2024-05-02T16:12:49.858Z

FuPa Portrait
Ein talentierter Kicker: Marco Schuster aus Rögling spielt für den FC Augsburg in der A-Jugend-Bundesliga. 	Foto: privat
Ein talentierter Kicker: Marco Schuster aus Rögling spielt für den FC Augsburg in der A-Jugend-Bundesliga. Foto: privat

Zwischen Profi-Träumen und Realität

Marco Schuster spielt in der A-Junioren-Bundesliga für den FC Augsburg

Mittwoch ist Feiertag. Jedenfalls im wöchentlichen Rhythmus von Marco Schuster. Da muss er lediglich in die Schule, am Nachmittag hat der 17-Jährige frei. An den restlichen Wochentagen sieht der Ablauf in etwa so aus: 7 Uhr aufstehen, 8 Uhr in der Schule sein, bis nachmittags pauken, danach ab nach Augsburg zum Training, erst um 21.30 Uhr ist Marco wieder zu Hause. Danach lernt der Schüler der 11. Klasse des Donauwörther Gymnasiums noch eine Stunde und schon geht’s ab ins Bett. „Ich bin eigentlich nur zum Schlafen daheim“, sagt Marco und lächelt.

Der Mittelfeldspieler der Bundesliga-A-Jugend des FCA kann darüber schmunzeln, weil er weiß, warum er sich den Stress antut: Marco möchte Fußballprofi werden. Davon träumt praktisch jedes Kind, nur ist Marco vergleichsweise ziemlich nah dran an der großen Karriere. Angefangen zu kicken hat Marco beim BC Blossenau, über den TSV Nördlingen kam er vor viereinhalb Jahren zum FCA – und ist trotz seines Talents noch weit entfernt vom Sprung zum Profi.

Denn sein Sport ist ein schnelllebiges Geschäft, auch im Jugendbereich. Das weiß Marco. Wer im Training keine Leistung bringt, wird ganz schnell aussortiert. Bei Marco klappt dagegen bislang alles fast reibungslos: Er ist Stammspieler und mit einem schönen Lupfer-Tor in der Halle sogar für den „Bayern-Treffer des Monats Januar“ nominiert. Nur einmal lernte er die unpersönliche Seite des Profigeschäfts kennen. Vor zwei Jahren wurde Marco zur U16-Nationalmannschaft eingeladen und durfte mit ins Trainingslager nach Spanien.

Zu einem Einsatz unter Stefan Böger, dem damaligen Trainer, kam es jedoch nicht: „Ich habe mir im Training einen Muskelfaserriss zugezogen und war zum Zuschauen verdonnert. Ich konnte ja nicht einfach alleine zurückfliegen“, erinnert sich Schuster. Durch die Verletzung hat er seinen Platz in der Nationalmannschaft wieder verloren und seitdem nichts mehr vom DFB gehört – was ganz normal ist. „Da gibt es keinen regelmäßigen Kontakt. Man wird zur Mannschaft eingeladen oder eben nicht“, erklärt Marco. Nicht alle sind mit dieser Handhabung einverstanden. „Da gibt es Eltern, die rufen dann an und beschweren sich. Wir nicht“, sagt Marcos Vater, Heinz Schuster. Er und seine Frau Monika verfolgen die Karriere ihres Sohnes nicht verbissen. Allerdings unterstützen sie ihn nach Leibeskräften.

Zwei Vereinskollegen von Marco wohnen ebenfalls in der Gegend. Zusammen mit deren Eltern wechseln sich die Schusters bei den vielen Fahrten zum Training und den Spielen ab. Marcos Bruder, der 14-jährige Jannik, spielt seit dieser Saison ebenfalls in der U14 für die Augsburger. „Bei uns läuft jeden Tag die Waschmaschine“, sagt Monika Schuster und lacht. Eigentlich könnte sich das Ehepaar weite Fahrten und viele Waschgänge sparen. „Von Vereinsseiten kam schon öfters das Angebot, Marco könnte doch direkt in Augsburg im Internat wohnen“, erzählt Heinz Schuster. Schule, Freizeit, Training – alles wäre perfekt auf den Nachwuchsspieler zugeschnitten.

Genau das wollen die Schusters aber nicht: „Dann dreht sich alles nur noch um Fußball. Wir haben uns bewusst gegen Augsburg entschieden“, sagt Heinz Schuster. Marco soll die wenige Freizeit, die ihm noch verbleibt, genießen können. Abschalten ist angesagt, zu Hause auf dem Sofa oder mit Freunden im Kino – die zwar auch kicken, aber im unteren Amateurbereich.

Dorthin könnte es auch Marco – trotz Profiambitionen – verschlagen, was ihm durchaus bewusst ist. In der Schule wird er oft auf seine Karriere angesprochen, Marco lässt sich nicht feiern: „Wenn jemand was zum letzten Spiel wissen will, dann erzähle ich kurz, wie es war und gehe danach weiter.“ Sich jetzt schon als kleiner Star zu fühlen, liegt ihm völlig fern. Er gibt alles für den großen Traum, hat sich aber vorsichtshalber einen Plan B zurechtgelegt: „Dann studiere ich eben etwas mit Sport.“ Er bevorzugt aber natürlich Plan A: Sich über die zweite Mannschaft für die Profis zu empfehlen und somit den Kindheitstraum leben. Bis es so weit ist, bleibt bei all dem Stress jedoch eines vorerst gleich: Mittwoch ist Marcos Feiertag.

Aufrufe: 021.2.2013, 13:06 Uhr
Donauwörther Zeitung / Marcel StaudtAutor