2024-05-08T14:46:11.570Z

Spiel der Woche
Ufuk Muhci und der FC Bayern Kickers (blau) schenkten Trainer Halilic zur Vertragsverlänge­rung einen Derbysieg. F: Zink
Ufuk Muhci und der FC Bayern Kickers (blau) schenkten Trainer Halilic zur Vertragsverlänge­rung einen Derbysieg. F: Zink

Ungleiche Nachbarn

Der FC Bayern Kickers bezwingt den Turnerbund im Derby mit 3:0

Das Nürnberger Stadtderby in der Bezirksliga 1 war eine klare Angelegen­heit. 3:0 hieß es am Ende im Duell des FC Bayern Kickers (6.) gegen Nach­barn TB Johannis 88 (7.). BaKi-Coach Halilic freut’s: Sein Team machte ihm ein passendes Geschenk zur Vertrags­verlängerung.

FC Bayern Kickers Nürnberg - TB Johannis 88 3:0 (2:0)

Beim Turnerbund Johannis 88 haben sie seit ein paar Jährchen ein schickes Gelände: 22000 qm groß, zwei Rasenplätze, einer davon mit Flutlicht, dazu einen Kunstrasen- und einen Hartplatz – repräsentable Ört­lichkeiten also für einen aufstreben­den Bezirksligisten. Ein paar Meter die Marienbergstraße runter können sie davon nur träumen: Das Gelände des FC Bayern Kickers ist gerade so breit, dass ein schmaler Rasenplatz drauf passt, quer am Kopfende liegt zudem ein besserer Rübenacker mit Flutlicht; dazwischen stehen die Autos im Schlamm. Das flache Mehr­zweckgebäude mit den Umkleiden und dem Gastraum ist in die Jahre ge­kommen.

Sonntag, kurz nach 15 Uhr. Der Regen bekommt Unterstützung vom Wind, der an den bunten Schirmen zerrt. Jasmin Halilic, die Kapuze über den blanken Schädel gezurrt, blickt kritisch auf die ersten Ballkontakte. Halilic ist der Mann, der, wenn man so will, das Optimum aus jedem Quadrat­meter des Vereinsgeländes herausge­holt hat. „Unser Herzstück“ nennt ihn BaKi-Vorstand Klaus Hoffmann. Stolz sei er auf das Erreichte und die Kontinuität im Verein, sagt Hoff­mann, der sein Ziel jenseits sportli­cher Ligenzugehörigkeit definiert: „Wir möchten unsere Identität nicht verlieren.“ Und weil Jasmin Halilic so etwas wie die fleischgewordene BaKi-Kontinuität und BaKi-Identität ver­körpert, haben sie letzte Woche mit ihm für die kommende Saison verlän­gert. Es wird Halilic’ neunte sein beim FC Bayern Kickers.

Norbert Frey heißt Halilic’ Pendant aufseiten der 88er. Für Kontinuität steht er noch nicht beim Turnerbund, es ist seine erste Spielzeit. Zehn Minu­ten sind von der Uhr, BaKi ist überle­gen: „In den Fuß“, ruft Frey wieder und wieder, seine Stimme nimmt einen verzweifelten Unterton an. Denn all sein Rufen hilft nichts, die Bälle landen nicht im Fuß, sondern zu weit links, zu weit rechts, zu weit oben davon. Auch Frey – daran wird auch die Pleite an diesem Tag nichts ändern – spielt eine großartige Saison mit dem gut situierten Aufsteiger. Zuletzt aber hat er die Schattensei­ten seines hoch veranlagten Kaders kennenlernen dürfen. Der Grund: Er hat seinen Kapitän ausgewechselt – eine Aktion, die vergangene Saison schon einem seiner Vorgänger Ärger einbrachte. Der Kapitän plus zwei weitere seiner Besten kommen nun nicht mehr ins Training. Aus dem Gefühl mangelnder Wertschätzung, aus Verärgerung, aus Solidarität oder warum auch immer. Zudem fehlen an diesem Tag drei weitere Leistungsträ­ger. Fieber, Weisheitszähne, Urlaub. Nein, Frey sieht nicht besonders zuver­sichtlich aus an diesem Sonntag.

Sonderlob für die Defensive

Von Jasmin Halilic ist derweil wenig zu hören. Daraus lässt sich fol­gern: Er ist zufrieden. Seine hochstehenden Außenverteidiger beschäftig­ten den Gegner auf den Bahnen, der umtriebige Meyer und der ballsichere Berger sind souveräne Anspielstatio­nen im Spielaufbau. Ohne Schnörkel geht es nach vorne.

Nach einer Viertelstunde fällt das 1:0: Ein Fehlpass von 88-Keeper Elbracht, ein Flankenlauf, eine Her­eingabe, die Zagorcic unglücklich auf den Kopf von Muhci verlängert. Der darf jubelnd abdrehen. Zehn Minuten später geht es wieder zu schnell für den Gast, der sich in der Rückwärtsbe­wegung an diesem Tag schwertut. Sekita bekommt den Ball auf den Fuß, lässt einen Gegner aussteigen und ver­wandelt.

„Ein 2:0 ist ein undankbares Halb­zeitergebnis für einen Trainer. Aber in solchen Situationen zeigt sich eben die Reife dieser Mannschaft“, wird Halilic nach der Partie sagen. Sein Team hatte bis dahin noch eine, zwei, drei weitere Chancen, während Kai­ser im BaKi-Tor in den ersten 45 Minu­ten kein einziges Mal eingreifen muss. Nach dem Seitenwechsel erarbeitet sich der Turnerbund zwar mehr Ball­besitz, hat letztlich aber nur eine große Möglichkeit: Günther setzt eine Hereingabe von Wagler über das Tor. BaKi hingegen verwaltet das Ergeb­nis und macht per Foulelfmeter zehn Minuten vor Ende den Deckel drauf.

Wieder ein Sieg ohne Gegentor also für Halilic’ Elf; fünf der vergangenen sieben Spiele endeten so. Vom Trainer gibt es Sonderlob für die Defensivar­beit: „Das ganze Team arbeitet nach hinten mit. Aber auch spielerisch war das heute in der ersten Halbzeit schon sehr, sehr gut“, sagt er. Der Lohn: Rang drei und das Wissen, ein in allen Mannschaftsteilen stabil auftretendes Team zu coachen. Schwächen gibt es an diesem Tag keine zu sehen.

Dass sie noch mal eingreifen ins Ren­nen um den Aufstieg in dieser Spiel­zeit, daran glaubt aber keiner so recht. Die Bezirksliga, so der Tenor von Trainer und Vorstand, sei das Limit. Für Halilic aber muss das nicht immer so bleiben: „Ach, es gibt immer wieder ein Gespräch, eine Anfrage. Ich schließe nicht aus, dass ich auch mal höherklassig trainieren werde.“ Für kommende Saison sei es die Herausforderung, aktuelle Leistungen zu bestätigen. „Was das Jahr darauf sein wird, wird man sehen.“ Das Umfeld sei hier einfach großartig, sagt Halilic noch, bevor er geht. Ende des Jahres wollen sie einen neuen Funktions­trakt errichten. Dann wird es noch bes­ser.

Schiedsrichter: Kevin Rösch (Veitsbronn-S) - Zuschauer: 150
Tore: 1:0 Ufuk Muhci (15.), 2:0 Alexander Sekita (27.), 3:0 Ali Rashid Al Hassan (81. Foulelfmeter)
Aufrufe: 031.3.2015, 12:54 Uhr
Jan MauerAutor