2024-05-08T14:46:11.570Z

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Während die restlichen bayerischen Teams schon längst in der Winterpause sind, geht`s für den FC Bayern Alzenau am 12. Dezember in der Regionalliga Südwest weiter.
Während die restlichen bayerischen Teams schon längst in der Winterpause sind, geht`s für den FC Bayern Alzenau am 12. Dezember in der Regionalliga Südwest weiter. – Foto: Stoll

Kurios: Ein bayerischer Amateurklub bestreitet 2020 noch Ligaspiele

Weil es in der Regionalliga Südwest im Dezember weitergeht, steht der FC Bayern Alzenau vor nie gekannten Problemen

Alle bayerischen Amateurteams befinden sich in der Winterpause. Richtig? Falsch! Wie das gallische Dorf in den berühmten Asterix-Comics hält der FC Bayern Alzenau einsam die Stellung im Freistaat. Für die Unterfranken geht`s am übernächsten Wochenende in der Liga weiter. Wie bitte? Ja, richtig gelesen. Wie`s zu dem Kuriosum gekommen ist, FuPa klärt euch auf.

Zunächst kurz zur Erläuterung: Aufgrund der ausgesprochenen Randlage im äußersten Nordwesten Bayerns gehen die Alzenauer in der Regionalliga Südwest an den Start. So, anders aber als in der Regionalliga Bayern wurde in der Südwest-Staffel nach der Lockdown-Ankündigung für den November noch nicht die Winterpause ausgerufen. Es hatte sich in den letzten Tagen dann abgezeichnet, dass im Dezember - trotz Lockdown-Verlängerung - tatsächlich der Spielbetrieb wieder aufgenommen wird. Vor allem Traditionsklubs wie die Kickers Offenbach, die unter professionellen Bedingungen arbeiten, hatten auf die Fortsetzung gedrängt. Aber wie geht`s da den Alzenauern, die de facto ein Amateurverein sind? "Wir waren gegen die Wiederaufnahme des Spielbetriebs im Dezember", betont der erste Vorstand Andreas Trageser und erklärt: "Wir finden es im Moment einfach gesellschaftspolitisch nicht vertretbar, dass wir in dieser heiklen Phase in der Regionalliga wieder weitermachen. Aber wir müssen es jetzt eben hinnehmen." Letztlich wurde dem Ansinnen der "großen" Vereine Recht gegeben. "Wir haben einige Klubs in der Liga, die unter Profibedingungen arbeiten, die haben ihre Interessen durchgesetzt. Jetzt sind wir eben eine Profiliga", meint Trageser mit süffisantem Unterton.

Der FC Bayern Alzenau um Marcel Wilke (in weiß) spielt bis zum 22. Dezember - und legt am 9. Januar schon wieder mit Ligaspielen los.
Der FC Bayern Alzenau um Marcel Wilke (in weiß) spielt bis zum 22. Dezember - und legt am 9. Januar schon wieder mit Ligaspielen los. – Foto: Claus G. Stoll

Das stellt den Verein vor eine riesige Herausforderung: Weil für den FC Bayern Alzenau im eben zu Ende gegangenen November die Realität auch Trainingsverbot hieß, wird es ein wahrer Kaltstart am 12. Dezember in Kassel werden. "Da bin ich echt mal gespannt. Ich kann nur noch noch mit dem Kopf schütteln. Das ist komplett ungewohnt für uns, so spät im Dezember noch zu spielen. Heute hat`s geschneit, es liegt eine geschlossene Schneedecke. Mal sehen, wie es nächste Woche in Kassel sein wird", meint Trageser und man hört heraus, dass er mit der Entscheidung alles andere als glücklich ist. Einen Monat lang kein Training und dann hinein in den Wettkampf bei möglichen Temperaturen um den Gefrierpunkt. Man muss kein Schwarzmaler sein, um hier ein erheblich erhöhtes Verletzungsrisiko erkennen zu können.

Apropos Training: Wo sich der FC Bayern Alzenau in den kommenden Tagen auf den Re-Re-Start vorbereiten wird, ist völlig unklar. "Wir müssen erst mit den Behörden abklären, ob wir überhaupt in Alzenau trainieren und spielen dürfen. Notfalls muss das gerichtlich geklärt werden", kündigt Trageser an. Der ehrenamtliche Vorstand und seine Kollegen sind am Anschlag: "Was da alles an Aufwand wieder auf uns zukommt. Wir müssen zum Beispiel alle paar Tage Testungen durchführen. Auf der anderen Seite müssen wir aber ohne Zuschauer auskommen und haben null Einnahmen. Wie soll das funktionieren?" Was noch hinzukommt: Die Winterpause fällt in diesem Jahr für den FC Bayern Alzenau aus. Das letzte Ligaspiel vor Weihnachten bestreiten die Unterfranken am 22. Dezember beim SC Freiburg II. Weiter geht`s dann am 9. Januar mit der Auswärtspartie beim FK Pirmasens. Ein straffes Programm.

Einsatz für die Regionalliga: Für Andreas Trageser ein Kampf an der falschen Front.

Dass im Moment alles ein Kampf ist, das weiß auch Andreas Trageser. Für ihn kämpft der deutsche Fußball aber an der falschen Front: "Es ist es wirklich das Wichtigste, dass wir in der 4. Liga jetzt spielen? Oder wäre es nicht viel wichtiger, sich vehement dafür einzusetzen, dass unsere Kinder und Jugendlichen, die sich ohnehin in der Schule sehen, auch endlich wieder zusammen trainieren dürfen? Der Nachwuchs musste dieses Jahr schon Pandemie-bedingt ein halbes Jahr in die Röhre schauen. Die Kinder werden sich einfach andere Sportarten suchen, das muss uns allen bewusst sein. Uns geht eine ganze Generation verloren."

Aufrufe: 01.12.2020, 13:05 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor