2024-04-29T14:34:45.518Z

Allgemeines
FC Basel training picture alliance / dpa / Gian Ehrenzeller
FC Basel training picture alliance / dpa / Gian Ehrenzeller

Ex-Kollege von Bayern-Star Alaba: „Ich kann ihn mir woanders vorstellen als in München“

Torjäger über Politik und Instagram

Marc Janko wünscht sich politische Fußballer und ist sich unsicher, sein Kumpel in München bleibt.
  • Über Marc Janko gab es einst Gerüchte, dass er FC Bayern München wechselt.
  • Der Fußballprofi kennt seinen Landsmann David Alaba gut.
  • Im Interview spricht er über Politik, Instagram - und äußert sich zu Alabas.

Berlin - Marc Janko (36) sitzt in einer Rooftop-Bar über den Dächern Berlins, ist einen Tag später zu Gast bei den Laureus-Awards. Und doch ist der österreichische Torjäger (u. a. RB Salzburg, FC Basel) alles andere als der typische Fußballstar. Im tz-Interview spricht Janko über politische Statements, die Scheinwelt Instagram und Landsmann David Alaba.

Herr Janko, Sie haben im letzten Sommer Ihre Karriere beendet. Wie geht es Ihnen damit?

Janko: Mir geht es sehr gut. Ich habe nach meinem Karriereende anfangen müssen, Kalendereinträge zu führen, damit ich alle Termine im Überblick habe. Es ist eine Orientierungsphase, wenn man so will: von der Fremdbestimmung in die Selbstbestimmung.

Sind Sie froh, dass die Fremdbestimmung weggefallen ist?

Janko: Ich fühle mich nach wie vor unheimlich privilegiert für das Leben, das ich bisher führen durfte. Aber ein großes Hindernis in dieser Zeit war, dass ich nie irgendwas zwei Wochen im Voraus planen konnte. Der Plan hat sich ständig geändert. Ich genieße, dass ich jetzt problemlos sagen kann, wo ich in vier Monaten an einem Sonntagmorgen sein werde.

Seit Ihrem Karriereende stehen Sie auch weniger in der Öffentlichkeit.

Janko: Bei mir hatte es keine Dimensionen angenommen wie bei internationalen Stars. Im Vergleich zu Hugh Grant etwa bin ich nicht mal ein kleiner Fisch, sondern fast Plankton. Aber ich genieße jetzt, dass ich mich nicht mehr rechtfertigen muss, wenn ich mal ein Bier trinke.

Sie sehen die sozialen Medien sehr kritisch. Warum?

Janko: Der Mensch ist so gestrickt, dass er sich unterbewusst mit anderen vergleicht. Mich hat speziell bei Instagram genervt, dass ich Perfektion aufs Brot geschmiert bekomme – Essen, Reisen oder Sixpacks. Als Vater bin ich besorgt, in welche Welt meine Kinder geboren wurden.

Sie machen gerne klare Ansagen, auch politische. Viele Fußballer verzichten darauf?

Janko: Ich kann mir vorstellen, dass es in politischen Angelegenheiten eine Unsicherheit oder Unwissenheit gibt. Die Spieler haben Angst davor, etwas Falsches zu sagen oder sich falsch zu positionieren. Wenn ich mich politisch äußere, dann sind es nie parteipolitische Aspekte, sondern überparteiliche. Das sollten viel mehr Leute tun, die eine Plattform haben. Auch wenn man damit nur im Kleinen etwas verändert: Irgendwo muss man anfangen.

Richten wir den Blick auf Ihre Karriere: 2008 gab’s Gerüchte über einen Wechsel zum FC Bayern.

Janko: Ich habe es damals so gehalten, dass ich erst von Anfragen erfahren habe, wenn es wirklich konkret wurde. Dahingehend hat mich mein Manager nie wegen des FC Bayern kontaktiert.

Sie wären auf Landsmann David Alaba (27) getroffen.

Janko: David ist ein großartiger Fußballer! Er hat gezeigt, dass er in der zentralen Verteidigung sehr gut aufgehoben ist. Er ist für spielstarke Mannschaften enorm wertvoll, denn die Innenverteidiger sind bei Ballbesitz-Mannschaften die versteckten Spielmacher.

Was macht Alaba charakterlich aus?

Janko: Er ist mit 17 Jahren in den Kreis der Nationalmannschaft gestoßen, und es war für mich beeindruckend, welchen Charakter er schon damals hatte. Er war wissbegierig, lernwillig. Er hat immer zugehört, war nett und höflich. Es war eine Freude, ihm zusehen, wie er sich zum Mann entwickelt hat. Er ist ein Zugpferd für die österreichische Fußballwelt. Eine schöne Geschichte!

Sein Vertrag läuft 2021 aus.

Janko: Ich kann ihn mir schon woanders vorstellen als in München, aber er muss selbst entscheiden, ob er noch mal etwas anderes sehen will. Er ist Familienvater geworden und es ist schwer zu sagen, ob es ihn reizt, seine ganze Verwurzelung herauszureißen. Auf der anderen Seite ist es eine große Lebenserfahrung, wenn man etwas anderes kennenlernt und einen anderen Impuls bekommt.

Interview: Jonas Austermann

Aufrufe: 020.2.2020, 09:50 Uhr
Münchner Merkur / tz / Jonas AustermannAutor