München - Miroslav Klose hat eine außergewöhnliche Karriere hingelegt. Vom Zimmermann, der nur im Amateur-Bereich kickte, zum WM-Rekordtorschützen, der in einem Atemzug mit Legenden wie Ronaldo oder Gerd Müller genannt wird. Sein Wissen um den Fußball gibt er jetzt als Trainer an die U17-Mannschaft des FC Bayern weiter.
Dass er dabei nicht immer mit der Einstellung seiner Schützlinge zufrieden ist, verriet er jetzt im Interview mit der Welt (hinter Bezahlschranke): „Die Jungs sind leider oft zu bequem.“ Es fehle vielfach an der Bereitschaft sich zu quälen und hart zu arbeiten. Und Klose ergänzt: „Manchmal siehst du, wie viel Talent da wäre - da wirst du wahnsinnig.“
Die Gründe dafür sieht der frühere Bayern-Torjäger im Umfeld der jungen Spieler. Das Elternhaus und Berater würden den Nachwuchs-Kickern eine Menge einreden. Vieles davon Unsinn, den Klose den Spielern dann im Training wieder austreiben muss. „Wenn der Spieler selbst nicht spürt, dass er hinterherlaufen muss, und ich als Trainer das immer wieder betonen muss, wird es schwierig. Der Wille muss aus dem eigenen Antrieb heraus kommen, nicht stets von uns diktiert werden“, so der Nachwuchs-Trainer.
Dennoch sieht er die Jugendarbeit der Münchner auf einem guten Weg. Er nennt Alphonso Davies als gelungenes Beispiel, wie sich ein junger Spieler an der Seite der Profis noch weiterentwickeln und aufblühen kann. Das Privileg, mit der ersten Mannschaft trainieren zu dürfen, müsse man sich aber hart erarbeiten, indem man sich in den Jugend-Teams aufopfert, so Klose.
Zu viele Spieler träumen allerdings nur von der Profi-Karriere, anstatt ihr Leben danach auszurichten. „Dass sie sich dafür aber im Hier und jetzt den Hintern aufreißen müssen, das checken sie oft nicht“, bemängelt Klose. Gelingt es ihnen trotzdem, setzt außerdem zu oft Zufriedenheit ein. „Es gibt Spieler, die denken, sie hätten alles erreicht, weil sie mit den Profis mittrainieren dürfen - auch bei uns“, berichtet der U17-Trainer.
Der Druck, den nächsten Thomas Müller oder David Alaba zu produzieren, lastet schwer auf der Jugendabteilung der Bayern. Spätestens seit der Campus fertiggestellt wurde, erwarten die Bosse Erfolge. Auch, weil auf dem internationalen Transfermarkt wahnwitzige Summen für Neuzugänge ausgegeben werden.
Klose fordert allerdings Augenmaß bei der Auswahl der Spieler, die bei den Profis mitwirken dürfen. Einerseits sagt er: „Spieler künstlich in Teams zu pushen und immer schneller in die nächste Auswahl zu befördern, das bringt uns nicht weiter.“ Andererseits fordert er: „Wenn aber ein Nachwuchsspieler bei den Profis im Training überzeugt, sollte er vom Trainer auch die Chance bekommen, ins kalte Wasser geworfen zu werden.