2024-05-10T08:19:16.237Z

FuPa Portrait
– Foto: © Marcel Minar

Die nächste Trainergeneration

Die Bundesliga macht es mit Nagelsmann, Rose & Co. vor – der Amateurfußball zieht mit. Junge, ambitionierte Trainer sind keine Seltenheit.

Mit Jannik Rönnberg hat der FC An der Fahner Höhe II seit dieser Spielzeit den jüngsten Trainer Thüringens auf Landesebene. Der 23-Jährige feierte mit seinem Verein einen Traumstart in die Liga, wobei für ihn Weiterentwicklung der Mannschaft vor Ergebnissen steht.

„Wichtig für uns war, dass wir nicht nur die drei Punkte geholt haben, sondern unseren Matchplan umgesetzt haben“, fällt sein Fazit vom Auftaktsieg gegen den FC Eisenach (2:0) aus. Dabei wird schon deutlich, dass der 23-jährige DFB-Elitelizenz-Inhaber mehr will als nur Siege feiern. „Wir wollen eine Art und Weise vom Fußball bei uns etablieren. Diese soll auch der Spielweise der Oberliga-Elf ähneln. Die zweite Mannschaft soll ein wenig den Charakter einer U23 bekommen und wir wollen perspektivisch Spieler für die erste Mannschaft ausbilden“, fasst Jannik die übergeordneten Ziele zusammen.

Natürlich schaut ein außenstehender Betrachter erst auf das Alter des Trainertalentes und hat Zweifel, ob ein so junger Übungsleiter schon eine Männermannschaft trainieren und entwickeln kann. Diese Zweifel räumt Jannik im Gespräch schnell aus, denn schnell wird spürbar, dass der 23-Jährige für die Aufgabe als Trainer brennt und das auch so nach Außen projiziert. „Natürlich wird man im Fußball an Ergebnissen gemessen. Aber das ist nicht immer alles. Wichtig ist es sich als Mannschaft zu entwickeln und jeden Spieler – egal ob alt oder jung – besser zu machen. Wenn das passiert, stellt sich auch der Erfolg ein“, so Jannik Rönnberg, der seit gut sieben Wochen für die Reserve des FC An der Fahner Höhe verantwortlich ist.

„Ursprünglich wollte ich als Co-Trainer zu Tobias Busse. Der Verein kam dann mit der Idee auf mich zu, dass ich die Zweite übernehme. Ich wollte aktiv beim FC An der Fahner Höhe etwas mitbewegen. Im Umkreis von Erfurt ist es ein Verein, der es richtig gut macht“, spricht er über seine Intention beim FCAdFH mitzuarbeiten. Fast täglich befindet er sich im engen Austausch mit der sportlichen Führung um Tobi Busse und Christian Heim. Die Weiterentwicklung beim FCAdFH nimmt auch mit dem Oberliga-Aufstieg des Flagschiffs konkrete Formen an. Jannik ist dabei ein wichtiges Puzzleteil.

Mit 18 Jahren machte er seine ersten Schritte im Trainergeschäft. Damals laborierte er an einer schweren Knieverletzung und wusste nicht so recht, ob er als Spieler noch mal richtig angreifen könne. „Ich habe dann meine Trainerscheine gemacht bis zur Elitelizenz vor gut einem Jahr in Leipzig. In zwei, drei Jahren soll dann die A-Lizenz folgen“, so der ambitionierte Coach. In den letzten Jahren kickte er noch sporadisch bei der SpG An der Lache, wolle sich aber nun voll und ganz auf den Trainerjob konzentrieren. „Man kann nur eine Sache mit vollem Engagement machen“, sagt er mit der Entscheidung pro Trainerbank. In den letzten Jahren sammelte er im Nachwuchsleistungszentrum von Rot-Weiß Erfurt und als DFB-Stützpunkttrainer schon viel praktische Erfahrung. Nun kam der Schritt in den Männerbereich.

Doch ist die Akzeptanz überhaupt da, wenn ein für die meisten Spieler jüngerer Trainer vor einem steht? „Auf diese Frage habe ich gewartet“, sagt Jannik lachend. „Natürlich muss ein Trainer Autorität ausstrahlen und sich artikulieren können. Ich habe einen klaren Plan vom Fußball, welchen ich Im Training vorgebe. Ich führe viele Einzelgespräche mit den Spielern und versuche natürlich auch auf die Spieler einzugehen. Sie sollen sich wohlfühlen“, erklärt er seine Kommunikationsphilosophie. „Auch die älteren Spieler haben Schritte in der Entwicklung gemacht, wobei vielleicht einige damit gar nicht gerechnet haben“, blickt er auf sieben Wochen intensiver Vorbereitung zurück. Drei Mal die Woche hat die ambitionierte Reserve des FC An der Fahner Höhe trainiert. Darüber hinaus gab es für die Spieler noch einen individuellen Trainingsplan. „Die Jungs haben super mitgezogen“, so der Coach.

Den Thüringer Amateurfußball in Thüringenliga und Landesklasse bezeichnet der junge Trainer als „Konterfußball – die Teams stehen meist alle tief und abwartend“. „Wir wollen offensiv und mutig spielen – egal ob mit oder gegen den Ball. Wir wollen den Gegner dabei unsere Aktionen und unser Spiel aufzwängen und unsere Stärken in den Vordergrund bringen“, geht er weiter auf die Philosophie ein, die der FC An der Fahner Höhe wohl im gesamten Männer- und Jugendbereich vertritt.

>> zum FuPa-Profil von Jannik Rönnberg

Wie schnell der Weg von jungen Trainern nach oben führt kann, zeigte das Beispiel von Julian Nagelsmann. Als Vorbild bezeichnet Jannik den Trainer von RB Leipzig dennoch nicht. „Nein, ich schaue da nicht auf irgendwelche Karrieren. Ich versuche prinzipiell von jedem, der was mit Fußball zu tun hat, die Meinung anzuhören und daraus was zu lernen. Sei es jetzt ein Bundesligatrainer oder ein Trainer in der Kreisliga. Prinzipiell versuche ich daraus mir was herauszupicken und mich damit ständig zu verbessern“, spricht Rönnberg über seine innere Motivation.

Auch auf die provokante Frage, ob er dann in zehn Jahren schon irgendwo als Profitrainer unterwegs ist, hat das „abgekochte“ Trainertalent schon die medientaugliche Fußballfloskel parat: „Fußball ist ein Tagesgeschäft. Man schaut von Training zu Training zu Training, von Spiel zu Spiel. Ich habe keinen Karriereplan. Aktuell fühle ich mich pudelwohl im Verein und der Mannschaft. Ich will mich natürlich als Trainer entwickeln – in welcher Klasse wird man sehen. Es macht Riesenspaß mit den Jungs zu arbeiten. Was in Zukunft dann kommt, lasse ich einfach auf mich zukommen“, so Jannik. Wir werden die Entwicklung des jüngsten Trainers auf Thüringens Landesebene auf jedem Fall im Blick behalten.

Aufrufe: 010.9.2020, 10:30 Uhr
André HofmannAutor