München – „Wenn es Spieler angeht und unfair ist, ganz ehrlich, dann werde ich richtig sauer. Gerade bei jüngeren Spielern wie Tiago Dantas!“ Diese Sätze ließ Hansi Flick am Dienstag los – und ging dabei für seine Verhältnisse aus dem Sattel.
Mit seiner Wortwahl kochte Flick das Thema unnötig hoch. Denn: Abgesehen von regelmäßigen Einheiten bei den Profis und einem Kaderplatz im Spiel gegen Mainz spielte die 20-jährige Leihgabe von Benfica Lissabon beim FC Bayern bisher keine Rolle, auch gestern in Kiel fehlte er. Trotzdem steckt in der Personalie Dantas Konfliktpotenzial zwischen Nachwuchs- und Profi-Abteilung. Das hat mehrere Gründe.
Am Campus ist der junge Portugiese in der Tat nicht unumstritten. Zwar gehört Dantas am Ball vermutlich zu den versiertesten Spielern in der 3. Liga, sein zierlicher Körper erinnert aber stark an einen Jugendspieler. Das wird gerade in Zweikämpfen gegen gestandene Drittliga-Spieler deutlich. Ein Grund, weshalb der Mittelfeldspieler erst in sieben von 18 Liga-Partien zum Einsatz kam.
Auch wenn Flick es nicht gerne hört: In der Nachwuchsabteilung des deutschen Rekordmeisters war man wegen des Dantas-Transfers zumindest irritiert. Tenor: Warum einen talentierten Mittelfeld-Youngster aus dem Ausland holen, wenn es auch in den eigenen Reihen welche gibt?
Unter anderem hatte man sich erhofft, dass in Adrian Fein (21) endlich wieder ein gebürtiger Münchner den Schritt ins Profi-Team schafft. Allerdings waren Flick und Co-Trainer Hermann Gerland von den Fähigkeiten Feins nicht vollends überzeugt. Er wurde daher nach Eindhoven verliehen. Und Dantas kam.
Am Campus ist man außerdem der Meinung, dass Angelo Stiller (19) im Vergleich zu Dantas das größere Mittelfeld-Talent sei. Doch Stiller durfte bisher weniger häufig bei den Profis mittrainieren. Im Sommer wird er den FC Bayern ablösefrei verlassen. Wie auch Tiago Dantas? (bok)