2024-05-08T14:46:11.570Z

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Für die Kicker des FC Bayern Alzenau (in blau) sind die sportlichen Gegner im Moment das geringste Problem.
Für die Kicker des FC Bayern Alzenau (in blau) sind die sportlichen Gegner im Moment das geringste Problem. – Foto: Roy Müller

Im Stich gelassen: Wenn der Name FC Bayern nicht alle Türen öffnet

Dilemma in Alzenau: Der einzige bayerische Verein in der Regionalliga Südwest darf nicht in die Saison starten

Es wäre doch nur ein Kilometer - so nah und doch so fern! Dass sie in Alzenau (Lkr. Aschaffenburg) stolz auf ihre Herkunft sind, das verrät schon der Vereinsname: FC Bayern. Aber insgeheim haben sich die Mitglieder um den ersten Vorsitzenden Andreas Trageser wohl in den letzten Wochen mehrfach gewünscht, einen Kilometer weiter in Hessen beheimatet zu sein. Dann wäre nämlich alles einfacher! Weil aber Alzenau noch im Freistaat liegt, gelten für den FC Bayern auch die Verordnungen der Bayerischen Staatsregierung. Wo wir beim Problem wären: Am Samstag nämlich würden die Unterfranken mit dem Heimspiel gegen Rot-Weiß Koblenz in die neue Saison der Regionalliga Südwest starten. Das wird allerdings nicht passieren...

Gemeinhin öffnet der Name FC Bayern Tür und Tor in der Staatskanzlei. Nur allzu gerne schmücken sich die Regierungsvertreter im Maximilianeum mit den Erfolgen des Weltklubs von der Säbener Straße. Für die Belange des ungleich kleineren Namensvetters aus der nordwestlichsten Ecke des Freistaats hat man in München hingegen eher weniger übrig.

Keine Antwort aus der Staatskanzlei - und auf Nachfrage am Telefon abgebügelt worden.

Eine Sondergenehmigung haben die Alzenauer schon vor Wochen beantragt, erzählt Andreas Trageser. Eine Antwort aus der Staatskanzlei gab`s dazu nicht. Desinteresse, Ignoranz - so springt die Regierung mit ihren Vereinen im Moment um. "Wir sind dann heute noch einmal selbst aktiv geworden und hatten gehofft, die steigende mediale Aufmerksamkeit würde vielleicht etwas bewirken. Aber Fehlanzeige. Uns wurde in dem Telefonat lapidar mitgeteilt, dass es keine Ausnahmen geben werde", berichtet der erste Vorsitzende frustriert. In Bayern dürfen eben derzeit nur bayerische Teams gegeneinander spielen - aber auch nur zur Probe. Wettkampf? Das geht nicht, da ist sich die Regierung sicher. Wobei zu erörtern wäre, warum sich nun in einem Testspiel potentiell weniger Kicker anstecken könnten als bei einem Ligaspiel. Eine plausible Erklärung blieb die Regierung um Ministerpräsident Markus Söder bisher schuldig.

Vorstand Andreas Trageser rechnet mit der Politik ab.

Zurück nach Alzenau. "Einen Kilometer weiter dürften wir mit Zuschauern spielen. Was für eine Ungerechtigkeit", seufzt Trageser und teilt gen München aus: "Warum man hier so unflexibel ist und komplett unverhältnismäßig reagiert, kann ich absolut nicht nachvollziehen. Wir werden von der Politik im Stich gelassen. Im Moment werden wir von Gegnern politischer Natur ausgebremst." Der Saisonauftakt gegen Koblenz ist abgesagt, verschoben auf einen unbekannten Termin. Und dann? "Das nächste Heimspiel stünde am 15. September an. Ob das was wird? Ich weiß es nicht, wir hoffen alle auf den 14. September. Dann wird sich die Staatsregierung erneut zu der Thematik äußern", erklärt Trageser, der in diesen Tagen sein unentgeltliches Engagement seitens der Politik in keiner Weise gewürdigt sieht: "Es wird immer groß geflötet: Das Ehrenamt ist uns so wichtig! Das Gegenteil ist im Moment der Fall. Von den Politiker kommen immer nur leere Worthülsen. Wichtig scheint mit vor allem das Postengeschachere zu sein und uns Ehrenamtlern werden immer wieder riesige Steine in den Weg gelegt."

Mediale Aufmerksamkeit soll Druck ausüben.

Das Szenario, dass der FC Bayern Alzenau in dieser Spielzeit kein einziges Heimspiel austragen darf, schwebt wie ein Damoklesschwert über dem Grenzverein. Andreas Trageser hofft nun auf die gestiegene Aufmerksamkeit. "Der Druck wächst, die Presse greift das Thema verstärkt auf. Schließlich wollen ja auch alle anderen bayerischen Mannschaften irgendwann mal wieder spielen." Die Alzenauer schauen nun gebannten Blickes auf den 14. September und erhoffen sich endlich grünes Licht. Und was wenn die Staatsregierung weiter beharrlich ihren Kurs fortfährt? "Dann müssen wir uns etwas neues einfallen lassen. Aber eines ist klar: Dann wird`s richtig schwierig", meint Trageser abschließend - und spricht damit vielen Vereinsverantwortlichen in Bayern aus der Seele.

Aufrufe: 02.9.2020, 15:19 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor