2024-05-10T08:19:16.237Z

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Wappenwechsel: Jens Scheuer, noch Trainer des SC Freiburg, wird im Sommer beim FC Bayern erwartet.  imago
Wappenwechsel: Jens Scheuer, noch Trainer des SC Freiburg, wird im Sommer beim FC Bayern erwartet.  imago

Neuer Trainer für FCB-Damen: Scheuer will Meister werden

Seit 2014 trainiert er die Damen des SC Freiburg

Jens Scheuer hat den SC Freiburg im Frauen-Fußball salonfähig gemacht - im Sommer soll er den FC Bayern für Thomas Wörle übernehmen

München – Der Hinrundenabschluss passte zur insgesamt gelungenen ersten Hälfte der Saison. Mit einem 9:0 über M’gladbach festigte das Frauen-Team des FC Bayern den zweiten Platz in der Tabelle. Seit 21 Heimspielen ist man ungeschlagen. „In der ersten Halbzeit waren wir sehr effizient und haben eine enorme Spielfreude gezeigt“, so Trainer Thomas Wörle, „wir wollten den Sieg unbedingt und auch etwas fürs Torverhältnis tun. Das ist uns beides gelungen.“ Bei dieser Entwicklung fragen sich die Fans einmal mehr, warum es im Sommer zum Trainerwechsel kommt.

Dem Vernehmen nach haben die Münchner den Nachfolger von Wörle, der nach neun Jahren bemerkenswerter Arbeit geht, im Breisgau gefunden: Jens Scheuer, 40, wird für den 36-Jährigen vom SC Freiburg kommen. Der Tabellensiebte hat sich seinerseits bereits Daniel Kraus von der SGS Essen geangelt.

Scheuer wurde einst als Innenverteidiger von Christian Streich zu Freiburgs Junioren geholt, und auch wenn es keine Profikarriere wurde (über die Oberliga kam er nie hinaus), tauscht er sich bis heute immer wieder mit dem Bundesligacoach aus. Auf die Frage, was guter Fußball sei, sagt Scheuer: „Guter Fußball heißt in meiner Sprache, dass wir Fußball miteinander spielen, häufig den Ball haben, viele kurze Bälle miteinander auf den Platz bringen.“ Dass man die Spielfreude und den Spaß am Fußball echt spüre, so der Coach: „So wie man schlussendlich auch auf dem Schulhof gekickt hat. Nur noch mit ein, zwei Inputs.“

Seit 2015 trainiert er die SC-Frauen, zwei Mal wurde er Tabellenvierter, zwei Mal erreichte er das DFB-Pokal-Halbfinale. Das ist nicht schlecht in der Frauen-Szene, in der man sich lange Jahre an den Spitzenteams Wolfsburg, Bayern, Potsdam und Frankfurt abgearbeitet hat. In diese Riege als ein etabliertes Team einzuziehen, dazu bedarf es viel Ehrgeiz, viele Ideen und Durchhaltevermögen. Scheuer gilt zudem als ein Coach, der sich nicht alleine auf sein Wissen verlässt. Da wäre man bei den Inputs, die über den Schulhof-Fußball hinausgehen. „An erster Stelle steht auch das Spiel gegen den Ball“, sagt er, „da darf sich niemand rausnehmen. Jede Spielerin muss die Laufbereitschaft an den Tag legen, den Ball sofort wieder zurückzuerobern.“ Man habe in Freiburg „einen Schritt weiter vom Mädchen- zum Frauenfußball“ geschafft, erklärt Scheuer, wie Wörle ist sein Fokus zweigeteilt: Das Spielerische kommt nie zu kurz, aber die Physis ist auch eine wichtige Komponente.

Sein Team spielt taktisch variabel und hat mehrere Systeme auf Abruf, zudem liegt ihm die individuelle Arbeit am Herzen. Zu einem Trainingslager fuhren schon mal 14 Betreuer mit. „Ich verstehe eventuell was vom Fußball, aber ich bin kein Experte in der Sportwissenschaft oder im Reha-Bereich“, erzählte er mal. Entsprechend habe er sich ein Team hinter dem Team zusammengebaut. In Kooperation mit der Sport-Uni Freiburg werden die Spielerinnen mittels einer App befragt, wie sie sich körperlich und seelisch fühlen. Auf dieser Basis legt Scheuer die Intensität der Einheiten fest.

Lina Magull holte er zum SC, inzwischen spielt sie bei den Bayern. Auch die derzeit verletzte Münchner Torfrau Laura Benkarth kennt den Trainer gut. Er hat den Ruf, ein Händchen im Aufbau eines talentierten Teams zu haben – so wie es Wörle stets gelungen ist. Bei den Bayern ging man inzwischen einen Schritt weiter und holte vermehrt gestandene Spielerinnen. „Fakt ist, dass wir nicht die Möglichkeiten wie andere haben, sie sich fertige Spielerinnen kaufen“, sagt Scheuer über die Bedingungen im Breisgau. Auf die Frage, was er sagen würde, wenn er einen Traum oder eine Vision mit den SC-Frauen äußern dürfe, lautete seine Antwort: „Deutscher Meister werden.“ Das ist in München leichter.

Aufrufe: 06.12.2018, 17:25 Uhr
Münchner Merkur / Andreas WernerAutor