2024-05-08T14:46:11.570Z

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Sebastian Hoeneß förderte zwei Jahre lang die Jugend des FC Bayern München am Campus. dpa / FC Bayern München
Sebastian Hoeneß förderte zwei Jahre lang die Jugend des FC Bayern München am Campus. dpa / FC Bayern München

Hoeneß schleift die Bayern-Talente: „Es ist meine Pflicht!"

Am Campus des FC Bayern

Sebastian Hoeneß arbeitete zwei Jahre lang als Trainer der U19 des FC Bayern mit dem eigenen Nachwuchs. Dem 37-Jährigen ist die Kreativität der jungen Kicker besonders wichtig.
  • Sebastian Hoeneß ist überzeugt: Alle Jugend-Spieler der Bayern-Amateure haben das Potenzial, sich in den Vordergrund zu spielen.
  • Der Trainer der Bayern-Amateure möchte die Kreativität der jungen Spieler fördern.
  • In diesem Punkt sind die Talente aus Frankreich und England schon weiter, glaubt der Trainer des FC Bayern 2.

München - Vor seiner Tätigkeit als Trainer der U23 war Sebastian Hoeneß täglich am Campus . Dort sollen Jugendliche sowohl charakterlich als auch sportlich ausgebildet werden. Die jungen Kicker wachsen anders auf als andere Spieler ihres Alters.

Den Jugendlichen werden im Nachwuchsleistungszentrum die alltäglichen Dinge abgenommen. Dazu sagt Hoeneß im Interview mit goal.com: „Es gibt viele Einflüsse, die auf sie einwirken. Die Jungs bewegen sich ständig im Dunstkreis von anderen Fußballern. Ich glaube, dass äußere Einflüsse zwischendurch auch wichtig sind. Wir als Verein sind uns dieser besonderen Verantwortung bewusst und unternehmen viel in Sachen Persönlichkeitsentwicklung.“

Kind sein ist für die Nachwuchstalente fast unmöglich. Denn sie verfolgen alle dasselbe Ziel: die Bundesliga.

FC Bayern: Jugendtrainer wollen Talente fordern

Die Aufgabe eines Jugendtrainers ist es, Talente zu fördern. Zwangsläufig bleiben aber auch Spieler auf der Strecke. Am Bayern-Campus ist bereits der ein oder andere Traum von der großen Fußballerkarriere geplatzt. Laut Sebastian Hoeneß ist es aber die „absolute Pflicht“ eines Jugendtrainers, den Jungs ein „unverblümtes Feedback“ zu geben. Die Trainer sind deshalb auch stets dahinter her, dass die Jugendlichen sich ein zweites Standbein aufbauen. „Dabei geht es nicht darum, dass sie keinen Fußball mehr spielen sollen. Aber wir empfehlen frühzeitig, parallel zu planen und beispielsweise eine Ausbildung anzufangen, ein Studium zu beginnen oder Praktika zu absolvieren, damit sie sich weiterbilden“, erklärt Hoeneß.

Seit David Alaba herrscht Dürre

Karl-Heinz Rummenigge zeigt sich optimistisch: „Ich sage heute voraus: In den nächsten zwei Jahren werden Spieler aus dem Campus nach oben kommen.“ Seit David Alaba konnte sich kein FC-Bayern-Eigengewächs langfristig bei den Profis durchsetzen. In der Jugend des FC Bayern sind einige Spieler, die den Sprung zu den Profis schaffen können. „Alle Spieler haben das nötige Potentzial, aber die echte Feuertaufe ist es, wenn sie vor 70.000 Zuschauern bestehen müssen“, sagte Hoeneß.

Eine Feuertaufe, die beispielsweise Kai Havertz und Jadon Sancho schon bestanden haben. Diese Talente sind schon im jungen Alter Millionen Euro schwer. Bürde oder Anreiz? Darauf erklärt Hoeneß: „Wenn der eine abhebt, weil er 40 Millionen Euro gekostet hat, viel Geld verdient und glaubt, es damit schon geschafft zu haben, ist es eher eine Bürde. Der andere sagt wiederum: Jetzt habe ich es dahin geschafft und will mehr erreichen.“

FC Bayern: Sebastian Hoeneß will die Kreativität der Nachwuchsspieler fördern

Der FC Bayern München hinkt auf dem ersten Blick in Sachen Jugendarbeit der internationalen Konkurrenz ein wenig hinterher. Das Spiel von Talenten aus England und Frankreich wird vom Bolzplatz geprägt. Diese Jungs oder Mädchen sind reine Straßenkicker. „Die Jungs in England oder Frankreich scheinen mehr Zeit auf Bolzplätzen zu verbringen. Diese Zeit haben unsere Spieler nach der Schule und vor dem Training aber gar nicht mehr“, behauptet Hoeneß.

Laut Hoeneß entwickeln junge Kicker ihre Kreativität auf dem Bolzplatz oder in Fußball-Käfigen: „Dort lernen sie, wann es Sinn macht, den Ball abzuspielen oder wann ein Dribbling angebracht ist. Wenn du als 13-Jähriger auf dem Bolzplatz vor dem eigenen Tor dribbelst, den Ball verlierst und dadurch ein Tor kassierst, wird der 16-Jährige zu dir kommen und sagen: Machst du das noch einmal, spielst du nicht mehr bei uns mit. Das kann positiv prägen“, bestätigt Hoeneß. Der Bayern-Trainer hat es sich als Ziel gesetzt, die Kreativität bei den Talenten des Rekordmeisters zu fördern. „Wir haben festgelegt, dass in der Woche 80 Prozent für das reine Spielen aufgebracht werden“, versichert Hoeneß.

Text: Luca Iannotta

Aufrufe: 014.2.2020, 15:44 Uhr
Münchner Merkur / tz / Redaktion Luca Fussball VorAutor