2024-05-02T16:12:49.858Z

Ratgeber Medizin

Neurologisches Screening wird immer wichtiger!

Bei den Profi-Fußballern schreibt es der DFB bereits vor. Beim Projekt „Sport mit Herz“ wurden seit 2007 im Herzzentrum schon 4.800 Sportler und Sportlerinnen untersucht. FCO schickt seine Fußballer zum Screening.

Jeden kann es treffen. Der plötzliche Herztod! Tote Sportler sind seine Schreckensvision, Vorsorge ist ihm deshalb eine Herzensangelegenheit. Und so treibt Dr. Klaus-Peter Mellweg, Oberarzt und Leitender Sportkardiologe im Herzzentrum Bad Oeynhausen, seit 2007 in Ostwestfalen-Lippe das Projekt „Sport mit Herz“ an (siehe extra Kasten).

Es hat sich schon lange herumgesprochen, dass diese Aktion ein überaus sinnvolles Projekt für Amateur- und Hobbysportler in der Region ist. Allerdings könnte die Beteiligung durchaus noch höher sein. „Wir haben seit Beginn dieses Projektes rund 4.800 Sportler und Sportlerinnen beim Screening des Herz-Kreislauf-Systems untersucht. Das Register für OWL ist dabei erschreckend“, sagte der Kardiologe. „Ende 2018 gab es den letzten Fall hier in der Region, wo einer umgefallen ist. Deshalb kann man nicht genug die Aktion der Volksbank Bad Oeynhausen-Herford loben, die mit ihrer Stiftung die Anschaffung von Defibrillatoren bei den Vereinen unterstützt.“


Kopfverletzungen können für Folgeschäden sorgen

Zurück zum Screening im Herzzentrum: „Man bekommt mit wenig Aufwand viele Informationen, die wichtige Erkenntnisse für den Sportler oder die Sportlerin liefern. Bei den Profis im Fußball wird ein Riesen-Medienrummel veranstaltet, wenn etwas passiert, aber bei den Amateuren erfolgt nach einem plötzlichen Herztod manchmal nicht mal eine Meldung oder nur ein Dreizeiler in der Zeitung. In den vergangenen Jahren hat es etwa 20 Fälle von plötzlichem Herztod gegeben“, sagt Klaus-Peter Mellwig. Etwa 50 Prozent überleben bei schnellem Handeln, etwa 50 Prozent sterben.



„Solche Ereignisse wollen wir verhindern, deshalb kann ich nur dazu dringend raten, sich einem Screening zu unterziehen. In anderen Ländern ist das schon lange Pflicht. Bei unseren Profi-Sportlern ist ein neurologisches Screening vom DFB mittlerweile sogar vorgeschrieben. Den Amateur-Vereinen empfiehlt der DFB, solche Maßnahmen unbedingt auch durchzuführen. Sie machen Sinn“, fordert Mellwig die Vereine auf, ihre Sportler und Sportlerinnen durchchecken zu lassen. Es kann Leben retten. Bei der NBA (Basketball-Profiliga in den USA) ist ein neurologisches Screening schon lange Routine.


Projekt „Sport mit Herz“ im Herzzentrum

  • Der plötzliche Herztod ist in Deutschland die häufigste Todesursache außerhalb von Kliniken. Während des Sports können aufgrund von der Belastung lebensgefährliche Herzrhythmus-Störungen auftreten, die zum Herz-Kreislauf-Stillstand führen. Experten raten daher zur Früherkennung möglicher Risiken durch eine Screening-Untersuchung einschließlich EKG. Im Notfall können sofortige Rettungsmaßnahmen und der Einsatz eines automatischen Defibrillator lebensrettend sein. Das Risiko, ein lebensbedrohliches Kammerflimmern zu entwickeln, steigt insbesondere bei über 35-jährigen männlichen Sportlern deutlich an.
  • Unter dem Namen „Sport mit Herz“ hat das Kompetenzzentrum für Sport und gesunde Lebensführung OWL das Projekt „Sport mit Herz“ im April 2007 in Zusammenarbeit mit der Techniker Krankenkasse und dem Herz- und Diabeteszentrum NRW in Bad Oeynhausen ins Leben gerufen. Es richtet sich an Sportlerinnen und Sportler, die in Vereinen oder in ihrer Freizeit Sport betreiben, und bietet eine Vorsorge-Untersuchung des Herzens, ein sogenanntes Screening, für 30 Euro an. Seit damals wurden 4.800 Sportler und Sportlerinnen im HDZ untersucht.

„Schließlich können Kopfverletzungen Folgeschäden verursachen. Wir beschäftigen uns in der Sportkardiologie auch immer intensiver mit dem Kopf. Wenn wir beim Screening Auffälligkeiten ausmachen, schicken wir die Leute zu Prof. Claus Reinsberger. Der ist Facharzt für Neurologie am Sportmedizinischen Institut in Paderborn. Das Screening sollte man alle zwei Jahre wiederholen“, sagt Sportkardiologe Klaus-Peter Mellweg.


Ein Sportverein in der Stadt nimmt dieses Projekt „Sport mit Herz“ sehr ernst und hat schon in der Vergangenheit seine Fußballer ins Herzzentrum zum Screening geschickt. Am Montag waren Spieler der 1. Mannschaft wieder im Herzzentrum. „Die 2. Männer-Mannschaft, die Altliga sowie A- und B-Junioren werden in den nächsten Wochen zur Untersuchung ins Herzzentrum gehen“, sagt der FCO-Vorsitzende Dirk Göhner.

Aufrufe: 015.10.2019, 17:30 Uhr
NW / FuPaAutor