München - Eines muss man den Verantwortlichen des FC Bayern München lassen: Sie haben ein Gespür für Interimstrainer. Sooft der Trainerstuhl beim deutschen Rekordmeister seit dem Jahr 2004 für gestandene Übungsleiter wie Felix Magath, Louis van Gaal, Carlo Ancelotti oder Niko Kovac auch ein unbequemer war, konnte mit der „Notlösung“ immer der genau richtige Interimstrainer als Nachfolger gefunden werden.
Auf Magath folgte Hitzfeld, auf Klinsmann Jupp Heynckes, der nach der Zeit von van Gaal und Ancelotti noch zweimal für die Bayern die Kohlen aus dem Feuer holte und seine Ära mit dem Gewinn der Champions League 2013 krönte.
Seit dem 3. November 2019 setzt Hans-Dieter Flick (Spitzname „Hansi“) die Reihe der Interimstrainer beim FC Bayern München fort und ersetzt Niko Kovac, dessen Arbeit nach der historischen 1:5-Niederlage bei Eintracht Frankfurt für beendet erklärt wurde.
Name
Amtszeit
Felix Magath
01.07.2004 bis 31.01.2007
Ottmar Hitzfeld
01.02.2007 bis 30.06.2008
Jürgen Klinsmann
01.07.2008 bis 27.04.2009
Jupp Heynckes
28.04.2009 bis 30.06.2009
Louis van Gaal
01.07.2009 bis 09.04.2011
Andries Jonker
10.04.2011 bis 30.06.2011
Jupp Heynckes
01.07.2011 bis 30.06.2013
Josep Guardiola
01.07.2013 bis 30.06.2016
Carlo Ancelotti
01.07.2016 bis 28.09.2017
Willy Sagnol
29.09.2017 bis 08.10.2017
Jupp Heynckes
09.10.2017 bis 30.06.2018
Niko Kovač
01.07.2018 bis 03.11.2019
Hansi Flick
Seit 03.11.2019
Ob Flick einen ähnlichen Weg wie Verein-Legende Heynckes einschlägt, ist reine Spekulation - die lobenden Worte des Altmeisters und seine Forderung, Flick als Dauerlösung zu installieren, dürften beim gebürtigen Heidelberger jedoch runtergehen wie Butter.
Lässt man einmal die Tatsache außen vor, dass Flick als Cheftrainer bisher auf einen eher kleinen Erfahrungsschatz blicken kann - bei der TSG Hoffenheim wurde er 2005 wegen ausbleibenden Erfolgs in der Regionalliga Süd entlassen - scheint er ein geeigneter Trainerkandidat für die Bayern zu sein. Er hat Stallgeruch bei den Roten, gilt als absolut fachkompetent und scheint eine gute Kommunikation mit den Spielern zu pflegen - dazu lässt er einen offensiven Stil spielen, der zum FC Bayern passt.
Als Flick im Juni als Co-Trainer von Niko Kovac vorgestellt wurde, spielte er auch gleich auf seine Vergangenheit bei diesem Verein an: „Bayern München ist ein Verein, der mir am Herzen liegt, eine Topadresse. Als die Anfrage kam, musste ich nicht lange überlegen.“
Hansi Flick war beim FC Bayern München schon Co-Trainer unter Niko Kovac.
Name
Hans-Dieter Flick
Spitzname
Hansi
Geburtstag
24.02.1965
Geburtsort
Heidelberg
Sternzeichen
Fische
Größe
177 cm
Familienstand
Verheiratet
Haarfarbe
Braun
Augenfarbe
Blau
Flicks Stallgeruch bei den Bayern zeugt von seiner durchaus erfolgreichen Zeit als Spieler in München. Mit zarten 20 Jahren überzeugte er den damaligen FCB-Manager Uli Hoeneß von seinen Qualitäten im Mittelfeld und absolvierte in fünf Jahren über 135 Bundesligaspiele für den FC Bayern München. In der Zeit zwischen 1985 und 1990 holte er mit den Roten vier Meisterschaften und einmal den DFB-Pokal.
