2024-05-02T16:12:49.858Z

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m Trikot des FC Bayern München ist Alexander Nitzl (r.), hier im Derby gegen 1860, seit der C-Jugend unterwegs. Foto: IMAGO
m Trikot des FC Bayern München ist Alexander Nitzl (r.), hier im Derby gegen 1860, seit der C-Jugend unterwegs. Foto: IMAGO

Alexander Nitzl: Auf dem Sprung in die Bundesliga

Ex-Neurieder beim FC Bayern

Alexander Nitzl ist in Neuried fest verwurzelt und hat es über den TSV in die Jugendabteilung des FC Bayern München geschafft. Der Junioren-Nationalspieler befindet sich kurz vor dem Sprung in den Profifußball.

Alexander Nitzl sitzt im "La Molisana", der Gaststätte im Neurieder Sportpark, und blickt aus dem Fenster. Dorthin, wo man den Rasenplatz im Stadion sieht. Der 17-Jährige ist hier fußballerisch groß geworden. Bevor er in der C-Jugend zum FC Bayern München wechselte, war Nitzl mehrmals in der Woche hier beim Fußballspielen gewesen. "Hier ist mein Bezugspunkt. Hierher komme ich immer wieder gerne zurück", sagt der Neurieder.

Voller Terminplan, wenig Freizeit

Heute ist Nitzl allerdings seltener im Sportpark als zu seinen Zeiten als Jugendspieler des TSV. Und das hat einen triftigen Grund: Nitzl befindet sich auf bestem Wege zum Fußball-Profi und ist viel unterwegs. Im vergangenen Juni gewann er mit den B-Junioren (U17) der Bayern die Deutsche Meisterschaft. Und in der A-Jugend (U19) ist er bereits als Spieler des jüngeren Jahrgangs einer der beiden Kapitäne der Mannschaft. Mit der U17-Nationalmannschaft spielte Nitzl im Oktober in Indien bei der Weltmeisterschaft, wo das Team das Viertelfinale erreichte. Zuvor bei der U17-Europameisterschaft hatte er es ins Halbfinale geschafft. Für die Nachwuchsmannschaft des deutschen Rekordmeisters kommt Nitzl bei nationalen Spielen in der U19-Bundesliga und bei internationalen Spielen im Rahmen der UEFA Youth League viel herum. Zudem fährt er mehrfach die Woche vom Elternhaus in Neuried zum Training auf dem neuen FC-Bayern-Campus im Münchner Norden.

Als angehender Profi muss er angesichts des vollen Terminplans auf die eine oder andere Freizeitaktivität verzichten. Neulich beim 18. Geburtstag eines Neurieder Freundes verließ er bereits um 23 Uhr die Feier, um am nächsten Tag fit für ein Spiel zu sein. "Ich weiß, dass ich auf vieles verzichten muss. Aber ich weiß, wofür ich das mache. Der Fußball gibt mir extrem viel", sagt Nitzl.

Die asketische Lebensweise ist nur einer der Erfolgsfaktoren für die steile Fußballer-Karriere Nitzls. Auf dem Feld glänzte er seit der F-Jugend im Neurieder Sportpark mit seinen fußballerischen Fähigkeiten. "Er hat immer sofort verstanden, was man als Trainer von ihm erwartete, und hat es dann sehr schnell umgesetzt", meint Neurieds ehemaliger Geschäftsführer Christopher Utz, der Nitzl in der D-Jugend einst zwei Jahre lang trainierte. "Er hat eine unfassbare Spielintelligenz. Ich vergleiche ihn in seiner Art etwas mit Thomas Müller."

Heimatverein: Groß geworden ist Nitzl beim TSV Neuried. Foto:RMF
Heimatverein: Groß geworden ist Nitzl beim TSV Neuried. Foto:RMF

Doppelte Belastung zwischen Abi und Training

Nach Anfragen vom TSV 1860 München und der SpVgg Unterhaching fiel der Würmtaler Nachwuchsfußballer dann auch der Jugendabteilung des FC Bayern auf. Nach einem Probetraining wurde Nitzl genommen und entwickelte sich in den Folgejahren in der Bayern-Jugend zu einer festen Größe auf dem Feld. "Dass er gut ist, das wussten wir alle. Aber dass er sich so hervorragend entwickelt und von Neuried zum Stammspieler bei Bayern avanciert, war nicht zu erwarten", sagt sein ehemaliger Jugendtrainer Stefan Heller.

Über die fußballerischen Qualitäten hinaus geben ihm das Elternhaus und seine schulische Ausbildung einen wichtigen Rückhalt. Im Sommer möchte Nitzl sein Abitur am Neuhof-Gymnasium in München-Obersendling machen, bevor er sich vollends auf seine Profi-Karriere konzentrieren will. "Ich muss auch meinen Kopf trainieren, um fit zu sein für den Fußball", erklärt Nitzl nüchtern seinen Umgang mit der Doppelbelastung durch Schule und Fußball. Dem als Innen- und Außenverteidiger eingesetzten Bayern-Nachwuchsspieler verhilft seine bodenständige Art zur nötigen Distanz zum Fußballgeschäft. Er ist genauso bodenständig wie sein älterer Bruder Tobias, der bei den Landesliga-Herren des TSV Neuried spielt. Sein Freundesreis stammt größtenteils aus Neuried und überschneidet sich auch teilweise mit dem seines Bruders. Dass er und nicht Tobias den Sprung zu den Bayern schaffte, erklärt sich Nitzl augenzwinkernd bildlich: "Ich war schon beim Geschenkeauspacken an Weihnachten schneller als Tobi."

"Hätte nie gedacht, dass es so gut läuft"

Seine Schnelligkeit unter dem Weihnachtsbaum und auf dem Rasen könnte ihn demnächst in die Bundesliga führen. Nach absolviertem Abitur will er dann ab dem Sommer mit "freiem Kopf" seinen Traum vom Fußball-Profi intensiv verfolgen. "Man muss hart arbeiten. Ich werde alles dafür tun", sagt Nitzl. Falls es nichts mit dem Profi-Dasein werden sollte, möchte er studieren. Nitzl bleibt gelassen, genießt den Augenblick und setzt sich nicht unter Druck: "Vor ein paar Jahren hätte ich noch nie gedacht, dass es so gut läuft und ich das alles erleben darf. Es macht einfach Spaß."

Beim deutschen Rekordmeister ausgebildete Jugendspieler haben erfahrungsgemäß gute Chancen, einen Bundesliga-Verein zu finden. Sein ehemaliger Trainer Utz ist sich nicht nur sicher, dass er diesen Schritt schafft, sondern wünscht seinem ehemaligen Zögling eine noch größere Zukunft. Utz: "Ich traue ihm sogar zu, dass er es bei den Bayern schafft."

Aufrufe: 07.3.2018, 09:40 Uhr
Robert M. FrankAutor