2024-05-02T16:12:49.858Z

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Besondere Ehrung: Die stellvertretende BLSV-Kreisvorsitzende Margit Conrad überreichte Wolfgang Müller das Ehrenzeichen in Gold mit Kranz. Bauer
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FCA Unterbruck: Wolfgang Müller tritt nach 22 Jahren als Vereinschef ab

Präsident lässt im Interview seine Amtszeit Revue passieren

Wolfgang Müller übergibt nach 22 Jahren als Vereinschef des FCA Unterbruck sein Amt an Andreas Klein. Im Interview blickt Müller auf seine Amtszeit zurück und blickt in die Zukunft.

Unterbruck – „Ich rede immer so, wie mir der Schnabel gewachsen ist.“ Wolfgang Müller sagt das gerne über sich – und diesem Motto ist er immer treu geblieben in seinen 22 Jahren als Vorsitzender des FCA Unterbruck. Am vergangenen Sonntag übergab er sein Amt nun an Andreas Klein – und verabschiedete sich mit dem sympathischen Lachen, mit dem er den Verein gut geführt hatte.

Herr Müller, wie fühlen Sie sich, nachdem jetzt Ihre Ära als Vorsitzender zu Ende gegangen ist?

Es ist für mich eine Erleichterung, dass ich jetzt überall hingehen kann, ohne dass es immer nur um den Sport geht. Jetzt kann ich mich auch mehr um die Familie kümmern, die in dieser Zeit viel zurückgesteckt hat.

Wie wird der FCA Unterbruck seinen Ex-Präsidenten erleben? Stehen Sie jetzt hinter der Trainerbank und schimpfen, wenn die Jungs mal schlecht spielen?

Nein, das werde ich auf keinen Fall tun. Natürlich gehe ich aufs Sportgelände und schaue bei den Spielen zu. Schließlich sind die Spieler der ehemaligen A-Jugend, die der Franz Knoll und ich trainiert haben, heute bei den Herren. Wenn die Jungs mal schlecht gespielt haben, dann wissen sie das auch selber.

Bleiben Sie denn Trainer Ihrer Mädchen-Mannschaft?

Ja, das mache ich weiter. Die Genehmigung der Familie ist da, weil auch Tochter Veronika als meine Co-Trainerin dabei ist.

Die Zeiten sind heute ganz andere. Vor 22 Jahrenhatte kein Verein Probleme, einen neuen Vorsitzenden zu finden. Wie sehr hat sich denn IhreArbeit in dieser Zeitverändert?

Eigentlich war es vor 22 Jahren schon leichter, weil sich beim Übergang von Gottfried Liedl zu mir nur der Kopf geändert hat und die Crew gleich geblieben ist. Heute ist man mehr die Anlaufstation, wenn es mal in den Abteilungen nicht rund läuft. Früher hat man das alles untereinander geklärt, und heute weint man sich gerne bei den drei Vorständen aus. Ich erinnere mich da auch an meine Zeit im Elternbeirat der Schule, als die Lehrer zu mir sagten, ich hätte nie Probleme. Da sagte ich: Wir haben kein Problem, die Eltern haben ein Problem. Kinder lösen das auf ihre Art. Eltern machen dann aus der Mücke einen Elefanten, während die Kinder das schon längst geklärt haben.

Früher war es aber auch selbstverständlich für Eltern, sich beim Sportverein zu engagieren. Heute sehen manche den Verein als weiteren Kinderhort. Sehen Sie das auch?

Als Vorsitzender habe ich das weniger mitbekommen, dafür aber als Helfer bei unserer Kinder-Olympiade. Da geben Eltern um 9 Uhr ihre Kinder ab und fragen, wann sie die wieder abholen sollen. Dabei haben wir keinen Zeitdruck und wollen einfach nur, dass unsere 90 Kinder Spaß haben. Bei allen Mädchen-Mannschaften, die ich trainiert habe, hatten wir nie Probleme. Die Eltern haben mit Kuchen und Fahrten immer alles untereinander organisiert, sodass ich mich voll auf den Fußball konzentrieren konnte.

Heißt das, dass auf dem Land alles noch in Ordnung und vieles leichter als in Gegenden mit städtischen Strukturen ist?

Ich sage mal ganz salopp Ja. Es kann dort auch funktionieren, aber ich stelle es mir in den Städten schwerer vor als auf dem Land.

Was geben Sie nun Ihrem Nachfolger Andreas Klein mit auf den Weg?

Das ist schwierig. Das Thema Corona kann sicher noch eine Zeit lang nachwirken, und es könnten andere Probleme kommen. Er hat aber eine gute Mannschaft und wird das alles nicht so auf sich zukommen lassen, wie ich das getan habe.

Wie meinen Sie das?

Ich würde ihm raten, dass er sagt: „Ja, ich habe es vernommen, aber reden Sie das mit dem zuständigen Trainer oder Abteilungsleiter aus.“ Es kann ja auch mal scheppern, aber danach müssen sich alle wieder mit Respekt in die Augen schauen.

Sie waren jetzt 24 Jahre Gemeinderat in Fahrenzhausen und 22 Jahre Vorsitzender des FCA Unterbruck. Muss man sich nun Sorgen machen, dass Sie Ihre Freizeit nicht mehr füllen können?

(lacht laut) Nein, da muss sich niemand Sorgen machen. Es gibt so viele Dinge, die ich jetzt gerne tun möchte. Ich will viel mit der Familie unternehmen und langjährige Freunde besuchen. Wir wollen einige Ausflüge machen. Und ich habe jetzt die Zeit, mich einfach einmal in die Freisinger Innenstadt zu setzen, auf den Markt zu gehen und Menschen anzuschauen. Sich einfach mal ruhig herunterzufahren, hat mir in den 22 Jahren viel Kraft gegeben.

Interview: Nico Bauer

Aufrufe: 03.7.2020, 10:25 Uhr
Freisinger Tagblatt / Nico BauerAutor