München - Meister müssen aufsteigen! Diese Forderung unterschreiben fast alle Fußball-Fans. Zumindest, wenn es um die Regionalligen geht. In der 3. Liga gestaltet sich das schon ganz anders. Der Erstplatzierte darf hier im Normalfall ohne Relegation nach oben. Aber nicht jeder. Reserve-Teams bleibt der Aufstieg auf jeden Fall verwehrt.
Das Szenario einer zweiten Mannschaft als Drittliga-Sieger machte der FC Bayern II in dieser Saison als erste deutsche Mannschaft wahr. Der historische Titel ist natürlich ein Grund zur Freude, doch vor allem für die jungen Spieler ist der fehlende Aufstieg eben doch ein Wermutstropfen.
So entwickeln sich bei den Münchnern momentan einige verzwickte Personalfragen. Hält man die talentierten Kicker im Verein, können sie keinen Zwischenschritt einlegen, bevor sie sich dem Star-Ensemble in der Bundesliga anschließen. Aktuelle Beispiel sind Lars Lukas Mai und Angelo Stiller, denen von der Vereinsführung Hochbegabung, aber noch nicht unbedingt die Klasse für Deutschlands Beletage attestiert werden. Zweifelsohne würden sie der U23 auch im kommenden Jahr enorm weiterhelfen, hilft ihnen aber noch ein Jahr Drittklassigkeit in der individuellen Entwicklung?
Leihgeschäfte sind vor diesem Hintergrund die gängige Praxis. Doch droht man den Kontakt und das enge Verhältnis zum Spieler dabei zu verlieren. Oftmals kehren die verliehenen nicht zurück. Die Münchner erinnern sich an Jungs wie Marco Friedl.
Und Herbert Hainer mahnt, immer mehr Talente des FC Bayern würden bei den Profis anklopfen. Die Jugendarbeit werde „mehr und mehr zum Quell von jungen Spielern“ und ihre Entwicklung könne sich in der 2. Bundesliga schlicht besser fortsetzen, sie an die erste Elf heranführen.
Aufstieg für die U23: Herbert Hainer fordert Diskussion - „Warum denn nicht?“„Ein Leistungssportler strebt nach dem Maximum – und will aufsteigen, wenn er aufsteigen kann. Ich denke, dass man sich da in Deutschland durchaus mal Gedanken machen sollte", fordert der Präsident des FC Bayern nun im Vereinsmagazin 51 und fährt mit einer Suggestiv-Frage fort: „Es ist verständlich, dass nicht zwei Mannschaften von einem Klub in einer Liga spielen dürfen. Aber beispielsweise in Liga eins und zwei - warum denn nicht?“
Die Frage sei dem FCB-Funktionär durchaus gestattet, doch eine Änderung der Regularien ist momentan keinesfalls in Sicht. Schon die 3. Liga, so der Einwand vieler Fans, sollte für die Zweitvertretungen geschlossen bleiben. Schließlich handelt es sich um eine Profispielklasse.
Andere Beobachter werfen großen Klubs wie dem FC Bayern Egoismus vor, wenn die Forderung nach Zweitklassigkeit der U23-Teams laut wird. Jeder Klub möchte so hoch spielen, wie es nur geht.
Über überhaupt nur eine Mannschaft in den obersten Ligen würden sich viele Fans schier zu Tränen freuen. Wenn dann ein ambitionierter Drittligist dabei zusehen müsse, wie ein Nachwuchs-Team die 2. Bundesliga erfahren dürfte, nur damit sich die Akteure für den selben Klub weiterentwickeln, könnte man manchen Missmut wohl nur allzu gut nachvollziehen. (*tz.de ist Teil des bundesweiten Redaktionsnetzwerks von Ippen-Digital.)