Sein Abschied bei den Bayern ähnelt dem des mittlerweile ehemaligen Präsidenten Uli Hoeneß: Flicks letztes Spiel im Trikot des FC Bayern war ein 3:0-Erfolg über Borussia Dortmund - sein damaliger Trainer war übrigens Jupp Heynckes. Auch Hoeneß durfte sich bei seiner letzten Partie als Präsident über den 4:0-Sieg gegen den BVB als Abschiedsgeschenk freuen.
Danach unterschrieb Flick beim 1. FC Köln und trug sich dort in 54 Partien dreimal als Torschütze ein. Zahlreiche langwierige Verletzungen zwangen ihn 1992 dann jedoch mit gerade mal 28 Jahren zum Ende seiner Profikarriere.
Jahre
Stationen
Spiele (Tore)
1971 - 1976
BSC Mückenloch
-
1976 - 1981
SpVgg Neckargemünd
-
1981 - 1982
SV Sandhausen (Junioren)
-
1982 - 1985
SV Sandhausen (Profimannschaft)
2 (0)
1985 - 1990
FC Bayern München
139 (7)
1990 - 1993
1. FC Köln
54 (3)
1994 - 2000
FC Victoria Bammental
-
1983
Deutschland U18
2 (0)
Die Trainerkarriere begann dann nur vier Jahre später beim FC Bammental in Baden-Württemberg. Nach vier Jahren zog es Hans-Dieter Flick von dort aus nach Sinsheim, wo das ambitionierte Projekt TSG 1899 Hoffenheim auf ihn wartete. Gleich in der ersten Saison schaffte er es als Trainer mit dem damaligen Oberligisten als Staffelmeister den Aufstieg in die Regionalliga Süd. Trotz mehrerer Versuche sollte es am Ende mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga jedoch nichts werden. Flicks Abenteuer in Hoffenheim fand im November 2005 durch seine Entlassung ein Ende.
Allerdings nutzte er die Zeit im Kraichgau, um sich für die Prüfung des offiziellen Trainerscheins vorzubereiten und erwarb diesen schließlich 2003 zusammen mit Thomas Doll als Jahrgangsbester.
Seine nächste Station als Trainer war dann RB Salzburg, wo er unter Giovanni Trapattoni zusammen mit Lothar Matthäus den Trainerstab bildete. Lange hielt es ihn im gemütlichen Österreich jedoch nicht - nach dem deutschen „WM-Sommermärchen“ von 2006 war durch den Abgang von Jürgen Klinsmann und der „Beförderung“ von Joachim Löw ein Posten als Co-Trainer beim DFB-Team freigeworden.
Flicks Einfluss in der deutschen Nationalmannschaft als Trainer sollte nicht unterschätzt werden. So soll er bei der Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft in Brasilien Löw überredet haben, den Fokus vermehrt auf Standardsituationen zu lenken. Am Ende entsprangen sechs der insgesamt 18 Turniertore Deutschlands einer Standardsituation und das DFB-Team holte sensationell den WM-Titel.
Nach weiteren Jahren als DFB-Sportdirektor zog es ihn zunächst zurück zur TSG Hoffenheim als ‚Geschäftsführer Sport‘, bis er zur Saison 2019/20 als Co-Trainer unter Niko Kovac beim FC Bayern München anheuerte.
Jahre
Stationen
Position
1996 - 2000
FC Victoria Bammental
Cheftrainer
2000 - 2005
TSG 1899 Hoffenheim
Cheftrainer
2006 - 2006 (insgesamt elf Spiele)
RB Salzburg
Co-Trainer
2006 - 2014
Deutsche Nationalmannschaft
Co-Trainer
2014 - 2017
Deutsche Nationalmannschaft
Sportdirektor
01.07.2017 - 26.02.2018
TSG Hoffenheim
Geschäftsführer Sport
01.07.2019 - 02.11.2019
FC Bayern München
Co-Trainer
ab 03.11.2019
FC Bayern München
Interimstrainer
kus