dabei waren“, sagte Kovac erst vor wenigen Tagen. „Neben unserem starken Kader können wir, wenn es möglich ist, immer zwei, drei Spieler hochziehen und auch einsetzen.“ Macht Kovac seine Ankündigung wahr, wären Franck Evina und Meritan Shabani die ersten Kandidaten auf eine vorübergehende Coman-Nachfolge. Wechselt Boateng tatsächlich doch noch nach Paris, dürften sich Lasse Mai und Maxime Awoudja Hoffnungen machen. Alle vier unterschrieben im letzten halben Jahr übrigens Profi-Verträge...

Aufrufe: 028.8.2018, 16:03 Uhr
Jörg BullingerAutor